Mit Zwergwiddern auf Titelkurs

Emmely Weppler aus Ronshausen hat ein spezielles Hobby
Ronshausen – Emmely Weppler ist erst zwölf Jahre alt, aber schon Deutsche Jugendmeisterin. Wenn man erfährt, dass jemand Deutsche Meisterin geworden ist, gehen die Gedanken sicher erst einmal in Richtung Sport. Das stimmt bei Emmely nicht, denn sie betreibt keine sportliche Tätigkeit, sondern das Hobby des Kaninchenzüchtens. Aber das schon lange genug, um sich gegen ehrgeizige Konkurrenz so klasse durchsetzen zu können, wie es Spitzenathleten in ihren Sportarten tun. Wobei das Mädchen aus Ronshausen darauf baut, dass ihre Vierbeiner eine möglichst gute Figur abgeben, um die Preisrichter zu überzeugen.
Den prestigeträchtigen Titel holte sich die junge Ronshäuserin bei der 35. Bundes-Kaninchenschau vor einigen Tagen in der Messehalle Kassel. Mit ihren vier Zwergwiddern marderfarbig blau erreichte sie in der Wertung der Jungzüchter die höchste Punktzahl und wurde mit einem Gesamtergebnis von 385 Punkten Deutsche Jugendmeisterin. Ihr bestes Tier aus der ausgestellten Sammlung gewann außerdem den Ehrenpreis als Klassensieger. Der jungen Züchterin kann man zu dieser Leistung herzlich gratulieren. Ihren Vierbeinern, die übrigens nur Zahlen statt Namen tragen, hingegen nur noch aus der Ferne. Die Zwergwidder der jungen Dame vom Kaninchenzuchtverein K 97 „Edle Rasse“ Ronshausen sind nach der Kaninchenschau in alle Winde zerstreut worden. Denn auch das bringt so eine Ausstellung mit sich. Interessenten aus ganz Europa tummeln sich in der Ausstellungshalle, um sich die besten Rammler und Häsinnen zu sichern, sie also zu kaufen. „Meine vier Zwergwidder sind dort auch verkauft worden“, erzählt Emmely Weppler im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber das macht nichts, denn ich habe noch genügend Tiere bei uns im Stall.“ Und der Nachwuchs wird auch nicht lange auf sich warten lassen. Einige ihrer Kaninchen sind inzwischen trächtig, Anfang März werfen sie.
Seit sie denken kann, interessiert sich Emmely Weppler für Kaninchen. Kein Wunder, sind doch nahezu alle Familienmitglieder angetan von diesem Hobby. Das ging schon los bei Emmelys Uropa Johannes Knutas. Vor allem ihr Opa Volker Weppler, der Zuchtwart des Ronshäuser Zuchtvereins ist und auf dessen Grundstück auch ihr Kaninchenstall steht, gab ihr die Freude an der Kaninchenzüchterei mit auf den Weg. In ihm findet sie bis heute auch den größten Unterstützer bei ihrer Freizeitbeschäftigung. „Wenn Emmely mal keine Zeit hat, weil sie Hausaufgaben machen muss oder einem ihrer anderen Hobbys nachgeht, übernehme ich gern die Fütterung und Pflege der Tiere. Das ist doch klar“, sagt er.
Apropos Hobbys: Neben der Kaninchenzucht spielt Emmely seit vier, fünf Jahren Geige. Außerdem ist sie seit zwei Jahren Mitglied in der DLRG-Ortsgruppe Obersuhl. Das Musizieren und Rettungsschwimmen sind neben dem Besuch der Blumensteinschule zwei Beschäftigungen, die Zeit und Aufmerksamkeit einfordern. Ihr liebstes Hobby ist und bleibt aber das Kaninchenzüchten. Darüber ist natürlich auch ihr Opa sehr froh. „Uns fehlt, wie in so vielen anderen Vereinen auch, der Nachwuchs“, sagt er. „Wir haben viele Züchter verloren. Die Umstände sind auch durch Corona schwieriger geworden“, beschreibt Volker Weppler die derzeitige Situation.
Begonnen hat Emmely Weppler ihre eigene Vereinsmitarbeit in Ronshausen mit Kaninchen der Rasse „Farbenzwerge“. Die seien aber zu unruhig gewesen, weshalb später der Umstieg auf die „Zwergwidder marderfarbig blau“ erfolgte. Inzwischen hat sie zwei Gruppen dieser Zwergwidder in ihrer Obhut. Zum einen sind das die „Wettkampfkaninchen“, also die, welche bei Ausstellungen und Zuchtschauen präsentiert werden. Und zum anderen sind es die Tiere, die man hätscheln und tätscheln kann, die auch mal ein Leckerli außer der Reihe bekommen und bei denen man nicht immer strikt auf das „Wettkampfgewicht“ achten muss, welches zwischen 1500 und 1900 Gramm liegt, erzählt die Zwölfjährige. Übrigens unterscheiden sich diese beiden Gruppen nicht nur dadurch. Die Ausstellungstiere bekommen eine Zahlenfolge als „Namen“, während die anderen tatsächlich Joey, Blümchen und ähnlich heißen. „Joey ist der absolute Liebling unter meinen Tieren. Und bei dem muss ich auch nicht so streng aufs Gewicht achten“, schmunzelt Emmely. Das Kaninchen namens Joey wird allerdings auch weiterhin nicht von der Partie sein, wenn die junge Ronshäuserin bei zukünftigen Leistungsschauen, etwa Ende des Jahres in Leipzig, ihre Tiere präsentiert. Wenn es um Körperform, Fellbeschaffenheit und andere äußerliche Merkmale ankommt, kann er nicht mithalten. Da müssen andere Zwergwidder ran.
Im Alter von acht oder neun nahm Emmely zum ersten Mal an solch einer Schau teil. Der Ehrgeiz, dabei gut da zu stehen, ist durchaus sportlicher Natur. „Ich möchte auch in Leipzig mit meinen Tieren sehr gut abschneiden“, sagt sie. Der Anspruch ist gegenüber den Anfangsjahren gewachsen. Und einen Ruf hat das junge Mädchen aus Ronshausen neuerdings ja auch zu verteidigen. (Thomas Klemm)