Seit 70 Jahren an der Orgel: Johannes Diebel aus Friedigerode

An der Orgel ist Johannes Diebel aus Friedigerode in seinem Element: Und das seit 70 Jahren. Jetzt wurde er für sein jahrzehntelanges Engagement als Organist ausgezeichnet. Pfarrer Jonas Schindelmann gestaltete einen Festgottesdienst, mit dabei waren viele Familienmitglieder und Weggefährten.
Oberaula – Der Jubilar, Jahrgang 1937, stammt aus einer musikalischen Familie. Bereits sein Vater besuchte das Konservatorium in Gotha, der Opa spielte zeitweise in einer Tanzkapelle. Johannes Diebel lernte Saxophon, Klarinette und Klavier, konzentrierte sich aber auf die Tasteninstrumente, weil ihm ein Arzt wegen einer Atemwegserkrankung von den Blasinstrumenten abriet.
Eine kluge Entscheidung, ist sich der Friedigeröder bis heute sicher. Als er 1952 aus der Schule kam, war er ein gefragter Mann, weil er das Klavier- und Orgelspielen beherrschte und konnte deshalb auch gleich in den Kirchen in Friedigerode und Wahlshausen sein Können unter Beweis stellen.

„Im Laufe meines Musikerlebens habe ich mindestens in etwa 40 Kirchen an der Orgel gesessen“, erinnert sich der gelernte Maurer und spätere Fliesenleger, dessen Auftritte alle eines gemein hatten: Er hat nie ohne Krawatte gespielt, darauf legt seine Frau Hanna bis zum heutigen Tag größten Wert.
Der Friedigeröder bezeichnet sich als Familienmensch: 1960 heiratete er, drei Kinder wurden in die Familie geboren. Heute hat der Musiker vier Enkel, drei Urenkel und einen Ururenkel – versteht sich von selbst, dass Organist Johannes Diebel auf allen Taufen die Tasten und Pedale bedient hat, das sei ihm äußerst wichtig, wie Diebel betont.
Trifft sich die Familie im engsten Kreis, sind schon 20 Leute beisammen. Für Ehefrau Hanna kein Problem, managt sie die Großfamilie doch mit Bravour und hält ihrem Mann nebenbei den Rücken frei. Schon seit seiner Schulzeit ist Johannes Diebel auch in einem gemischten Chor aktiv gewesen, in Friedigerode auch 13 Jahre lang als Dirigent.
Altersbedingt löste sich der Chor aber auf und lag lange Zeit brach, bis sich im November des vergangenen Jahres wieder sangesfreudige Menschen zusammenfanden und eine neue Formation erblühte. Im Gottesdienst brachte dieser Chor aus jungen Mitgliedern und älteren Weggefährten von Johannes Diebel diverse Musikstücke dar, was ihn über die Maßen erfreute.
Gleichfalls das Wiedersehen mit dem ehemaligen Pfarrerehepaar Knoth, das von 1984 bis 2016 die Stelle in Oberaula inne hatte und heute in Kassel beheimatet ist, bereitete ihm viel Spaß, konnte man sich doch über alte Zeiten austauschen. Pfarrer Schindelmann hob die Zuverlässigkeit des Jubilars hervor: „Jemand, der über die Jahre hinweg und durch Krisen die Orgel spielt, ist mit Gold nicht aufzuwiegen.“
Diese 70 Jahre anhaltende Leidenschaft prägt Johannes Diebel bis heute, weshalb es nicht verwundert, dass auch schon mal Urlaube abgesagt werden mussten, weil eben noch einige Auftritte dazwischen kamen. Ein besonderes Geschenk überreichte ihm Schreinermeister Rainer Arnold.
Er hat ein Buch mit Fotos von Orgeln und Glocken des Kirchspiels Oberaula aus den Ortsteilen Friedigerode, Oberaula, Wahlshausen, Hausen und Ibra erstellt. Passend zum Jubiläum waren in dem voll besetzten Gotteshaus kleine und große Pfeifen aus der ehemaligen Orgel aus Friedigerode als Dekoelemente gewählt worden. (Joachim Schneider)