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Zwischen den Zeilen: Wenn die Realität Stoff für Romane liefert

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Von: Jan-Christoph Eisenberg

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Redakteur Jan-Christoph Eisenberg.
Redakteur Jan-Christoph Eisenberg. © Nadine Maaz

Passend zum Welttag des Buches befasst sich Jan-C. Eisenberg in der Kolumne „Zwischen den Zeilen“ mit Geschichten, die die Realität schreibt.

Am Sonntag ist des Buches, ein internationaler Aktionstag für die Kultur des geschriebenen Wortes und die Rechte von Autoren. Die spannendsten, rührendsten und zuweilen auch absurdesten Geschichten – das wissen wir Lokaljournalisten aus dem Berufsalltag – entspringen allerdings meist nicht der Fantasie kreativer Köpfe, sondern werden von der Realität geschrieben.

Immer auf eine überraschende Wende gefasst sein müssen Beobachter in Sitzungen der Gemeindeparlamente. Dass die Schenklengsfelder Mandatsträger eine positive Stellungnahme zum Naturschutzgebiet auf dem Landecker einstimmig abgelehnt haben, verwundert dennoch. Vorbehalte gegen die Pläne des Regierungspräsidiums sind absolut nachvollziehbar. Folgerichtig wäre allerdings gewesen, mit der Ablehnung auch gleich konkrete Bedenken, Wünsche oder Anregungen an die Naturschutzbehörde zu formulieren.

Eine unendliche Geschichte rankt sich um das Reststück der ehemaligen Hersfelder Kreisbahn von Schenklengsfeld nach Heimboldshausen. Vorerst letztes Kapitel des Fortsetzungsromans war die Verpachtung der Gleise an die Regiobahn Thüringen. Seit der Vertragsunterzeichnung Ende vergangenen Jahres ist es ruhig geworden – offenbar auch, weil das Unternehmen aus Vacha noch keinen Zugriff auf die gesamte Strecke hat. Denn dem Förderverein Werra-Fulda-Bahn gehören die Gleise nur bis an die Gemarkungsgrenze von Oberlengsfeld. Die restlichen Meter bis zum Prellbock hinder dem Schenklengsfelder Bahnhofsgebäude sind Eigentum der Gemeinde. Die hat zwar ebenfalls grünes Licht für eine Nutzungsvereinbarung gegeben, der Vertragsentwurf befand sich aber seit geraumer Zeit zur rechtlichen Prüfung beim Städte- und Gemeindebund. Er soll dem Vernehmen nach in Kürze unterschriftsreif sein. Bleibt abzuwarten, ob der Zug nach Jahren des Stillstands tatsächlich ins Rollen kommt oder längst abgefahren ist.

Wäre der Streit um die Glocke in Konrode fiktiver Romanstoff, würden ihn Literaturkritiker wohl zu Recht als vollkommen klischeehaft-überladene Schmierenkomödie verreißen. Die Auseinandersetzung ist jedoch bittere Realität – und mit der nun eingereichten Klage wurde eine neue Runde eingeläutet. Zwar ist nur von einer lärmgeplagten Anwohnerin die Rede, dass es sich ausgerechnet um die Gattin des Bürgermeisters handelt, ist allerdings ein offenes Geheimnis. Selbstverständlich ist es in unserem Rechtsstaat völlig legitim, Streitfälle gerichtlich auszufechten. Ob das während des Wahlkampfes des eigenen Ehemanns für eine zweite Amtszeit im Rathaus auch taktisch klug ist, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Zum Glück gibt es auch im wahren Leben Geschichten mit Happy End: Nachdem wir von der Dauerbeleuchtung am Bad Hersfelder Bahnhof berichtet hatten, hat die Deutsche Bahn nun Konsequenzen gezogen – oder die nötigen Bauteile endlich bekommen. Auf jeden Fall gehört die Energieverschwendung durch Licht zur Tag- und Nachtzeit der Vergangenheit an – einem aufmerksamen Leser sei Dank. (Jan-Christoph Eisenberg)

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