Der Comedian Martin Fromme schert sich nicht um Tabus

Nicht jeder Gag von Comedian Martin Fromme sorgte am Samstagabend in der Hospitalkapelle auf Einladung der Schwalmstädter Initiative „Kultur vor Ort“ für ungetrübte Heiterkeit.
Treysa - Martin Fromme kam 1962 mit eineinhalb Armen zur Welt und ist wohl der einzige körperbehinderte Comedian auf deutschen Bühnen. Mit 15 Programmen hat er bislang schon mehr als 2000 Auftritte hingelegt.
So gut wie jede Pointe brachte eine Spur Sarkasmus mit, und es dauerte bei manchem, bis sich verkniffenes Entsetzen in Akzeptanz wandelte. Bei Sprüchen wie dem, dass er der Typ sei, der nicht so klammere, fiel das Lachen den meisten Gästen noch leicht.
Wenn er in seinem Chanson jedoch nicht rote Rosen, sondern Multipe Sklerose regnen lässt oder er mit beeindruckender Stimme das Wachkoma besingt, war es für manchen Zuschauer nicht leicht, das witzig zu finden.
Fromme zeigte eine Reihe baulicher wie sprachlicher Fehltritte des Behindertenmetiers auf der Leinwand. Mal endeten Rollstuhlrampen vor Treppen, dann wiederum waren Rampen steiler als jede Halfpipe und in Berichterstattungen zu paralympischen Spielen hieß es: „Deutsche Paralympics-Athleten hinken internationalem Vergleich hinterher.“
Wenn in einer Ankündigung für eine Schwerbehindertenberatung der Nachsatz folgt: „Für alle Betroffenen und die, die es werden wollen“ oder eine Schlagzeile titelt: „Beinamputierter auf freiem Fuß“, dann blieb nur ein Schmunzeln.
Stilblüten und Gags
Fromme schlägt genau aus solchen Stilblüten seine Gags, fordert bei Olaf Scholz sein Recht für „Arm fürs Alter“ ein und erklärt sein fehlendes Stück Unterarm so: „Mein Vater hat sich mit der Nabelschnur vertan.“ Er empfahl eine inklusive Neuauflage klassicher Märchen und dachte dabei an „Humpelstilzchen oder Krüppel aus dem Sack“ und landete vor allem mit den Szenen der „Versteckten Kamera“, wo das Aufs-Korn-Nehmen von Behinderungen zu tollen Begegnungen führte, große Zustimmung.
Am Ende empfahl Fromme, die als kostspielig angesehenen Inklusionsbestrebungen in All-Inklusive-Angebote zu wandeln, denn dann würde sich das Imageproblem der Inklusion vermutlich schnell lösen. (Regina Ziegler-Dörhöfer)