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Burg Herzberg-Festival: Tanzen, lachen, lieben

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Von: Wilhelm Ditzel

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Die positive Stimmung lockt auch die Künstler immer wieder auf das Gelände. Yael Shoshana Cohen (rechts) von der israelischen Band Lola Marsh und ihre Freundin Sharen genießen das Herzberg-Feeling.
Die positive Stimmung lockt auch die Künstler immer wieder auf das Gelände. Yael Shoshana Cohen (rechts) von der israelischen Band Lola Marsh und ihre Freundin Sharen genießen das Herzberg-Feeling.

Breitenbach/H. „Der nächste Song heißt „Zu viel“, sagt Singer-/Songwriterin Cynthia Nikschaas am Eröffnungsabend auf der Freak-Stage und stimmt gut 1000 Zuhörer mit ihrer Ansage „Es ist einfach zu viel, was zur Zeit passiert. Das muss raus. Positiv denken, tanzen, lachen, lieben und dabei man selbst bleiben“ auf die folgenden vier Festival-Tage ein.

Wieder einmal feierten 12000 junge und jung gebliebene, positiv denkende Menschen „ihr“ Festival am Fuß der Burg Herzberg und der Geist der sie trägt, war selten so spürbar, wie in diesem Jahr. Es goss in Strömen, die Sonne brannte, es gab wegen der Feuchtigkeit technische Probleme, Konzerte mussten unterbrochen werden, aber kein Gast beschwerte sich.

Und als am Freitagnachmittag der ganz große Regen kam, niemand mehr auf das Gelände fahren durfte und sich der Verkehr auf der Zufahrtsstraße auf mehrere Kilometer staute, verkündete die Festivalleitung im Einvernehmen mit der Polizei „Lasst Eure Autos am Straßenrand stehen, kommt auf’s Gelände und feiert mit uns.“ Wo sonst gibt es so etwas?

Als dann alle auf dem Gelände waren, fand Yael Shoshana Cohen von der Band Lola Marsh – neben Nigel Kennedy Headliner am Freitagabend – die passenden Worte: „Ihr seht so gut aus. Es ist so schön hier“ - das inoffizielle Festival-Motto.

Gut sahen sie in der Tat aus. Viele junge hübsche Männer und Frauen, Teenager und Twens, deren Eltern die Hippie-Ära auch nicht miterlebt hatten. „Locke“ aus Stuttgart ist eines dieser modernen Hippie-Mädchen, hat Event-Management studiert und erfreut die Menschen um sie herum schon mit ihrem Lächeln.

Sie ist ein Fan der Cashmere Kidz, die ein wenig an Jack Johnson erinnern, aber nicht auf dem Festival-Programm stehen. Also geben sie ein paar Spontan-Gigs vor ihrem Zelt - zur Freude ihrer Nachbarn, die zum nächsten kleinen Konzert wieder Freunde einladen. Auch so kann man sich einen Namen machen.

Die Gunst der Stunde ergreifen auch vier junge Musiker aus der Umgebung, die sich nach dem offiziellen Festival-Motto „Back to the Garden“ benannt haben und einen Spontan-Auftritt auf der kleinen Bühne am Weinzelt ergattern konnten. Ihre Version von Fleetwood Mac’s „Go your own way“ reißt die Vorübergehenden mit, fast alle bleiben stehen, im Nu hat das Akustik-Quartett 300 Zuhörer, die tanzen und mitsingen.

Unerkannt geht derweil Arno Dittrich, der als Schlagzeuger der Petards das Festival 1968 mitbegründete, durch die Menge. „Die Technik, das ganze Drumherum und die Musik haben sich komplett geändert, der Geist aber ist der alte“, freut er sich. Dem stimmt auch Ernst Liebig aus Breitenbach zu. Er war damals dabei, hat auf einem späteren Festival seine Frau kennengelernt. „Wir sind bis heute glücklich“, sagt er.

Auf der Bühne wird derweil die für Hippie-Verhältnisse relativ harte und laute Prog-Rock-Band Pain of Salvation angekündigt. „Einen solchen Applaus hätte ich vielleicht in Wacken erwartet – ihr seid doch Hippies!“, ruft Poetry-Slammer Lars Ruppel ins Publikum. Nicht nur an der darauf folgenden Stimmung wird man sich in Wacken noch lange messen lassen müssen. (wd)

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