Uznamen: In Friedlos ist man stolz, pfiffig wie die Friddelser Hasen zu sein

Fast jeder Ort hat ihn: einen Uznamen. Meist vergeben von benachbarten Dörfen, sind die Spitznamen voller Spott, Neid oder gar Überheblichkeit. Aber wie sind diese Namen einst entstanden?
Friedlos – „Als ich Kind war, gab es hier wirklich unfassbar viele Hasen“, erinnert sich Walter Zerr. Ohne den vielen Verkehr auf der Bundesstraße 27, sei Friedlos noch ein ruhiges Plätzchen gewesen. Auch die landwirtschaftliche Struktur war damals eine andere als heute, sagt er. „Die Felder waren viel kleiner und dazwischen war viel Platz für Vegetation“, sagt der Dorfchronist. So hätten die Waldtiere mehr Schutzmöglichkeiten gehabt und somit hätten sich auch Hasen näher an den Ortsteil der Gemeinde Ludwigsau herangetraut.
„Aber ob das wirklich der Grund ist, warum unsere Nachbarn uns als Hasen bezeichnen, ist nicht klar“, gibt Zerr zu, der zum Anlass der 650-Jahr-Feier vor genau 20 Jahren auch den Arbeitskreis Chronik geleitet hat. Gemeinsam hatte man im Dorf über die Herkunft des Uznamens gerätselt und historische Dokumente gewälzt. Eine klare Antwort gab es nicht. „Aber wir sind mit unserem Namen doch sehr zufrieden, Hasen sind ja ganz harmlos“, sagt Zerr und lacht. Denn Hasen seien friedlich, schnell und pfiffig. Das betonen die Friedloser mit einem Augenzwinkern und auch ein klein wenig Stolz.
Es gab auch kurzfristig die Überlegung, ob der Uzname wohl etwas mit dem Symbol aus der germanischen Mythologie für Fruchtbarkeit im Ort zu tun haben könnte. Aber das wurde schnell wieder verworfen. „Dass wir fruchtbarer sind als andere Dörfer, das können wir so nicht belegen“, sagt Zerr und schmunzelt. Die Hasen sind in Friedlos jedenfalls in aller Munde – und schmücken seit vielen Jahren auch das Blumenbeet vor dem alten Feuerwehrgerätehaus.
Den echten Friddelser Hasen, der auf unserem Foto zwischen den steinernen Tiere steht, gibt es schon seit 70 Jahren. „Im Jahr 1950 kam Margarete Bickel als neue Diakonisse in unseren Ort. Sie ließ einen alten Brauch wieder auferstehen“, sagt Ortsvorsteher Gerhard Kehres. Seitdem kam jedes Jahr der Osterhase zu den Kindern in Friedlos. Am Ostersonntag nach dem Gottesdienst versammelten sich Eltern und Kinder auf dem alten Spielplatz und erwarteten den Hasen. Dieser verteilte bunte Ostereier an die Kleinen. Der Brauch bestand bis Anfang der 1970er-Jahre. (Anna Weyh)