K+S will zweiten Schienenweg zu den Kaliwerken nutzen

Das Bergbauunternehmen K+S will noch im Laufe des zweiten Quartals leere Waggons über Bad Salzungen, Vacha und Unterbreizbach zum Verbundwerk Werra bringen lassen.
Vacha/Philippsthal – Unternehmenssprecher Marcus Janz erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass voraussichtlich zweimal pro Woche ein Zug Leerwagen über diese Strecke befördern werde.
Ziel ist die Entlastung der stark frequentierten, eingleisigen Gleisverbindung von Heimboldshausen nach Gerstungen, über die seit dem Jahr 2000 der gesamte Zugverkehr ins Kali-Revier im Werra- und Ulstertal abgewickelt wird. Durch den Containerbahnhof in Röhrigshof und Kesselwagentransporte salzhaltiger Abwässer zur Flutung stillgelegter Bergwerke hat das Zugaufkommen dort in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Die Strecke Bad Salzungen–Vacha war 1879 als Teil der meterspurigen Feldabahn eröffnet und bis 1906 auf Regelspurweite umgebaut worden. Zusammen mit der ab 1903 in Betrieb genommenen Strecke Vacha-Gerstungen bildete sie eine durchgängige Verbindung durchs Werratal, die als Folge der deutschen Teilung zwischen Philippsthal und Vacha unterbrochen ist.
Schienenweg über DDR-Gebiet zum Bergwerk
Die 5,2 Kilometer lange Strecke von Vacha über Sünna nach Unterbreizbach wurde 1952 in nur 90 Tagen als „erster sozialistischer Bahnbau“ errichtet, um einen Schienenweg über DDR-Gebiet zum Bergwerk Unterbreizbach zu schaffen. Bis dahin waren Züge auf der Ulstertalbahn (Vacha-Hilders) über Philippsthal-Süd – und damit über bundesdeutsches Gebiet – gerollt.
Wegen der starken Steigung und enger Kurven der Neubaustrecke mussten beladene Züge fortan aber geteilt und in mehreren Fahrten über den Berg gebracht werden. Dieser Aufwand veranlasste K+S nach der Grenzöffnung zum Bau der im Jahr 2000 fertiggestellten Grubenanschlussbahn durchs Ulstertal zwischen Unterbreizbach und Hattorf, über welche die Wagen mit geringerem Aufwand in Richtung Gerstungen abgefahren werden.
Die Steilstrecke wurde daher im August 2000 stillgelegt, im darauffolgenden Jahr endete auch der Verkehr zwischen Bad Salzungen und Vacha. Ab 2007 nahm die Interessenvereinigung Verkehrsgeschichte mittleres Werratal mit der Regiobahn Thüringen diesen Abschnitt schrittweise wieder in Betrieb. Dort gibt es inzwischen sporadischen Güterverkehr, außerdem werden in den Bahnhöfen Waggons abgestellt.
Vertrag über Wiederinbetriebnahme 2019 unterzeichnet
Im Dezember 2019 unterzeichneten K+S und RbT einen Vertrag über Wiederinbetriebnahme der Bergstrecke Unterbreizbach-Vacha. Nach der Ertüchtigung rollte im Mai 2021 der erste Zug. Durch diesen Lückenschluss wurde eine zweite Gleisverbindung aus Richtung Bad Salzungen zu den drei Werksstandorten geschaffen, die bisher hauptsächlich dafür genutzt wird, auf direktem Weg Waggons aus Unterbreizbach zu Abstellgleisen im Bahnhof Vacha sowie zum seit 2018 ansässigen Waggonwerk Brühl zu bringen.
Für den Leerwagentransport über Bad Salzungen und Vacha fand am 24. März eine Probefahrt statt, von der Fotos in Eisenbahn-Foren kursieren. Im Oktober war im Auftrag von K+S zudem die Beförderung voller Waggons in der Gegenrichtung über die Bergstrecke aus Unterbreizbach nach Vacha erprobt worden. Dabei wurde eine Maximallast von 900 Tonnen ermittelt. Regelmäßiger Verkehr mit schweren Zügen sei nicht geplant. Ziel sei, kurzfristig auf eine Sperrung der Strecke nach Gerstungen reagieren zu können. (Jan-christoph Eisenberg)