Historischer Tag mit Stempel und Signatur
Vor 50 Jahren: Weichenstellung für die neue Stadt Schwalmstadt
Am 8. Dezember 1970 wurde in Ziegenhain von acht Bürgermeistern eine Gebietsreform beschlossen. Die Schwälmer Allgemeine bezeichnete die Vertragsunterzeichnung als „historische Stunde“.
Schwalmstadt – Als „historische Stunde“ bezeichnet die Schwälmer Allgemeine in der Ausgabe vom 9. Dezember 1970 die Unterzeichnung der Verträge zur Bildung einer Großgemeinde im Raum Treysa-Ziegenhain am Vortag, dem 8. Dezember. In Ziegenhain wurde von acht Bürgermeistern der Grenzänderungs- und Auseinandersetzungvertrag unterschrieben – die wichtigste Voraussetzung, um die neue Großgemeinde auf den Weg zu bringen. Damit war einer der größten Zusammenschlüsse auf freiwilliger Grundlage in Hessen besiegelt. Der Hoheitsakt wurde im Beisein von Landrat Albert Pfuhl und Regierungsassessor Dr. Wolfgang Brauße vollzogen, 15 Unterschriften und Stempel der örtlichen Verwaltungen segneten das Schriftstück ab.
Pfuhl sprach damals von einem „historischen Vorgang“ – die Gründung einer neuen Stadt mit 16 000 Einwohnern und einer Grundfläche von 51 Quadratkilometern. In kurzen Ansprachen aller Beteiligten kam zum Ausdruck, dass der Weg dorthin durchaus steinig war. Ein Jahr lang war hart gerungen worden. „Die Einsicht aller hat gesiegt“, sagte Pfuhl, machte aber auch deutlich, dass jede Gemeinde ihre Selbstständigkeit zugunsten einer neu gegründeten Stadt aufgeben müsse. Größere Einheiten würden nicht nur auf Verwaltungsebene, sondern auch im industriellen, handwerklichen und Einzelhandelsbereich geschaffen. Den Bürgern rief Pfuhl dankend zu: „Ich glaube, wir haben uns alle selbst überwunden.“
50 Jahre Schwalmstadt: Amtssitz der Hauptverwaltung wurde Treysa
Ein wenig Wehmut klang aus den Worten des Treysaer Bürgermeisters Ernst Hohmeyer hervor – er sprach aber auch von einer echten Chance und räumte damit Bedenken aus, gegen die Großgemeinde gewesen zu sein. „Die Entwicklung der Großgemeinde ist nicht abzusehen, doch hoffen wir, dass sie für alle Ortsteile günstig sein wird.“ Ziegenhains Bürgermeister Helmut George machte noch mal auf die schwierigen Verhandlungen, aber auch auf die zur Wirklichkeit werdende kommunale Gebietsreform aufmerksam. Die Tatsache, dass die Freiwilligkeit für Zusammenschlüsse für Gemeinden nur noch begrenzte Zeit bestehe und die drei Gemeinden Treysa, Ziegenhain und Ascherode ohnehin bei Strukturplanungen des Bundes und Landes als eine Einheit betrachtet würden, sei ein weiterer Grund für den Zusammenschluss.
Die Verwaltung der neuen Großgemeinde sollte nur übergangsweise in den Rathäusern Treysa und Ziegenhain untergebracht werden, als Amtssitz der Hauptverwaltung wurde Treysa bestimmt. Die Beamten werden in den Dienst der Gesamtgemeinde übernommen. Aus dem Vertrag geht ebenfalls hervor, dass die Verwaltung Sprechstunden in den Ortsteilen abhalten soll. George stellte klar: „Es geht um die Interessen der Menschen in einem anziehenden, leistungsfähigen Gemeinwesen, es geht um die Erhaltung der Behörden und des Landkreises sowie um die Sicherung vieler Existenzen in Treysa, Ziegenhain und all den Gemeinden, die sich mit uns zusammenschließen wollen.“ (Von Sandra Rose)