Jugendgarde des Karnevals-Komitees der Liedertafel Treysa feiert Jubiläum

Waltraud Felgenhauer erinnert sich noch genau, dass sie anfangs nur zehn Mädchen in ihrem Wohnzimmer trainierte.
Treysa – 1981 entstand die Jugendgarde des Karnevals-Komitees der Liedertafel Treysa (KKdLT), der erste Auftritt folgte 1982. Heute gibt es 41 Mädchen und zwei Jungs – und einen Grund zu feiern. Denn die Gruppe der Jugendgarde hatte voriges Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Weil die Pandemie eine gebührende Feier aber verhinderte, folgt diese nun dieses Jahr.
Felgenhauer erzählt, dass die Pandemie nicht der erste Zeitraum ohne Training und Veranstaltungen sei. Auch bei vorherigen Kriegen und Krisen hätten sie Rücksicht genommen. Die Pandemie war jedoch die längste Zeit, die der Verein ohne das Proben, Planen und Feiern aushalten musste. „Die verpasste Zeit holen wir dieses Jahr nach“, sagt Felgenhauer voller Vorfreude.
Heute ist ihre eigene Tochter Maike Drescher Übungsleiterin der Jugendgarde. Bereits im Bauch ihrer Mama Waltraud war sie Teil des „Treeser Karnevals“, nun ist sie wiederum Übungsleiterin ihrer eigenen Tochter Luisa. „Man wird hier reingeboren. Die Gardemädchen von früher sind heute die Mamis auf der Bank“, scherzt Drescher. „Und irgendwann mache ich dann Mamas Job“, ruft Luisa begeistert.

Gemeinsam mit Lena Richhardt bringt Drescher Mädchen im Alter von sieben bis 19 das Tanzen bei. Jährlich nach den Sommerferien beginnt das Training. Von September bis Dezember üben die Jungs und Mädchen ihre Schrittfolgen einmal wöchentlich, ab Januar dann zweimal wöchentlich.
Die Schritte werden nach ihren internen Erfindern benannt, erzählen die Trainerinnen. Auch die Lieder suchen sie selbst aus. „Der Takt muss für die Kinder hörbar sein, damit das gemeinsame Tanzen leichter fällt“, erklärt Drescher. Weil man monatelang zur gleichen Musik tanze, könne man bestimmte Melodien nach der „fünften Jahreszeit“ aber nicht mehr hören, fügt sie lachend hinzu.
Die Zeit bis zu den Auftritten im Februar sei voller Vorfreude, Spaß und Aufregung. Auch Lena Richhardt ist nach jahrelanger Tanz- und Trainer-Erfahrung noch aufgeregt. „Ohne Aufregung wäre der Karneval nicht mehr dasselbe“, sagt sie lächelnd. Während die Jugendgarde früher nur am Tag des Kinderkarnevals tanzte, gehen sie mittlerweile am Rosenmontag in die Kindergärten und Schulen, um auch dort für Stimmung zu sorgen.
Ihre Regeln könnten sie weitestgehend selbst aufstellen, da sie nicht an Turnieren teilnehmen. Das setze die Kinder auch weniger unter Druck. Kostüme für Auftritte der Jugendgarde lagert der Verein im Fundus der Eckhard-Vonholdt-Schule, deren Sporthalle seit 64 Jahren auch gleichzeitig als Proben- und Veranstaltungsraum fungiert.
Vor allem die Schuh-Ausgabe der weißen Gardestiefel, die kürzlich erst wieder stattfand, ist aufregend für die Kinder. In „Klackerschuhen“ tanzt es sich eben gleich besser. Auch Röcke, Oberteile, Schuhe und Hüte bekommen die Kinder vom Verein zur Verfügung gestellt. Was nicht passt, wird passend gemacht.
„Hier wird Jahr für Jahr alles untereinander getauscht und durch Schneiderinnen angepasst“, erzählt Waltraud Felgenhauer. Die Kostüme für die Kinder seien noch immer die der ersten Stunde, sie bewähren sich seit 40 Jahren. Sie selbst wasche die Kleidung bei sich zu Hause. „Da hängt der ganze Keller voll mit kleinen Kostümen“, sagt sie lachend.
An ein besonderes Erlebnis erinnern sich Mutter und Tochter noch immer gern. 2002 hat das Prinzenpaar am Rosenmontag überraschend geheiratet. „Da sind wir alle verkleidet in die Kirche, keiner wusste was davon“, erzählt Waltraud Felgenhauer.
Durch ihre langjährige Zeit im Verein würden sie die Kinder auf der Straße erkennen und grüßen. Trotz hohem Zeitaufwand mit einem solchen Ehrenamt genießt sie die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sichtbar. „Man bleibt einfach jung dabei“, sagt sie stolz. „Und die Kinder geben einem viel zurück“, ergänzt ihre Tochter Maike.
Die Veranstaltungen des KKdLT finden dieses Jahr unter dem Motto „Egal was kommt, egal was ist, der Treeser Narr bleibt Optimist!“ statt. Neu sind der Wirt und das Bonsystem – der Einlass ist schon ab 18.30 und bietet genügend Zeit, sich mit ausreichend Bons zu versorgen. (Jenny Breiding)