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Schwalmstadt: Maxi Buck (29) stellt seinen Dokumentarfilm „49 Problems“ in Treysa vor

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Von: Sandra Rose

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Die Kamera durfte die Aktivisten bei ihrem Protest begleiten.
Die Kamera durfte die Aktivisten bei ihrem Protest begleiten. © Maxi Buck

Der Bau der A 49 spaltet die Menschen in der Region seit Jahrzehnten. Über den Protest gegen das Projekt hat Filmemacher Max Buck einen Film gemacht.

Schwalmstadt. Die Proteste um den Dannenröder Forst waren im Jahr 2020 in den Medien hochpräsent – ein Schwälmer war auf der Seite der Aktivisten mit der Kamera dabei. 15 Monate lang hat der freie Filmemacher Maxi Buck (29) die Menschen begleitet, ihre Überzeugung eingefangen, aber auch ihre Verzweiflung über eine Niederlage in Bild und Ton eingefangen. Im vergangenen Herbst hatte der 87-minütige Film Premiere beim Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, war sogar für einen Preis nominiert. Jetzt ist „49 Problems (and my future is one)“ auch im Treysaer Kino zu sehen.

Die Luftaufnahme zeigt die Schneise, die für den Weiterbau der A 49 durch den Wald bei Dannenrod verläuft. Alle
Die Luftaufnahme zeigt die Schneise, die für den Weiterbau der A 49 durch den Wald bei Dannenrod verläuft. Alle © Maxi Buck

Für Buck ist Filmen „ein Lebenselixier“: „Das Thema Autobahn hat mich schon immer beschäftigt. Mir war klar, dass ich im Dannenröder Wald drehen muss. Vielleicht hätte ich für den Film Zuschüsse beantragen können, doch das hätte zu lange gedauert – sonst wären mir die Momente buchstäblich davongelaufen“, erzählt der 29-Jährige, der sich autodidaktisch seit 2011 mit Theater, Schauspiel und Film befasst. „Ich habe es also aus purer Willenskraft und Dickköpfigkeit gemacht“, sagt Buck. Im Fokus seines Films stehen die Aktivisten – die, die nach den Rodungen und den Polizeieinsätzen begreifen, dass der Weiterbau nicht abzuwenden ist, sie viele Jahrzehnte hoffnungslos gekämpft haben.

„Ich bin reingewachsen“, berichtet Buck von seinen ersten Drehtagen, den ersten Kontakten mit den Aktivisten, die er dem „bürgerlichen Spektrum“ zuordnet. „Meine Protagonisten sind nicht die jungen, es sind ältere.“ Mit der Kamera kommt er besonders Aktivistin „Ella“ nah, die inhaftiert worden war und die sich seit ihrer Verhaftung im Herbst 2020 dagegen wehrte, ihre Identität zu offenbaren. Das Gericht hatte sie zuvor wegen zwei tätlichen Angriffen und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt.

Film ist ein Porträt des Protests

15 Monate lang hat der Filmemacher Maxi Buck gedreht, sein Dokumentarfilm heißt „49 problems“.
15 Monate lang hat der Filmemacher Maxi Buck gedreht, sein Dokumentarfilm heißt „49 problems“. © Maxi Buck

Zu „Ellas“ Bezugspersonen fand Buck, so wie er erzählt, schnell Zugang. „Dafür bin ich dankbar – und sie waren dankbar, eine Stimme zu bekommen“, sagt der in Schwalmstadt lebende Filmemacher. Bis heute sei er schockiert über den Entschluss des Autobahn-Weiterbaus, positioniert sich Buck klar. „Ich begreife nicht, dass man in Zeiten von klaren Klimazielen so mit dem Planeten umgeht.“ Gleichwohl soll die Botschaft des Films nicht „belehrend“ sein. Sein Film sei ein Porträt des Protests, „aber ich traue den Zuschauern zu, sich selbst ein Bild zu machen“. Das Thema sei sehr kontrovers, auch im Bekanntenkreis heize es immer die Stimmung immer wieder auf: „Ich halte mich aus Diskussionen mittlerweile raus – der Film spricht für sich“, sagt Buck ganz selbstbewusst.

Letztlich sind die Aktivisten mit ihrem Widerstand gescheitert, auch darüber sprechen sie in Bucks Film, hier Aktivist Zuli.
Letztlich sind die Aktivisten mit ihrem Widerstand gescheitert, auch darüber sprechen sie in Bucks Film, hier Aktivist Zuli. © Maxi Buck

Neue Projekte stehen an

Das Dok-Filmfest habe der Produktion „Rückenwind“ gegeben, auch die Nominierung für einen Preis, Festivals schlossen sich an. Und Ratschläge von Filmemacher Klaus Stern, dem gebürtigen Schwälmer: „Da bestand in Gesprächen keine Konkurrenz, er hat mir kollegial sehr viele Tipps gegeben, etwa wie ich den Film selbst verleihe“, erzählt der 29-Jährige. Und das tut Maxi Buck jetzt. In vielen hessischen Kinos ist der Film bereits gelaufen.

Gleichzeitig arbeitet der Filmemacher an weiteren Projekten: Aktuell begleitet er eine Band aus der Schwalm bei der Aufnahme ihres Studio-Albums – mehr mag Buck noch nicht verraten. Wohl aber, dass er vom Filmen aktuell zwar leben, „aber keine Familie ernähren kann“. Das sei aber im Moment auch nicht das Ziel: „Ohne Filmen kann ich nicht leben“, ist Maxi Buck überzeugt.

Zu sehen ist der Dokumentarfilm im Burgtheater in Treysa am Donnerstag, 4., und Freitag, 5. Mai, jeweils um 20 Uhr mit Filmgespräch sowie am Samstag, 6. Mai, 17 Uhr, und am Mittwoch, 10. Mai, 20 Uhr.

Freischaffender Filmemacher 

Maxi Buck, 1994 in Alsfeld geboren, ist freier Filmemacher. Nach seiner Schulzeit begann er 2011 in Theater-Jugendclubs und am jungen Schauspiel Frankfurt erste Erfahrungen auf der Bühne und in Inszenierungen zu sammeln. Unter anderem agierte er als Kleindarsteller unter Oscar-Gewinner Stefan Ruzowitzky, er schauspielerte fürs Nachmittags-Fernsehen und probierte sich in der freien Theaterszene aus. Ab 2018 war Buck als freier Mitarbeiter beim „theater 3 hasen oben“ hauptberuflich tätig. Ab 2018 machte er erste Erfahrungen im Dokufilmbereich. 2021 entschied er sich, den Fokus auf Filmemachen zu legen und begleitete die Geschichte um den Prozess gegen die inhaftierte Umweltaktivistin „Ella“. „49 Problems“ wurde bei der Ökofilmtour in Potsdam am Wochenende als „Bester Kinder- und Jugendfilm“ ausgezeichnet. (sro)

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