Schon Sekunden nach dem Funkspruch hörte Ditter einen unheimlichen Schlag. Der Panzer war da bereits in ein Nebentor eingefahren. Dann kam der nächste Funkspruch: „Alarm, Alarm, Panzer befindet sich in der Anstalt!“ Der gelangte durch weitere Tore in den Innenhof, in dem die Gefangenen gerade ihre Freistunde verbrachten. Dort wurde die Klappe aufgemacht und der dreifache Mörder Lothar Luft sprang hinein. „Klappe zu – und dann ist er wieder zurückgefahren. Das Ganze hat zusammengerechnet vier, fünf Minuten gedauert, und dann war der Panzer wieder draußen.“
Lufts Komplize, der Panzerfahrer, hatte sich am Vortag durch einen Zaun Zutritt zur Kaserne in Stadtallendorf verschafft. Dort suchte er sich einen Fuchspanzer aus – es gelang ihm, in ihn einzudringen. Er verbrachte darin dann die Nacht und machte sich mit der Technik vertraut.
Am Sonntagmorgen haute Luft dann durch den Zaun der Kaserne mit dem Panzer ab und fuhr nach Ziegenhain. Gegen 13 Uhr stand er in einer engen Seitenstraße neben einer Pizzeria. Ein Kollege von Ditter, der zu diesem Zeitpunkt freihatte, ging dort gerade spazieren und entdeckte den Panzer. Er erkannte, dass das Fahrzeug aus seiner früheren Einheit stammte und sagte zu seiner Frau: „Die machen bestimmt ein Manöver“.
Morgan Freemans Sendung wird unter anderem am Samstag (09.04.2022) um 20.15 auf History Channel ausgestrahlt. Das Interview des History Channels mit Lothar Ditter ist bereits auf Youtube zu sehen.
Unmittelbar nach der Flucht fuhr der Panzer in Richtung Süden aus Ziegenhain heraus. Dann bog er auf einen Feldweg ab, um über Feld und Wiese zu fahren. Angeblich, so hieß es, sei ein Streifenwagen dahinter gewesen, hätte ihn aber nicht mehr erreicht, erzählt Ditter. Dieser Radpanzer, der Fuchs, fuhr auf der Straße etwa 105 Stundenkilometer schnell, auf dem Gelände wohl immer noch 80/90. Die Täter sind dann querfeldein gefahren. Später fand man das Panzerfahrzeug in einem Waldstück bei Homberg (Ohm) in der Nähe der Autobahn 5. Wahrscheinlich hatte dort ein Fluchtfahrzeug gestanden. Der Panzerfahrer konnte kurze Zeit später verhaftet werden.
Lothar Luft wurde erst nach etwa einem Vierteljahr im Elsass festgenommen. Eine Frau begegnete Luft in einem Waldstück und erkannte ihn von einem Fahndungsfoto. Sie rief die Polizei. So kam es zur Festnahme. (Sylke Grede)