Glasfaserausbau: Anbieterwechsel ist später möglich

Fragen und Antworten zum flächendeckenden Glasfaserausbau.
Schwalmstadt – Der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes gilt als eines der größten Infrastrukturprojekte in der Region. Wie beantworten Fragen zum Thema.
Gibt es nicht bereits Glasfaser in jedem Ort?
Ja. Durch die Breitband Nordhessen wurde Glasfaser in 570 Ortsteilen verlegt. Das 2200 Kilometer lange Glasfasernetz reicht aber bislang noch nicht bis zu jedem einzelnen Haus, sondern endet an zentralen Punkten in den Orten. Um die sogenannte „letzte Meile“ geht es jetzt. Dabei wird von FTTH – Fiber To The Home – gesprochen.
Wer will das Netz ausbauen?
In der Region gibt es mittlerweile verschiedene Telekommunikationsunternehmen, die das FTTH-Netz ausbauen möchten. Im Altkreis Ziegenhain ist das Göttinger Unternehmen Goetel sehr aktiv. In Neukirchen und Schrecksbach heißt der Anbieter TNG.
Was macht die Telekom?
Die Telekom hat sich im Kreis bislang noch nicht in der Fläche engagiert. Anders sieht es in einigen größeren Städten im Landkreis aus, dort betätigt sich der Konzern als Mitbewerber beim FTTH-Ausbau. Auf Nachfrage der HNA schließt es Glasfaser Plus, ein Beteiligungsunternehmen der Telekom, aber nicht aus, zukünftig in der Region tätig zu werden.
Wird der Ausbau des FTTH-Netzes mit Fördermitteln gefördert?
In der Regel versuchen die Telekommunikationsanbieter den Netzbau auf eigenwirtschaftlicher Basis umzusetzen. Daher ist oft aus wirtschaftlichen Gründen auch ein Mindestquorum an Kunden erforderlich. Für den FTTH-Ausbau in Schwalmstadt nehme man keine Fördermittel in Anspruch, heißt es von Goetel.
Können Kunden später den Anbieter wechseln?
Man baue immer nach dem Open-Access-Model, so der Goetel-Sprecher Felix Kadèra: „Für die ersten zwei Jahre läuft der Vertrag der Kunden mit Goetel. Danach können sie entweder ihren Vertrag verlängern, erneuern oder zu einem anderen Anbieter wechseln.“
Bis wann kann man sich für einen FTTH-Anschluss entscheiden?
Wenn die Vertriebsquote erreicht wird, gilt das Angebot auch für Nachzügler noch bis zum Beginn der Bauarbeiten. „Der Zug ist also erst abgefahren, wenn die Bauarbeiten für das Glasfasernetz bereits in dem jeweiligen Ortsteil umgesetzt wurden“, so Kadera.
Können mehrere Telekommunikationsanbieter einen Ort versorgen, beziehungsweise ausbauen?
Ja. Es gilt die Freiheit des Marktes. Einen Gebietsschutz für einzelne Unternehmen gibt es nicht.
Unterstützt der Staat auf andere Weise den Glasfaserausbau?
Ja. Um den Ausbau zu beschleunigen, unterstützt Hessen mit dem „Glasfaserpakt“ den Bürokratieabbau, die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und die Bereitstellung von kostenlosen Geobasisdaten für die Netzplanung. Geld vom Land gibt es, wenn kein wirtschaftlicher Ausbau möglich ist. In dem Zusammenhang wird von „Grauen Flecken“ gesprochen.
Außerdem können Unternehmen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Kredite beziehen. Nach Angaben des Gigabitbüros des Bundes bekam beispielsweise Goetel 2020 zur Förderung des Glasfaserausbaus in Hessen einen 50-Millionen-Euro KfW-Investitionskredit aus dem Programm „Digitale Infrastruktur.“ (Matthias Haaß)