Ziegenhain: Die Narren müssen auf den Gehweg

Aus Sicherheitsgründen wird der kleine Rosenmontagsumzug in Ziegenhain dieses Jahr auf den Bürgersteig verlegt
Schwalmstadt – Der Umzug der Schwalmstädter Karnevalisten ist zwar vom Umfang in keiner Weise mit seinem Pendant in Fritzlar vergleichbar, denn dazu ist er viel zu klein. Wenn es um Fragen der Sicherheit geht, gibt es dennoch Parallelen: Bei beiden Umzügen gehen die Teilnehmer auf einer breiten öffentlichen Straße. Das hat nun auch in Schwalmstadt Konsequenzen. Der Rosenmontagsumzug wird zwar nicht abgesagt, muss aber runter von der Straße.
Aufgrund der Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit – unter anderem der Angriff mit einem Auto auf den Karnevalsumzug in Volkmarsen – habe man sich dazu entschlossen, den Schwalmstädter Umzug von der Fahrbahn auf den Bürgersteig zu verlegen, erklärte Bürgermeister Tobias Kreuter auf Anfrage der HNA: „Damit tragen wir auch der Tatsache Rechnung, dass es aufgrund der Sperrung der Bundesstraße zwischen Treysa und Ziegenhain ab Rosenmontag zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen kommen könnte.“
Absage stand nicht zur Debatte
Eine komplette Absage des traditionellen Umzugs stand aber nicht zur Debatte. Insbesondere den Ziegenhainer Karnevalisten vom ZKV sei sehr daran gelegen gewesen, den Umzug als Auftakt zur Rosenmontagsfeier in der Kulturhalle nach der langen Corona-Pause wieder durch die Stadt laufen zu lassen, so Kreuter.
Mit der Bürgersteiglösung zeigt sich der Verwaltungschef zufrieden. „Wenn in Fritzlar der Umzug aus Sicherheitsgründen eingeschränkt wird, können wir das in Schwalmstadt ja nicht ignorieren und wie in der Vergangenheit lediglich einen Streifenwagen vorwegfahren lassen“, wirbt Tobias Kreuter um Verständnis.
In Ziegenhain sind es vom Rathaus bis zur Kulturhalle gut 450 Meter – zum Vergleich die verkürzte Variante in der Domstadt ist 950 Meter lang. Auf dem Weg vom Rathaus zur Ziegenhainer Kulturhalle kreuzt der Schwälmer Rosenmontagsumzug nicht nur ein paar Nebenstraßen, sondern geht auch über die große Kreuzung Wiederholdstraße/Hessenallee. Eine Absicherung mit Panzersperren ist für den kurzen Zeitraum für die Organisatoren nicht wirtschaftlich. Quergestelle Lkw gelten als nicht zeitgemäß. Zum einen können diese bei entsprechend breiter Straße umfahren werden und zum anderen bieten sie bei einer Kollision mit ausreichend Geschwindigkeit und Masse keinen wirksamen Schutz.
Immer mehr Vorgaben und Auflagen
Nun also in Schwalmstadt die Bürgersteigvariante eines Umzugs. Da keine großen Festwagen dabei seien, sei das auch unproblematisch, meint Bürgermeister Kreuter: „Die Absicherung auf dem Gehweg übernehmen unsere Ordnungspolizisten.“ Da man auf dem Bürgersteig bleibe, sei auch keine Polizei erforderlich, sagt Tobias Kreuter im Gespräch mit unserer Zeitung.
Vor drei Jahren hätte er sich über Sicherheitsfragen und die Verlegung des kleinen Rosenmontagsumzugs von der Straße auf den Bürgersteig wohl überhaupt keine Gedanken gemacht, erklärt Schwalmstadts Verwaltungschef nachdenklich: „Die Zeiten haben sich leider geändert.“
Das ganze Thema Sicherheit werde auch bei kleinen Veranstaltungen immer größer und umfangreicher, gibt Kreuter zu bedenken. Insbesondere für die vielen ehrenamtlichen Organisatoren und Veranstalter sei es ein Problem, wenn Auflagen und Anordnungen immer schärfer und höher werden: „Das ist schade. Irgendwann sagen die Ehrenamtlichen vielleicht: Warum tue ich mir das eigentlich an?“