Reiches Familienunternehmen ist eng mit Großropperhausen verbunden

Die von Baumbachs zählen laut Finanzmagazin Capital zu den zehn mächtigsten Familien der Welt. Und wo liegen Wurzeln der Inhaberfamilie von Boehringer Ingelheim? Im Knüll.
Großropperhausen – Hubertus von Baumbach ist Vorsitzender von Boehringer Ingelheim, Deutschlands zweitgrößtem Pharmaunternehmen. Er ist der Sohn von Ulrike Boehringer und Erich von Baumbach aus dem Adelsgeschlecht Baumbach. Erich von Baumbach wurde auf dem Gutshof in Großropperhausen geboren und ist dort aufgewachsen. Sein Neffe, Friedrich von Baumbach, bewirtschaftet aktuell den Gutshof in Großropperhausen.
Offiziell ist nicht viel Privates von den von Baumbachs zu erfahren. Der Konzern möchte sich zum Privatleben der Familie nicht äußern, das Gleiche gilt für den Großropperhäuser Friedrich von Baumbach. Dennoch bringt die HNA-Recherche in Großropperhausen einiges an den Tag. Im Dorfgedächtnis sind viele Details über Erich von Baumbach erhalten geblieben.

Demnach ist der Genannte das Kind von Friedrich von Baumbach und seiner Frau, einer geborenen von Wittgenstein, geschiedenen von Eugen. Erich von Baumbach hatte einen Bruder, Ferdinand von Baumbach – der Vater des aktuellen Gutshofbesitzers (Friedrich). Es soll auch zwei Halbbrüder gegeben haben. Noch heute wird Erich von Baumbach von Großropperhäusern „Speck“ genannt. Das klingt bei Weitem nicht respektlos, denn diesen Spitznamen soll er bekommen haben, weil die Frau eines Gutshofverwalters den kleinen Erich immer liebevoll „mein Speckchen“ nannte.

Erich von Baumbach besuchte die Grundschule in Großropperhausen und wurde dort auch konfirmiert. Auch seine Goldene Konfirmation soll er in Großropperhausen gefeiert haben. Welche weiterführende Schule er besuchte, ist nicht bekannt. Nur soviel wird berichtet, dass er danach eine landwirtschaftliche Lehre in Twiste machte, danach auf die Höhere Landbauschule in Witzenhausen ging. Sein Hobby soll seine Horex gewesen sein. Jeden Sonntagmorgen sollen Erich und sein Bruder Ferdinand auf dem Hof des Guts ihre Motorräder geputzt haben.

Wie genau er in die Industrie kam, darüber gibt es in Großropperhausen nur Mutmaßungen. Zum Beispiel könnte es über einen Onkel, den ehemaligen Reichsminister der Weimarer Republik, Gottfried Reinhold Treviranus (mit Agnes von Baumbach verheiratet) geschehen sein. Nach Erzählungen ist Erich von Baumbach 90 Jahre alt geworden, sein gesundheitlicher Zustand soll nicht der Beste sein. Seinem Geburtsort hielt er immer die Treue, regelmäßig besucht er den Ort, berichten alle Befragten im Einvernehmen – zuletzt vor zwei Jahren. Und Adel verpflichtet: Erich von Baumbach spendete regelmäßig für das Gotteshaus in Großropperhausen, auch hinter der jüngsten millionenschweren Gutshofrenovierung soll seine Familienstiftung stehen.
Großkonzern
Die Boehringer Ingelheim Gruppe ist eigenen Angaben nach eines der 20 größten Pharmaunternehmen der Welt und das zweitgrößte in Deutschland. Das Unternehmen ist weltweit mit 145 verbundenen Unternehmen und mehr als 50 000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten tätig. Das Unternehmen konzentriert sich auf Medikamente gegen Atemwegserkrankungen, Stoffwechsel, Immunologie, Onkologie und das Zentralnervensystem sowie Tierarzneimittel.
Familie von Baumbach: Seit dem Mittelalter ein Name mit Klang
Die Familie von Baumbach ist Mitglied der althessischen Ritterschaft. Das geht schon eine ganze Weile zurück, um etwa 1200 wird es das erste Mal erwähnt. Bereits im Mittelalter zählten die von Baumbachs zu den einflussreichsten Familien in Hessen. „1699 ist ein Vorfahr erstmals nach Großropperhausen gekommen, hat den Gutshof gekauft und angefangen, ihn wieder herzurichten“, berichtet Friedrich von Baumbach im Magazin der Gutshofakademie. Nach und nach entstanden so ein Eiskeller, ein Gewölbekeller und die Grundlagen für das Fachwerkhaus, das erst 1850 in die heutige Form gebracht wurde. „Der Hof selbst ist in Hessen einer der größten“, erzählt Friedrich von Baumbach. Der große Park sei später angelegt gelegt worden – von einem Gartenarchitekten, der auch in Kassel-Wilhelmshöhe gewirkt habe. Das Wohnhaus wurde erst viel später gebaut. (Sylke Grede)