Das enorme Ausmaß der Zerstörung sei eine der größten Herausforderungen gewesen, berichtet Thomas Dickel vom THW Schwalmstadt: „Am meisten bewegt hat mich die enorme Solidarität und Dankbarkeit vor Ort. Am emotionalsten war, als ein vierfacher Familienvater geweint hat, als wir ihm Hilfe angeboten hatten.“
Schnell fanden sich private Helfer und Kommunen, die kurzerhand Hilfstransporte organisierten, um die Menschen, die oft ihr gesamtes Hab und Gut verloren hatten, zu unterstützen. Spontan wurden Parkplätze von Märkten und DGH zu Sammelstellen. Auch im Kreis gab es Initiativen, die wochenlang ins Ahrtal fuhren, um dort bei Aufräumarbeiten und Wiederaufbau zu unterstützen.
Der Hashtag #dankbAhr machte in den sozialen Medien die Runde. Man habe sehen können, dass man sich als Gesellschaft in dieser schlimmen Situation aufeinander verlassen könne, wenn Mitmenschen in Not seien, sagte Landrat Winfried Becker gegenüber unserer Zeitung: „Diese Hilfsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung des Schwalm-Eder-Kreises zu wissen, macht mich als Landrat sehr froh und vor allem auch stolz. Deshalb möchte an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern aus dem Schwalm-Eder-Kreis bedanken.“
Auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe haben sicherlich alle noch die schrecklichen Bilder von Leid und Zerstörung in den betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Kopf, sie erschütterten anhaltend, weiß auch Landrat Winfried Becker: „Es wird noch lange dauern, bis im Ahrtal wieder so etwas wie Normalität einkehren wird. Dennoch konnten wir in dieser schlimmen Situation sehen, dass wir uns als Gesellschaft aufeinander verlassen können, wenn unsere Mitmenschen in Not sind.“
Durch die aktuelle Berichterstattung kommen viele Erinnerungen wieder nach oben. „Ich denke an die Betroffenen vor Ort und wie die aktuelle Situation nach einem Jahr dort unten ist. Ich habe mir eine Reportage dazu angeschaut und habe den größten Respekt vor den Leuten, die dort unten sich alles wieder aufbauen“, sagt Thomas Dickel, Ortsbeauftragter beim THW in Schwalmstadt nachdenklich.
Aus dem Landkreis waren Hunderte Hilfskräfte im Einsatz, teilweise wochenlang. Bereits am 15. Juli machten sich erste Einheiten von DLRG, THW und Feuerwehr auf den Weg. Das DRK Schwalm-Eder transportierte in den ersten Tagen Verletzte aus dem Schadensgebiet. Auch das sei mit einer großen psychischen Belastung verbunden gewesen, heißt es in einer Präsentation des DRK.
Vor Ort gab es aus diesem Grund für die Helfer psychologische Unterstützung. Das THW hatte beispielsweise Einsatznachsorge-Teams im Einsatz. Durch die gute Betreuung dieser Teams und der Notfallseelsorger hätten alle seine Helfer den Einsatz gut verkraftet, sagt Thomas Dickel: „Das Angebot wurde vor Ort in Anspruch genommen. Die ENT-Teams des THW haben da einen tollen Job gemacht!“ Es habe geholfen, noch im Einsatzgebiet miteinander im Team über das erlebte zu sprechen, findet Markus Zilch, Zugführer beim THW in Melsungen.
Für das THW war es ein Großeinsatz, der sich über Wochen hinzog. Die große Zerstörung war eine besondere Herausforderung. Dabei habe sich die eingesetzte Technik grundsätzlich bewährt, berichtet Zilch. Das vom Bundes-THW ausgearbeitete Konzept für Großschadenslagen habe funktioniert und man habe den Ahrtal-Einsatz ausgewertet, sagt auch Thomas Dickel: „Das THW hat viel Aufwand in die Nachbereitung gesteckt und hat schon darauf reagiert, nämlich die Beschaffung von 66 geländegängigen Fahrzeugen auf den Weg gebracht.“
Nicht nur Rettungskräfte machten sich auf den Weg. In vielen Orten im Altkreis Ziegenhain organisierte Menschen Hilfsangebote. Die Resonanz auf Aufrufe in den Sozialen Medien und auch in der HNA war überwältigend. Als beispielsweise in Frielendorf für die Betroffenen gesammelt wurde, füllte sich der Parkplatz vor dem Rewemarkt in kürzester Zeit mit Hilfsgütern. Vielerorts wurden aus Solidarität mit den Flutopfern Konzerte gegeben und Geld gesammelt. Ganze Schulklassen beteiligten sich an Aktionen.