Sturm Friederike wütete in den Wäldern im Kreis Hersfeld-Rotenburg stärker als gedacht

Rotenburg. Auch im Kreis Hersfeld-Rotenburg hat Sturm Friederike große Schäden angerichtet. Wir durften Mitarbeiter des Forstamtes Rotenburg im Hubschrauber begleiten.
Gut hunderttausend Bäume, so lautete vor etwa zehn Tagen die erste Schätzung, soll Sturmtief Friederike auf der Fläche des Forstamts Rotenburg umgeworfen oder abgebrochen haben.
So gewaltig diese Zahl klingt – vom Hubschrauber aus zeigt sich, dass sie angesichts der 20 000 Hektar Waldfläche des Forstamts im Vergleich zur Gesamtzahl der Bäume verschwindend gering ist. Dennoch: Fast überall offenbaren sich die Schäden, die Friederike hinterlassen hat.
Die Kommunikation
Vom Grundstück von Hessen Mobil an der Autobahn bei Hönebach aus hebt sich der Hubschrauber lärmend in die Luft. Lothar Wehner, beim Forstamt Rotenburg zuständig für Technik und viel mit Harvester-Einsätzen befasst, gibt per Handzeichen und Sprechfunk die Richtung vor: Ronshausen, Wildeck, Cornberg, Alheim, Rotenburg, Sterkelshausen und Bebra –- in dieser Reihenfolge sollen die Reviere beflogen und genau in Augenschein genommen werden.
Die Dokumentation
Heinrich Peitzmeier, Revierleiter Cornberg, und Michael Herzog, Revierleiter Bebra, sitzen auf der Rückbank, beugen sich nach links und rechts und markieren mit schwarzen Stiften auf Landkarten in ihren Händen, wo welcher Schaden entstanden ist. Was sie sehen, bestätigt im Allgemeinen die früheren Vermutungen: Vielerorts hat der Wind großflächig Fichten umgeworfen. Andernorts hat er im Wald einzelne Bäume gepackt und entwurzelt oder abgeknickt. Das verrät immer wieder der seitliche Blick in den Wald vom tief fliegenden Hubschrauber aus.
Die schwerste Schäden
Die Böen aus Nordwesten müssen extrem heftig gewesen sein: Auch Laubbäume, selbst gestandene Eichen, haben sie umgeweht. Am heftigsten betroffen ist das Revier Cornberg und der Wald auf der Grenze zwischen Alheim und Rotenburg. Die nordwestliche Seite des Alheimers ist regelrecht rasiert. Dabei verraten große Flächen mit noch jungen Bäumen nebenan, dass hier vor erst elf Jahren Orkan Kyrill sein Werk getan hat.
Was für Fahrzeuge ein weiter Weg wäre, bewältigt der Hubschrauber in Sekunden. Schnell springt er vom Haseltal in den Gudegrund. Mancherorts gewährt die erhöhte Position besondere Einblicke. Dass bei Asmushausen zahlreiche Nadelbäume so gefallen sind, dass ihre Spitzen knapp vor der Bahntrasse zum Liegen kamen, zeigt sich von oben. „Die haben Glück gehabt“, sagt Lothar Wehner über Sprechfunk.
Noch in der Luft, macht Wehner sich Gedanken darüber, wie den Unmengen an Holz an bestimmten Standorten beizukommen ist. Ohne Frage werden vermehrt Harvester zum Einsatz kommen, und die Holzgewinnung werde gefährlicher als bei der normalen Ernte.
Die Bilanz
Als Bilanz bleibt, dass Friedrike im Norden und Osten Hessens genauso gewütet hat wie damals Kyrill. Die Schätzung über das angefallene Schadholz müssen die Forstleute nach oben korrigieren: Gingen sie zunächst von etwa 130.000 Kubikmetern Holz aus, rechnen sie jetzt mit bis zu 200.000 Kubikmetern.