Schenklengsfeld: Aussicht auf Landecker ist zugewachsen

Am „Rittersprung“ in Oberlengsfeld versperren hochgewachsene Bäume die Aussicht. Der Bankwart des Heimatvereins möchte das ändern, doch das Baumschneiden ist wohl bald verboten.
Oberlengsfeld – Als Lohn für den anstrengenden Aufstieg bot sich Wanderern vom „Rittersprung“ auf dem Landecker Berg einst ein einzigartiger Panoramablick.
„Früher konnte man das Hessische Kegelspiel – den Soisberg mit seinen sieben Brüdern –, Burg Fürsteneck, den Ringberg, den Stoppelsberg, den Rimberg und den Kernort Schenklengsfeld mit den meisten Ortsteilen von diesem idyllischen Platz mit Ruhebank genießen“, erinnert sich Hartmut Kuhn. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben allerdings die in die Höhe gewachsenen Bäume das Blickfeld wie ein Vorhang zugezogen.
Spätestens ab dem kommenden Jahr könnte es mit dem Fernblick vom einzigen Aussichtspunkt am Landecker ganz vorbei sein, fürchtet der Oberlengsfelder, der sich als Bankwart des Heimatvereins Landeck mit seinen Mitstreitern zahlreiche Rast- und Sitzgelegenheiten für Wanderer im Gemeindegebiet instand hält. Mehrfach hätten die Mitglieder des Heimatvereins den Aussichtspunkt unterhalb der Burgruine Landeck freigeschnitten. Wegen Naturschutzauflagen sei das in Zukunft wohl nicht mehr möglich.
Auf Beschluss der Landesregierung soll der gesamte Landecker als Naturschutzgebiet ausgewiesen und in eine rund 600,5 Hektar große Kern- sowie eine rund 47 Hektar große Pflegezone unterteilt werden (unsere Zeitung berichtete).
Hartmut Kuhn sieht daher jetzt die letzte Gelegenheit, den Panoramablick vom 511 Meter hohen „Hausberg“ der umliegenden Orte wieder freizumachen: „Spätestens jetzt müsste Hessen Forst die Motorsäge einsetzen und etwa sechs Buchen fällen.“ Schon seit mehreren Jahren sei er dazu im Kontakt mit dem Forstamt Bad Hersfeld, wo sein Vorstoß bislang jedoch kein Gehör gefunden habe.

Den vergleichsweise kleinen Eingriff in die Natur hält der 67-Jährige für vertretbar und verweist darauf, dass in den umliegenden Waldgebieten im großen Stil Bäume für Windparks gefällt worden seien. Zudem könnten die Buchen als Totholz liegen bleiben, sodass zugleich ein Biotop für Kleintiere geschaffen würde, regt Hartmut Kuhn an. „So könnte man mit wenig Aufwand und geringen Kosten vielen Besuchern und Wanderern eine dauerhafte Freude machen und die Gemeinde Schenklengsfeld und die Region wären um eine Attraktion reicher“.
Das sagt der Forstamtsleiter Oliver Scholz dazu
Der Leiter des für den Landecker Berg zuständigen Forstamts Bad Hersfeld, Oliver Scholz, sieht keine Möglichkeit, Bäume zu fällen, um das Blickfeld am „Rittersprung“ wieder frei zu machen, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt.
Von Hessen Forst und dem Forstamt Bad Hersfeld werde zwar grundsätzlich seit vielen Jahrzehnten die Erholungsfunktion des Waldes durch gezielte Maßnahmen gefördert. „Dazu gehört auch die Schaffung von Ausblicken in die Landschaft, indem im bewirtschafteten Wald an einzelnen Stellen bewusst Bäume entnommen werden, um Wanderern den Blick in die Landschaft zu eröffnen“, unterstreicht der Forstamtsleiter. Im Fall des Rittersprungs auf dem Landecker sei das allerdings nicht möglich. Denn bereits im Jahr 2016 sei der Berg als sogenannte Kernfläche und Teil des Biosphärenreservats Rhön stillgelegt und damit aus der Bewirtschaftung und Holzgewinnung genommen worden.
„In diesem Gebiet dürfen seitdem keine Bäume mehr gefällt werden und die Natur soll sich frei und vom Menschen unbeeinflusst entfalten dürfen“, erläutert Oliver Scholz.
Lediglich im Bereich der Burgruine Landeck dürften noch in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden einzelne absterbende Bäume aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden.
Wanderwege werden nicht mehr Instand gehalten
Der Bankwart des Heimatvereins erinnert daran, dass die Staatsforstverwaltung die Bürger in den 1970er Jahren noch aufgefordert habe, Vorschläge für neue oder Verbesserungen für bestehende Aussichtspunkte zu unterbreiten. „Auf diese Weise sollte die Verbindung zwischen den Menschen und den Wäldern gestärkt werden. Davon sind wir heute weit entfernt“, beklagt der 67-Jährige. Seit der Landecker vor einigen Jahren aus der Holzwirtschaft genommen wurde, wüchsen auch die Wald- und Wanderwege – darunter der Fernwanderweg E 6 – zu und würden nicht mehr instandgehalten.
Für Kuhn ist daher fraglich, welche Wege von Wanderern künftig überhaupt noch genutzt werden dürfen und können. Gottesdienste auf der Burgruine Landeck lässt der Entwurf der Schutzgebietsverordnung ausdrücklich zu. Dennoch hat der Bankwart seine Zweifel, ob die traditionellen Himmelfahrtsandachten mit Waldfest dort nach der Schutzgebiet-Ausweisung noch in gewohnter Form möglich sind (Jan-Christoph Eisenberg)