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Lokschuppen Bebra als Retter in der Not

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Von: Thomas Klemm

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Getränkeausgabe am Bahnhof Bebra: Feuerwehrleute aus der Kernstadt und aus Weiterode besorgten alkoholfreie Getränke zur Versorgung der Passagiere vor allem des ICE, der in Bebra einen Zwangsstopp einlegte.
Getränkeausgabe am Bahnhof Bebra: Feuerwehrleute aus der Kernstadt und aus Weiterode besorgten alkoholfreie Getränke zur Versorgung der Passagiere vor allem des ICE, der in Bebra einen Zwangsstopp einlegte. © feuerwehr bebra/NH

Bei einem nächtlichen Einsatz von Feuerwehr und DRK am Bahnhof Bebra wurden ICE-Passagiere mit Getränken versorgt.

Bebra – „Vielen lieben Dank für die Getränke mitten in der Nacht. Das hat uns allen geholfen. Zumal wir kurz vorher schon fast drei Stunden im Tunnel festsaßen. Danke auch an das nette und professionelle Zugpersonal!“

Dieser freundliche Facebook-Kommentar einer Kundin der Deutschen Bahn zielte auf den ungewöhnlichen Einsatz von Rettungskräften und Bahnpersonal in der Nacht vom Freitag zum Samstag im Bahnhof Bebra. Kurz nach Mitternacht steckten hier insgesamt etwa 1400 Passagiere in drei Zügen fest. Auf der ICE-Strecke zwischen Göttingen und Fulda wurden diese durch zwei Zwischenfälle stundenlang ausgebremst. Sowohl die Strecke nach Fulda als auch die nach Kassel war wegen technischer Störung und einer medizinischen Notlage bei Oberhaun voll gesperrt. Drei Stunden lang ging für die im Bebraer Bahnhof festsitzenden Passagiere nichts mehr. Und für viele von ihnen war es in dieser Nacht nicht der einzige Zwangsstopp. Vor allem die Gäste im ICE mussten auf ihrer Reise große Geduld aufbringen.

Gegen 0.30 Uhr wurden 35 Feuerwehrleute aus Bebra und Weiterode, der DRK-Betreuungszug Rotenburg/Obersuhl und der Rettungsdienst des Landkreises alarmiert, um Hilfe im Bebraer Bahnhof zu leisten. „In erster Linie ging es bei dem Einsatz darum, die in den Zügen festsitzenden Menschen mit Getränken zu versorgen“, erklärte Florian Bode, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bebra, auf Anfrage unserer Zeitung. „Das war kein alltäglicher Einsatz“, berichtete Bebras Stadtbrandinspektor Mike Heckroth. „Da waren Personen, die schon mehrere Stunden Reise hinter sich hatten und vier bis sechs Stunden in diesem Zugstau standen.“

Da durch die nicht vorgesehenen Zwangspausen in den Bordrestaurants die Speisen und vor allem die Getränke ausgingen, mussten die Feuerwehrleute und die anderen Rettungskräfte eingreifen. „Wir haben uns um die Versorgung der Passagiere insbesondere mit Getränken gekümmert. Glücklicherweise war im Lokschuppen eine Veranstaltung im Gange und die Betreiber haben uns geholfen. Wir haben denen sozusagen die Bar leer gemacht“, sagte Florian Bode. „Es waren so an die vierzig Kisten alkoholfreier Getränke, die wir aus dem Lokschuppen bezogen, um sie unter die Leute, insbesondere in dem ICE, zu bekommen“, sagte der Bebraer Bürgermeister Stefan Knoche.

Außerdem wurde darüber nachgedacht, die Räumlichkeiten im Bahnhof zu öffnen, sodass die Menschen ihre Notdurft in den Bahnhofstoiletten hätten verrichten können. „Das war dann aber nicht mehr nötig“, so Knoche, „weil der ICE wenig später weiterfahren konnte. Auch der Notfallplan mit Bereitsstellung von Notunterkünften und so weiter, den wir im Katastrophenfall in der Schublade haben, musste nicht in die Tat umgesetzt werden.“

Die Menschen in den Zügen waren jedenfalls dankbar, dass ihnen so unbürokratische Gilfe zuteil wurde. Und die kaam von vielen Seiten. Nicht nur die Feuerwehrleute und DRK-Mitarbeiter eilten zum Ort des Geschehens, sondern beispielsweise auch der Lokführer Patrick Rehn, der in der Stadt weilte, weil hier das Treffen der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahnhistorie über die Bühne ging. „Der stand uns mit seinem Sachverstand zur Seite“, freute sich der Bürgermeister.

Die größte Gruppe unter den Passagieren sei eine etwa 120-köpfige Schulklasse gewesen. „Natürlich waren die Leute auch genervt, aber insgesamt war die Lage relativ entspannt“, sagte Knoche. Die Menschen hätten im ICE gesessen oder sich draußen die Beine vertreten. Einige seien mit dem Taxi weitergefahren. In einem Fall seien Eltern aus Bad Kreuznach mit dem Auto gekommen, um Sohn und Freundin abzuholen. (Von Thomas Klemm)

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