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Sommer war deutlich zu nass: Wetter führte im Landkreis zu Qualitätseinbußen beim Getreide

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Von: Carolin Eberth

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Die zwei Knaben am Fuldaufer hätten sich im Sommer 2021 auch besseres Wetter gewünscht, um mit Lederhose bekleidet ein Bad zu nehmen. Doch das Wetter spielte nicht mit, weshalb ihnen nichts anderes übrig blieb, als die Regenkleidung anzuziehen. Erst am Donnerstag wurden sie so in der Rotenburger Innenstadt gesehen.
Die zwei Knaben am Fuldaufer hätten sich im Sommer 2021 auch besseres Wetter gewünscht, um mit Lederhose bekleidet ein Bad zu nehmen. Doch das Wetter spielte nicht mit, weshalb ihnen nichts anderes übrig blieb, als die Regenkleidung anzuziehen. Erst am Donnerstag wurden sie so in der Rotenburger Innenstadt gesehen. © Carolin Eberth

Ein Bilderbuchwinter mit viel Schnee, und ein verregneter Sommer. Die Werte der Temperaturen und des Niederschlags lagen auf das gesamte vergangene Jahr gesehen im Durchschnitt.

Hersfeld-Rotenburg – Das geht aus den Daten der Arbeitsgemeinschaft Land- und Wasserwirtschaft (AGLW) im Landkreis Hersfeld-Rotenburg hervor.

Die Temperatur lag im Durchschnitt bei 9,3 Grad. Das langjährige Mittel zwischen 1990, als die AGLW im Landkreis mit den Aufzeichnungen begann, und 2020 liegt bei 9,4 Grad. Durchschnittlich fielen im Kreis in diesen 30 Jahren 710 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Im Jahr zuvor waren es nahezu 100 Liter weniger.

2021 liegt mit 707 Litern allerdings wieder im mittleren Maß. Besonders problematisch ist dabei laut Philipp Pfister von der AGLW, dass sich der Niederschlag mit einem großen Anteil auf den Sommer zwischen Juni und August konzentriert hat. „Dies führte zu erheblichen Ernte-Erschwernissen, da es kaum Phasen längerer Trockenheit gab, die den Boden und die Frucht abtrocknen ließen. Die Folgen waren schlechtere Qualität, Bodenverdichtungen und Ertragsausfälle“, sagt Pfister.

Hinzu komme, dass vor der Regenwelle Ende Juni eine mehr oder weniger plötzlich auftretende Hitzewelle mit Temperaturen um die 40 Grad und hoher Sonneneinstrahlungsintensität aufgetreten sei. „Die führte vielerorts im Landkreis zu Ertrags- und Qualitätseinbußen im Getreide – vor allem bei der Gerste – da hier oft die Ähren regelrecht verbrannt und abgestorben sind, sodass keine Einlagerung von Zucker (Stärke) und Proteinen erfolgen konnte“, erklärt der Agrarwissenschaftler.

Der Herbst lag dann bis Dezember unter dem langjährigen Durchschnitt der Niederschlagsmengen. „Allerdings kam es nicht zu einer Austrocknung des Bodens durch den Mangel an Sonnenstunden und die Niederschlagsverteilung.“ Der Boden sei das ganze Jahr über feucht und warm gewesen, sodass optimale Mineralisationsbedingungen herrschten, die dem Mais und dem Gras optimale Bedingungen boten.

In Mansbach regnete es am meisten: Schneedecke Anfang 2021 schützte Pflanzen und Mäuse

Die Jahre 2018, 2019 und 2020 waren im Landkreis deutlich wärmer und trockener als der Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre, wie aus den Daten der Arbeitsgemeinschaft Land- und Wasserwirtschaft (AGLW) hervorgeht. „Deshalb war es 2021 sehr gut, dass es wieder mehr geregnet hat und wir insgesamt wieder im Durchschnitt lagen“, sagt Philipp Pfister von der AGLW.

Die geringen Niederschlagsmengen hätten sich in den vergangenen Jahren besonders auf das Grundwasser ausgewirkt, das sich dadurch nicht regenerieren konnte. „Doch auch wenn wir dieses Jahr wieder mehr Regen hatten, reicht es nicht aus, um das wieder auszugleichen“, sagt Pfister.

Die AGLW misst an 14 Stationen die Niederschlagsmenge im Landkreis. Am meisten hat es mit 950 Litern pro Quadratmeter in Mansbach geregnet. Damit hat es das zweite Jahr in Folge in dem Hohenröder Ortsteil am meisten Niederschlag gegeben. Am wenigsten Regen bekamen Niedergude mit 611, Aua mit 631 und Niederaula mit 645 Litern pro Quadratmeter ab. „Das zeigt, dass es wirklich große Unterschiede gibt, auch innerhalb eines einzigen Landkreises.“

Unter dem Durchschnitt liegt das Jahr 2021 aber bei den nur sechs Hitzetagen mit über 30 Grad, von denen alle im Juni aufgezeichnet wurden. Am wärmsten war es an der Wetterstation in Niedergude, die repräsentativ für Waldhessen ist, am 18. Juni mit 36,7 Grad. Zum Vergleich: 2020 gab es insgesamt elf Hitzetage und 2019 waren es sogar 25.

Am anderen Ende der Skala reichten die Temperaturen bis zu minus 20,7 Grad. Dieser Wert wurde am 10. Februar 2021 erreicht. 2020 wurden am kältesten Tag im Jahr, dem 2. Januar, nur Höchstwerte von minus 7,1 Grad aufgezeichnet. „Bei der Kaltfront im Februar 2021 war besonders gut, dass eine isolierende Schneebedeckung vorhanden war und so die Pflanzen geschützt waren.

Der Schnee hat außerdem auch Tiere wie Mäuse geschützt und gewärmt“, sagt Pfister. Die Schneeschmelze sei dann langsam gekommen. Das habe man daran gesehen, dass es trotz der großen Schneemengen nicht zu Überflutungen kam. Das Wasser habe daher gut in den Boden einsickern können.

Der Januar 2022 liege bisher im Durchschnitt, was den Regen angeht, dafür sei er jedoch um einiges wärmer als im Jahr zuvor. „Da lässt sich nur hoffen, dass der Wintereinbruch mit Schnee und Frost nicht um Ostern kommt“, sagt Pfister mit einem Schmunzeln. (Carolin Eberth)

AGLW berät in 16 der 20 Kreis-Kommunen

Die AGLW wurde 1990 gegründet, um durch Beratung der Landwirte die Trinkwasserqualität zu verbessern. Ihr gehören neben dem Kreisbauernverband, dem Wasserverband Ost und der Energienetz Mitte GmbH 16 der 20 Kommunen des Kreises Hersfeld-Rotenburg an, hinzu kommen Ringgau, Herleshausen und Eiterfeld. Um die Landwirte beraten zu können, wertet die AGLW Wetterdaten aus der Region aus. (Christopher Ziermann)

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