In Großropperhausen lebt ein Mann mit einem nicht ganz alltäglichen Berufsbild: Jonathan Linker ist Nachhaltigkeitsjournalist.
Großropperhausen entfaltet sich zu einem besonderen Dörfchen. Von dort aus treten die Edekafrauen von Kristina Fiand ihren Weg in die Welt an, wird das afrikanische Serengeti-Gebiet vom Forstwissenschaftler Kai Wollscheid entwickelt und über Rainer Wälde ist der Frielendorfer Ortsteil quasi die Knigge-Zentrale Deutschlands (wir berichteten). In Großropperhausen lebt auch ein Mann mit einem nicht ganz alltäglichen Berufsbild: Jonathan Linker ist Nachhaltigkeitsjournalist.
Schon bei der Anreise zum etwas einsam und mitten im Grünen gelegenen Waldhof zwischen Großropperhausen und Lenderscheid kommt ein Gedanke auf: Genau so muss ein Nachhaltigkeitsjournalist leben. Was der 36-jährige Großropperhäuser allerdings wirklich macht und was ihm wichtig ist, wird erst im Gespräch in der Küche klar.
Linker muss selbst zugeben, dass „Nachhaltigkeit“ eine ziemliche Worthülse ist. Es sei trotzdem kein Gummibegriff, nicht „der Versuch einen Wackelpudding an die Wand zu nageln“, ist er sich sicher. Nachhaltigkeit ist für ihn eines der großen Themen unserer Zeit. „Es ist immer der Dreiklang aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozialem“, erklärt Linker.
Bereits im Journalismusstudium in Darmstadt ist er auf Nachhaltigkeit als Medienthema gestoßen, in einem der klassischen journalistischen Ressorts wie Wirtschaft oder Feuilleton sah Linker sich allerdings nicht. Im Gespräch wird schnell klar, mit unabhängigem Journalismus hat seine Tätigkeit nichts zu tun. Freiberufllich arbeitet Linker für Unternehmen, entwickelt und berät für Nachhaltigkeitsberichte, die für viele Unternehmen bereits ein genauso wichtiges Marketinginstrument sind wie gut ausgefeilte Geschäftsberichte. Zum Nachhaltigkeitsprofil einer Firma zählt Linker zum Beispiel der Energieverbrauch, der Umgang mit Abfall, aber auch soziale Themen wie die Familienfreundlichkeit eines Betriebes.
Ein Großteil seiner Arbeit ist die Kommunikation, die heute bei Unternehmen längst nach den Regeln des Journalismus funktioniere, beschreibt Linker. Niemand interessiere sich heute noch für platte Werbesprüche. Unternehmen hätten mit übertriebenen Selbstdarstellungen viel Glaubwürdigkeit verspielt, gerade auch beim Thema Nachhaltigkeit, meint er. Linker nennt dazu auch die kritische Bezeichnung „Greenwashing“, was so viel heißt wie sich ein grünes Image zu verpassen, ohne dass es dafür eine wirkliche Grundlage gibt. Mit seiner Berufsform habe er die Möglichkeit, Fehlentwicklungen nicht nur darzustellen wie im klassischen Journalismus, sondern auch Lösungen zu bieten. Sein Ziel ist es, nur mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die ihr Kerngeschäft nachhaltig ausgerichtet haben oder ernsthaftes Interesse daran haben.
Die findet Linker nicht nur deutschlandweit, sondern auch direkt vor der Haustüre: Der Großropperhäuser ist Motor der „HOMEberger“. So nennt sich eine stetig wachsende Gruppe von kreativen Unternehmern aus dem Kreis, die einen ganz neuen selbstbewussten Heimatbegriff entwickeln. Für Linker ist es spannend, wenn nicht nur einzelne Unternehmen, sondern eine ganze Region ein nachhaltiges Profil bekommt.
Von Sylke Grede