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Mysteriöse Blutspur neben Sandkasten entdeckt: Wer war hier am Werk?

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Von: Christopher Ziermann

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Die Blutlache vor einem Wohnhaus in Dankerode gefunden.
Die Blutlache wurde direkt vor einem Wohnhaus in Dankerode gefunden. © WhatsApp-Gruppe „Wolf-Monitor Hessen“

Vor einem Wohnhaus in Dankerode wurde am 09.11.2020 eine Blutlache gefunden. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse, von wem das Blut stammt.

Rotenburg-Dankerode – Das Blut, das am 11. November vor einem Wohnhaus in Dankerode gefunden wurde, stammt von Rotwild und nicht von der in der Nähe tot aufgefundenen Katze. Das haben genetische Untersuchungen ergeben, teilt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit.

Der Betreiber der privat geführten WhatsApp-Gruppe „Wolf-Monitor Hessen“ hatte in E-Mails an mehrere Medienvertreter die Frage in den Raum gestellt, ob hier ein Wolf Rotwild gejagt habe. Die Blutlache war direkt neben einem Sandkasten gefunden worden.

Blutlache gefunden: Keine Hinweise auf Wolf

Es gibt laut HLNUG keine Hinweise darauf, dass ein großer Beutegreifer, also zum Beispiel ein Wolf, an der Situation beteiligt war. „Die Spurenlage mit erheblichen Mengen Blut, jedoch ohne Pfotenabdrücke oder Schleifspuren sowie ohne auffindbaren Kadaver sind untypisch für eine Situation, in der ein Wolf ein Tier getötet hat“, so das HLNUG. Zu dieser Einschätzung komme auch die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW).

In Sozialen Medien wird teilweise vermutet, dass der Fall von Menschen fingiert wurde. Dazu würde passen, dass auf Fotos von der angrenzenden Weide der Zaun auf beiden Seiten von außen nach innen umgedrückt ist. Bei einer Verfolgungsjagd über die Wiese müsste der Zaun eigentlich dort, wo die Tiere die Weide wieder verlassen, der Zaun von innen nach außen umgedrückt werden.

Blutlache neben Wohnhaus: Zeugen hören Kampf zwischen Wildtieren

Zeugen, die einen Kampf zwischen Wildtieren gehört haben, haben sich bislang nicht gemeldet. An dem Morgen, als die Blutlache gefunden wurde, waren Mitarbeiter des HLNUG im benachbarten Werra-Meißner-Kreis bei einer Gesprächsrunde, wo es um einen möglichen Abschuss der Stölzinger Wölfin ging. Zu dieser Vermutung äußert sich das HLNUG nicht. Man könne nur Fakten bewerten und keine Mutmaßungen anstellen.

Der Betreiber der WhatsApp-Gruppe will die Möglichkeit, dass hier Menschen am Werk waren, nicht ausschließen, sagt aber, dass es durchaus plausibel sei, dass Rotwild nach einer starken Verwundung durch einen Biss noch mehrere Kilometer laufen kann.

Mögliche Bissverletzung? Tier verliert ein Liter Blut

Er verweist auf die Einschätzung des Tierarztes und Jägers Dr. Michael Weiler aus Gelnhausen. Der sagt unserer Zeitung: „Ich habe in den vergangenen 40 Jahren Verletzungen aller Art erlebt. Wenn größere Blutgefäße durch einen glatten Schnitt verletzt werden, verliert ein Tier sehr schnell viel Blut. Wenn die Gefäße aber wie bei einem Riss ausgefranst werden, ziehen sie sich durch ihre elastischen Fasern schnell wieder so zusammen, dass der Blutfluss zum Stillstand kommt oder erheblich reduziert wird.“ Die Blutmenge auf den Fotos von Dankerode schätzt der Tierarzt auf rund einen Liter. Ein ausgewachsenes Stück Rotwild habe zehn bis zwölf Liter Blut.

Auch die Sichelform der Lache sei plausibel, wenn das Opfer wieder auf die Läufe komme und Drehbewegungen mache. Die Läufe würden sich dann nicht geradlinig nach vorne bewegen, sondern das Tier würde Ausweichbewegungen machen, durch die die Form auf dem Boden entstehen könne.

Blut stammt nicht von Katze

„Ich kenne einen Fall, da ist ein Pferd mit einer schweren Verletzung noch sechs Kilometer weit gelaufen und man hat entlang des Weges an den meisten Stellen nicht mehr als Blutspritzer gesehen. Am Ende hatte es wohl rund 20 Liter Blut verloren, bis es nicht mehr laufen konnte. Aber nachdem es behandelt wurde, hat es überlebt“, sagt Weiler. Er betont aber, dass er im vorliegenden Fall nur anhand der Fotos und Berichte anatomische Einschätzungen dazu vornehmen könne, was theoretisch möglich sei. Was genau in Dankerode passiert sei, könne er aus der Ferne nicht sagen.

Der WhatsApp-Gruppen-Gründer sagt: „Den Kadaver hätte man finden können, aber nicht müssen. Dafür hätte man aber auch richtig suchen müssen. Hier wurde nur im Nahbereich gesucht.“ Sicher ist nur: Von der Katze, die ein Jäger mit seinem Hund gefunden hatte, stammt das Blut nicht. (Christpoher Ziermann)

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