Die Polizei war dennoch auf dem gesamten Streckenabschnitt vertreten, Spezialkräfte waren vor Ort und ein Hubschrauber überwachte die Autobahn aus der Luft. Die Befürworter der A49 waren gestern eindeutig in der Überzahl und ließen sich die gute Stimmung von den Demonstranten nicht verderben. Dank Lautsprecheranlage kamen die Grußworte von Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH sowie Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, trotz Zwischenrufen der A 49-Gegner bei den Zuhören an.
Es sei ein guter Tag für die Region, waren sich die anwesenden Bürgermeister unisono einig. Die Menschen in Gilserberg und Jesberg hätten die Freigabe herbeigesehnt, sagten Rainer Barth und Heiko Manz. Man hoffe jetzt auf einen schnellen Lückenschluss, damit sich der Verkehr verlagere. „Die große Entlastung kommt erst dann.“
Bei aller Freude über die nun endlich erfolgte Verkehrsfreigabe habe man auch eine klare Forderung an den Bund, sagte Landrat Winfried Becker. Da der Verkehr zunehmen werde, müsse auch der Lärmschutz an der Autobahn neu geprüft und gegebenenfalls verbessert werden.
Ernste Gesichter hingegen auf der anderen Straßenseite. Dort hatten sich die Gegendemonstranten positioniert. Man habe diesen Kampf verloren, sagte Klaus Hottmann: „Da bin ich Realist.“
+++ Aktualisiert am 30.06. um 14.50 Uhr: Schwalmstadt - Inzwischen herrscht freie Fahrt auf dem Abschnitt Neuental-Schwalmstadt, nachdem alle Schilder und Hindernisse abgeräumt wurden. Es herrscht bereits reger Verkehr auf der nagelneuen Straße, das Fahrgefühl wird als sehr angenehm beschrieben. Zu irgendwelchen Zwischenfällen und Besonderheiten kam es nicht im Zuge der feierlichen Freigabe. Die offizielle Feier findet vor dem imposantesten Bauwerk der Strecke, dem Straßentunnel bei Frankenhain statt. Die Polizei ist nach eigenen Angaben auf Proteste eingestellt.
+++ Aktualisiert am 30.06. um 13.30 Uhr: Bislang zeigt sich die Lage am Tunnel völlig überschaubar und geordnet. Eine Gruppe von etwa zwei Dutzend friedlichen Demonstranten hat mit Kreide Botschaften auf den Asphalt gemalt, einige halten Transparente. Die geladenen Ehrengäste haben sich eingefunden. Polizei ist auch vor Ort, der Hubschrauber kreist, auch einige Pressevertreter sind angereist.
Ursprüngliche Meldung vom 30.06. um 9 Uhr: Die Partei Die Linke kündigte am Mittwoch an, die Eröffnung der Autobahn kritisch zu begleiten. Man wolle die Kritik gemeinsam auf die Straße tragen und der Autobahnlobby zeigen, dass man einen kostenfreien ausgebauten ÖPNV brauche statt mehr Asphaltwüsten, teilte Landtagsabgeordnete Heidemarie Scheuch-Paschkewitz aus Schwalmstadt mit.
Im Gegensatz zum Spatenstich im März 2011 wird am heutigen Donnerstag weit weniger überregionale Politprominenz erwartet. Machten sich damals noch Verkehrsminister aus Bund und Land auf den Weg in den Schwalm-Eder-Kreis, schicken die Ministerien diesmal wohl Staatssekretäre nach Schwalmstadt.
Wie viele Zuschauer die Eröffnung des Autobahnstücks beobachten werden, lässt sich nicht sagen. Beim Spatenstich waren über 500 Menschen vor Ort.
Eins ist jedenfalls klar: Es wird Proteste geben: Die Aktionsgemeinschaft „Schutz des Ohmtals – Keine A 49“ hat nach Angaben von Schwalmstadts Ordnungsamtsleiterin Doris Heinmüller eine Demonstration mit fünfzig Teilnehmern angemeldet.
Im Zusammenhang mit Autobahnen haben sich Abseilaktionen als Protestform bei Gegnern durchaus etabliert. Gelegenheiten gäbe es auch auf dem heute freigegebenen Autobahnabschnitt. Drei Brücken, darunter eine Wildbrücke überspannen die vierspurige Straße. Auch das Festkleben auf Straßen gehört zum Repertoire der Aktivisten. Man sei auf verschiedene Szenarien vorbereitet, sagt Markus Brettschneider, Pressesprecher der Polizei im Schwalm-Eder-Kreis: „Wir haben das im Blick.“
Zur Einsatzplanung und auch zur Zahl der Beamten macht die Polizei keine Angaben. Es ist aber davon auszugehen, dass Kräfte entlang der gesamten Autobahn, insbesondere an den Brücken, im Einsatz sein werden. Wenn sich Demonstranten von Brücken abseilten, setzte die Polizei in der Vergangenheit oft speziell geschulte Beamte ein.