Klee für die Schweine

Gilserberg. Vieles läuft anders im Naturlandbetrieb von Dr. Andreas Schaal aus Sebbeterode im Vergleich zur herkömmlichen Schweinehaltung: Die Öko-Schweine haben Auslauf an der frischen Luft, ihre Liegeplätze sind mit Stroh ausgestreut, ihr Futter ist ökologisch sowie mindestens zur Hälfte vom Bio-Landwirt selbst hergestellt und sie erhalten Raufutter wie Heu und Gras, was für Abwechslung sorgt und sättigt.
Doch nicht immer reichen das selbst angebaute Öko-Getreide und die Körnerleguminosen wie Erbse und Ackerbohne für die Fütterung der Tiere aus. Der landwirtschaftliche Öko-Markt wächst, die Fläche für Getreideanbau ist jedoch begrenzt. „Der Engpass ist die Eiweiß-Versorgung“, erklärte Dr. Schaal.
Wenn die eigene Produktion vom Acker nicht ausreicht, muss der Bio-Landwirt ökologisch angebaute Eiweißträger wie Soja zukaufen. Doch Öko-Soja ist knapp und muss oft weite Strecken teuer importiert werden. Abhilfe könnten Erkenntnisse aus einem Forschungsprojekt des Fachbereiches Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel schaffen. Mit einem 18-monatigen Fütterungsversuch bei den Bio-Schweinen in Sebbeterode erforscht Doktorandin Joo Hee Yang, ob die Fütterung von Klee-Silage für Schweine sinnvoll ist. Die Mischung von Kraftfutter mit Silage wird bisher in der Milchviehfütterung verwendet, Yang füttert seit Anfang Mai die Schweine mit einer ähnlichen Mischung und hat erste Hinweise, dass den Schweinen das neue Futter gut tut.
Der hohe Eiweißanteil des Klees ersetzt einen Teil des Kraftfutters und die Schweine fressen die sättigende Mischung gerne, es scheint ihr Wohlbefinden zu steigern. Diesen Effekt beobachtet die Doktorandin mit Hilfe von Videokameras, dabei beurteilt sie das Verhalten der Schweine innerhalb der Gruppe. Durch die Fütterung von Kleegras-Silage kann der Bio-Landwirt eine Zwischenfrucht, die er ohnehin für die Bodenhygiene zwischendurch auf seinen Äckern anbauen muss, nutzen.
Gute Eiweißversorgung
Dem Mehraufwand in der Fütterung durch die Mischung und aufwändigere Vorlage als bei der herkömmlichen Kraftfutterfütterung steht die Kosteneinsparung durch die gute Eiweißversorgung aus der eigenen Produktion gegenüber. Zudem wächst Gras schneller als Getreide.
Ob es sich rechnet, wird Dr. Schaal erst nach der Vollkostenrechnung sagen können. Aber Doktorandin Yang ist sich auf jeden Fall jetzt schon sicher, dass die Sauen die Grassilage gerne fressen: „Die warten schon immer darauf“, sagte sie. Schön klein gehäckselt und feucht mögen sie das ungewohnte Futter am liebsten.
Die Silagefütterung erleichtert zudem die Mindestversorgung der Tiere mit Rohfaser und Raufutter, die von der Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung und von der EG-Öko-Verordnung vorgeschrieben sind. Möglicherweise könnte auch die Vermehrungsrate der Tiere gesteigert werden.
Von Bettina Mangold