Eisenbahnfreunde spüren den Preisdruck - Osterfahrt fällt aus

Die Eisenbahnfreunde Treysa sind sehr enttäuscht: Ihre geplante Osterfahrt mussten sie absagen. Wir sprachen mit Marc Nemeti über die Gründe und was die Eisenbahnfreunde weiterhin planen.
Die Sonderfahrt an Ostern in die Eisenbahnwelt Darmstadt-Kranichstein findet nicht statt, wie sehen Sie das im Verein?
Das ist für uns eine kleine Katastrophe, die Enttäuschung ist riesengroß. Eine Osterfahrt ist bei uns wie bei vielen Museumsbahnen eigentlich Tradition. Zumal sich bereits zahlreiche Fahrgäste angemeldet hatten.
Wie weit waren Sie mit den Vorbereitungen?
Wir hatten die Problematik, dass unsere eigenen Wagen gerade nicht zur Verfügung stehen und fest damit gerechnet, dass diese Ende März zurückkommen. Sie stehen zur Hauptuntersuchung in einem Ausbesserungswerk für Schienenfahrzeuge in Ungarn.
Ein Ausleihen von Wagen würde bedeuten, dass eine Extralok durch Deutschland fährt und Wagen einsammelt, dies würde nicht im Kostenverhältnis stehen. Außerdem fahren alle anderen Museumsbahnen auch an Ostern.
Warum bringen Sie die Wagen bis nach Ungarn?
Dort gibt es ein zertifiziertes Werk, zu dem wir enge Kontakte haben. Es fahren auch Vereinsmitglieder etwa alle vier Wochen dorthin. Wir haben mit den Kollegen dort sehr gute Erfahrungen gemacht, es wird dort gut und günstig gearbeitet.
Um welche Summen geht es denn?
Die fällige Überholung der Wagen kostet einen Betrag im unteren sechstelligen Bereich. Was gemacht wird, ist vergleichbar mit der Überarbeitung mit anschließendem TÜV, bei der alle verschlissenen Teile erneuert werden. Leider ist aktuell bei der Befundung entdeckt worden, dass einer der Wagen erheblich reparaturbedürftig ist und zudem die Ersatzteile nicht sofort verfügbar sind.
Solch eine Abnahme muss alle zehn Jahre gemacht werden, damit mit den Zügen sicher auf öffentlichen Bahnstrecken gefahren werden kann.
Durch die Fahrten können Sie die Rechnungen erst bezahlen?
Sie sind für uns eine fest eingeplante Einnahmequelle. Wir bieten unterwegs auch tollen Service, servieren vieles am Sitzplatz, so, wie es früher im Zug Standard war. Das gehört alles zum Service-Konzept.
Können Sie nun die aktuelle Rechnung nicht begleichen?
Ganz so schlimm ist es nicht, wir haben es vorkalkuliert. Jetzt wird für uns das kommende Glanzlicht wichtig, der Rheinexpress nach Andernach am Samstag, 29. April, das ist an dem Maifeiertags-Wochenende. Diese Fahrt kann glücklicherweise stattfinden, die Kostendeckung ist erreicht. Bis dahin stehen auch unsere Wagen wieder zur Verfügung.
Warum sollte man diese Fahrt buchen?
Das wird ein ganz tolles Erlebnis, dort ist der größte Kaltwassergeysir der Welt zu bestaunen, das habe ich auch erst jetzt gelernt. Nach der Fahrt mit dem Dampfzug steigen die Gäste in Koblenz-Ehrenbreitstein um aufs Schiff. Bereits im Zug werden wir sehr gut vorbereitet sein, die Mitfahrer können die Fahrt einfach nur genießen.
Die Polsterklasse ist bei dieser Fahrt tatsächlich schon fast vollständig ausverkauft, Restkarten gibt es noch über unser ehrenamtliches Service-Telefon 06698/9110 441 oder unter www.eftreysa.de.
Nochmal zu Gründen, warum die Osterfahrt ausfallen muss.
Wir gehen davon aus, dass nicht wenige potenzielle Gäste über Ostern verreisen. Aber natürlich ist es auch so, dass vor allem Familien mit Kindern zur Zeit sehr vorsichtig sein müssen mit Ausgaben, viele müssen ja wegen der Probleme durch den Krieg und die hohe Inflation sparen. (Anne Quehl/ aqu)
Zur Person
Marc Nemeti (43) lebt in Kirchhain, er gehört zum Vorstand der Eisenbahnfreunde Treysa, ist Dampflokheizer und für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig. Nemeti ist Kälteanlagenbauer, verheiratet und hat drei Kinder. Nemeti interessiert sich seit seiner Kindheit intensiv für alles rund um die Eisenbahn.