Neukirchen wählt: Bürgermeisterkandidat Marian Knauff über seine Ziele

Am Sonntag in einer Woche, 1. November, ist Bürgermeisterwahl in Neukirchen. Einziger Kandidat ist Marian Knauff, Büroleiter im Rathaus. Wir haben ihn um die Beantwortung einiger Fragen über sein Profil und besondere Probleme im Kneippheilbad gebeten.

Sie sind der einzige Kandidat, ist der Posten des Bürgermeisters in Neukirchen kein attraktiver Job?
Der Posten des Bürgermeisters ist für mich ein sehr attraktiver Job. In Hessen wird darüber direkt von den Bürgern entschieden, durch Direktwahl wird die Stellung des Bürgermeisters gestärkt. Für mich ist der Job auch deswegen besonders attraktiv, da ich die Möglichkeiten bekomme, aktiv sinnvolle Projekte anzustoßen und Veränderungen einzuleiten. Dabei möchte ich alle mitnehmen und freue mich auf die künftigen Herausforderungen.
Eigentlich sollte die Wahl schon im Frühjahr über die Bühne gegangen sein, wie kommen Sie mit Ihrem quasi doppelten Wahlkampf klar?
Damit komme ich sehr gut klar. Meine Themenschwerpunkte sind immer noch die gleichen wie vor dem ursprünglichen Wahltermin am 3. Mai. Mein Wahlkampf ist von Beginn an auf Bürgernähe ausgerichtet gewesen, um mein Wahlprogramm mit meinen Themenschwerpunkten in persönlichen Gesprächen näherzubringen. Durch die Corona-Pandemie ist dies nur im Rahmen von Haus-zu-Haus-Besuchen möglich. Diese verbliebene Möglichkeit habe ich den vergangenen Tagen und Wochen in den Stadtteilen und der Kernstadt intensiv genutzt und viele Gespräche geführt. Mit der Resonanz war ich sehr zufrieden.
Sie sind 44 Jahre alt und schon über 25 Jahre im öffentlichen Dienst. Welche Vorstellung haben Sie für die nächsten 25 Jahre?
Als oberstes Ziel möchte ich die Stadt Neukirchen und die Stadtteile zukunftsfähig und zukunftssicher ausrichten. Verbunden mit dem Wunsch, dass auch die künftigen Generationen in Neukirchen ein ansprechendes Umfeld vorfinden, Neukirchen als ihren Lebensmittelpunkt wählen und im Idealfall hier auch einen attraktiven Arbeitsplatz finden. Hierfür gilt es auch die interkommunale Zusammenarbeit mit den Gemeinden Ottrau und Oberaula weiter zu forcieren.
Sie treten trotz SPD-Mitgliedschaft unabhängig an, welche Reaktion bekommen Sie denn bisher aus den Parteien und Wählergruppen der Stadt?
Die Reaktionen waren bis zum heutigen Zeitpunkt durchweg positiv. Seit 2012 bin ich Büroleiter und kenne deshalb das Neukirchener Rathaus und die Verwaltungsstrukturen aus dem Effeff. Die Entscheidung, vom Stuhl des Büroleiters auf den des Bürgermeisters wechseln zu wollen, ist wohlüberlegt. Ich möchte meine Fachkompetenz und meine Ideen, unabhängig einer Parteizugehörigkeit, gewinnbringend für unser wunderschönes Neukirchen einbringen - für eine zukunftsfähige und noch lebenswertere Stadt. Bereits jetzt arbeite ich eng und vertrauensvoll mit den im Neukirchener Stadtparlament vertretenen Parteien und Gruppierungen zusammen. Das wird auch in Zukunft so sei
Bei der letzten, der Landtagswahl, war die Gruppe der AfD-Wähler die drittstärkste nach CDU und SPD, wie erklären Sie sich das?
Die Volksparteien müssen genau definieren, was sie erreichen wollen. Und wenn sie es erreicht haben, sollten nicht immer neue Schritte in die gleiche Richtung gefordert werden. Es muss sich stattdessen anderen Themen gewidmet werden. Die Digitalisierung, der Klimawandel, die immer älter werdende Bevölkerung, die Mobilität, usw. - diese Themen halten Herausforderungen für die Zukunft bereit und hätten größere Aufmerksamkeit verdient.
In der Landtagswahl davor im Jahr 2013 hatten noch über 70 Neukirchener die NPD gewählt, die Partei Die Rechte hat schon öfter für Aufsehen in der Stadt gesorgt, bereitet Ihnen das Sorge?
Die Entwicklung darf nicht unterschätzt werden und nicht aus dem Fokus geraten. Ich setze hier auf politische Bildung, vor allem bei den Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen. Wichtig ist dabei, sich mit den Vorurteilen, Ängsten und Sorgen der Personen auseinanderzusetzen, die oft Ursachen für Fremdenfeindlichkeit sein können. Möglich sind Kooperationsprojekte zwischen Schulen, Betrieben und der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildungsarbeit. Die Wiedereinrichtung der Stadtjugendpflege und die Intensivierung der Arbeit mit dem Schwalm-Eder-Kreis sind deshalb wichtig, um einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken.
Corona schlägt auch finanziell schlimm ins Kontor, was können Sie als Bürgermeister tun, um die Stadt möglichst gut durch die kommenden schweren Jahre zu führen
Die Corona-Pandemie ist und wird für uns als Stadt eine wahnsinnige Herausforderung. Dies können wir nur überparteilich bewältigen. Wir müssen durch den Virus in Not geratene Bürger sowie die Gewerbetreibenden unterstützen. Folgende Maßnahmen könnten u. a. umgesetzt werden: keine Mahnungen und keine Pfändungen für Bürger und für Betriebe, die durch Corona in Not geraten sind, Angebot von zinslosen Stundungen, Aussetzung der Gebühren für Sondernutzungserlaubnisse für Gewerbetreibende. Unabhängig von der Corona-Pandemie sind Fördermaßnahmen für die zukünftigen Investitionen auszuschöpfen. Zudem müssen alle zukünftigen Investitionen effektiv geplant, kalkuliert und begleitet werden. Auch durch meine bisherige Funktion als Kämmerer der Stadt Neukirchen kann ich meine Fachkompetenz zielführend hierfür einsetzen.
Von Anne Quehl