Leidenschaft fürs Landleben: Scheidende Rapsblütenkönigin wird Bundesvorsitzende

Die noch amtierende Rapskönigin Theresa I. aus Schönborn übergibt das Zepter an ihre Nachfolgerin. Das Amt hat ihr viel Spaß gemacht, doch es brachte auch Schattenseiten mit sich.
Frielendorf – Ihre letzte royale Reise führte Theresa Schmidt als noch amtierende Rapsblütenkönigin Theresa I. aus Schönborn erneut in den Hochtaunuskreis. Wie vor zwei Jahren traf sie dort mit präsidialer Begleitung in Bad Homburg ein. Um gleich etwaigen Missverständnis vorzubeugen: Der Besuch der 26-jährigen Landwirtstochter mit dem Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes Karsten Schmal auf dem dortigen Kronenhof war natürlich kein Staatsbesuch.
Dennoch überreichte Theresa I. ihre Krone, die goldgelbe Schärpe, das Zepter und die Amtsgeschäfte an ihre Nachfolgerin Leonie I. aus dem Wetteraukreis. Karsten Schmal, Landwirt im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist, spielte den Zeremonienmeister. „Ich freue mich, nach drei Jahren das Amt, das ich von Herzen gerne ausgeübt habe, in gute Hände übergeben zu können“, sagte Schmidt. „Leider fiel das erste Amtsjahr komplett den Einschränkungen der Corona-Pandemie zum Opfer, weshalb auch die Krönung erst mit einjähriger Verspätung stattfinden konnte.“
Zuvorderst hätten ihr als Repräsentantin der Landwirtschaft die Besuche und Auftritte bei Festen, Märkten, im Radio und Fernsehen große Freude bereitet. Gerade Kinder, aber auch Familien hätte sie bei ihren Auftritten für sich gewinnen können. „Es hatte immer einen besonderen Reiz, mit mir völlig fremden Menschen ins Gespräch zu kommen. Die Bitte um ein Selfie oder ein Foto mit mir als echte Königin hat dann schnell einen Kontakt ermöglicht“, sagt die 26-Jährige.
Es sei ein leider mittlerweile gängiges Phänomen, dass sie von Passanten, wenn sie auf dem Traktor sitzend Pflanzenschutzmittel ausbringt, schnell beschimpft wird. Ein Gespräch würde nur noch selten gesucht oder gewünscht. Bei den Begegnungen als Rapsblütenkönigin sei sie immer wieder auch auf Unverständnis gestoßen, dem sie aber gerne durch Informationen über die Landwirtschaft begegnet sei.
„Gerne habe ich im Gespräch mit Verbrauchern erklärt, wofür wir Landwirte den Raps anbauen“, sagt sie. „Sowohl aus ackerbaulichen Sicht, wegen der guten Bodengare, die er hinterlässt. Aber gerade auch für den hochwertigen und eiweißreichen Rapsschrot für die tierhaltenden Betriebe.“ Natürlich benötigen auch die Bienen Raps als wertvolle Pollen- und Nektarquelle für den Honig. Nicht zuletzt sind es aber auch die goldgelb blühenden Rapsfelder, die in diesen Tagen auch die Felder in Nordhessen überziehen.
„Ich freue mich, dass unsere jungen Landwirtinnen ihren Berufsstand so engagiert vertreten in der Öffentlichkeit“, zollt Bauernpräsident Karsten Schmal Dank und Respekt für die Zeit, die sich Theresa Schmidt und nun auch Leonie Mäser bei der „Führung ihrer Amtsgeschäfte“ nehmen.
Die junge Frau aus der Schwalm zeigte sich bei der Amtsübergabe glücklich darüber, als Rapsblütenkönigin all die Erfahrungen gemacht zu haben, die sie sehr geprägt und in ihrer Persönlichkeit entwickelt hätten. „Tatsächlich bin ich als Kind gehänselt worden, weil ich vom Bauernhof komme“, sagt sie absolut ehrlich vor Fernsehkameras.
Nun zeigt sie sich auch stolz, dass sie ihre Erfahrungen nutzen kann, um nach ihrer Wahl als Bundesvorsitzende der Deutschen Landjugend Menschen aus Gesellschaft und Politik auf Augenhöhe begegnen zu können - ganz selbst verständlich. „Weiterhin vertrete ich mit Herz, Verstand, Leidenschaft und Inspiration meinen Berufsstand.“ Landwirte geben ihren Worten nach wirklich alles, um gesunde Nahrungsmittel zu erzeugen und das auch in Krisenzeiten. Doch die Wertschätzung dieser Arbeit sei nicht mehr selbstverständlich. Zunehmend würden negative Schlagworte wie Massentierhaltung oder Agrarindustrie mit moderner Landwirtschaft assoziiert.
Dabei sei moderne Landwirtschaft durch innovative Züchtungen, deutlich verbesserte Tierwohl-Standards, erneuerbare Energien, oder auch durch Digitalisierung geprägt. In der öffentlichen Debatte rund um das Thema moderne Landwirtschaft werde aber oft mit Halbwissen argumentiert, was sie zutiefst bedauere. „Modernste Techniken ermöglichen Einsparungen bei der präzisen Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln“, sagt die Bundesvorsitzende im Interview. „Das möchte aber kein Spaziergänger hören.“ (Matthias Pieren)