Thorsten Vaupel gibt Bürgermeisteramt ab, um genügend Zeit mit der Familie zu gewinnen

Wenn man sich mit Bürgermeister Thorsten Vaupel an einem seiner letzten Amtstage verabredet, um für einen Abschiedsartikel in der HNA zurück- und nach vorn zu schauen, kann es dafür nur einen Ort geben: Das Wellnessparadies.
Frielendorf – „Der Silbersee ist das Aushängeschild des Marktfleckens“, sagt Vaupel mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, „für den Marktflecken habe ich nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet“.
Doch warum hat er dann nicht wieder kandidiert, räumt nach „nur“ sechs Jahren seinen Sessel – mit gerade einmal 52 Jahren? Die Coronapandemie sei ganz klar die Ursache gewesen, antwortet Vaupel ohne Zögern. Nach dem harten Einschnitt im März 2020 habe er erst bemerkt, wie wenig Raum fürs Familienleben noch übrig war.
Allmählich sei die Gewissheit gereift, dass er deutlich mehr gemeinsame Zeit mit Ehefrau Isabelle und den Töchtern will, ein bestimmtes Maß von Rücksicht ihnen gegenüber über den Pflichten des Amts stehen muss – und er konsequenterweise eben nicht weitermacht. Vaupel: „Halb geht nichts bei mir, 100 Prozent oder 0 Prozent.“
Halb geht nichts bei mir, 100 Prozent oder 0 Prozent.
Und dieser Entschluss habe ihm dann auch rasch gutgetan, das habe er direkt gespürt, die innere Ruhe sei wieder zurück. Thorsten Vaupel lernte über sich selbst, dass er zwar der energische Mensch ist, der am liebsten vorn steht, aber auch dass andere, sensible Seiten zu stark strapaziert wurden. Den für die allermeisten überraschenden Rückzug kündigte Vaupel nach der Kommunalwahl im Frühjahr 2021 an, früher wäre es seiner Meinung nach nicht fair gewesen den Mitstreitern gegenüber. Mit knapp unter 50 Prozent habe die SPD dabei immer noch sehr gut abgeschnitten. Wobei die Gemeinde ihm immer vor Partei gegangen sei, und in der Gemeindevertretung seien in seiner Zeit 99 Prozent der gefassten Beschlüsse einhellig.
Verlagerung des Edeka-Marktes zählt als Erfolgsgeschichte
Eine beispielhafte Erfolgsgeschichte ist für Vaupel die Verlagerung des Edeka-Marktes. Als er begann 2016, sei alles unklar gewesen, „wie alle unter einen Hut bekommen?“ Heute sehe man einen hochmodernen Einkaufsmarkt, der für die gemeindliche Infrastruktur bedeutsam ist. Die Nachnutzung des alten Geländes sei geregelt, und Rewe plane ebenfalls eine Erneuerung. Es sei gut zu wissen, dass Frielendorf ein guter Platz zum Einkaufen nicht nur für Einheimische ist.
Insgesamt solle der Weg weitergehen, ist sein Wunsch, vom Tourismus über kommunale Liegenschaften und die Standortbedeutung auch für große Unternehmen bis zum Radwegebau. Als sein Nachfolger wurde bereits im September Jens Nöll (SPD) gewählt, einen weiteren Kandidaten gab es nicht.
Der Abschied fällt schwer
Thorsten Vaupel unterschlägt bei aller Erleichterung nicht, dass ihm der „Abschied unwahrscheinlich schwerfällt“, in einem Moment, in dem die finanzielle Situation Frielendorfs auf soliden Füßen stehe, Schuldenstand 16,8 Millionen Euro zum Jahresende. Um das zu erreichen, habe er auch manches Mal Nein sagen müssen, „es ist nie gut, über die finanziellen Möglichkeiten zu gehen“.
Verwaltung ist und bleibt Vaupels Ding. Manche Bürgermeisterkollegen hätten ihn gern um Rat gebeten, gerade im Satzungsrecht. Über seinen Ausstieg seien sie alle bass erstaunt gewesen. Dass er manche Pflichtübung („man ist ja quasi auch Sachbearbeiter“) nun hinter sich lassen kann, gefällt Vaupel. Dem Berufsstand der Bürgermeister wünscht er allgemein mehr Respekt und „Work-Life-Balance“, dass sie ihr Handy auch mal abstellen. Und Bürger sollten mal bedenken, ob sie zu jeder Zeit Nachrichten zum Beispiel per Whatsapp-Nachrichten senden müssen.
Eine Pension beziehe er übrigens nicht, erst im Ruhestand ab 67 gebe es ein Altersruhegeld. Geschäftsführer des Wellnessparadieses werde er bleiben, ein ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde könne er sich später durchaus vorstellen. Das Wesentliche sei aber jetzt das Privatleben.