Nun leben die Kaninchen bei Sabine Ascher in einem Raum unterm Dach. Sieben Kleintierkäfige stehen hier, denn die drei Kaninchen sind nicht die einzigen Tiere, die bei Sabine Ascher ein vorübergehendes Zuhause finden. Seit 2011 hat die Rentnerin bereits so viele Tiere bei sich aufgenommen, dass sie bei der Namensgebung ganz schön kreativ werden muss, erzählt sie.
Eine Herausforderung, die die 1. Vorsitzende des Vereins kennt: Petra Ziegert-Postleb (61) erzählt: „2022 habe ich meine Tiere nach Sängern benannt und dieses Jahr werden es Alkoholarten.“ Insgesamt acht Menschen im Verein haben sich dazu bereit erklärt, „Tiere in Not“ bei sich aufzunehmen.
Diese Pflegestellen benötigt die Tiernothilfe nun noch dringender als in vorherigen Jahren. „Jetzt werden wesentlich mehr Tiere abgegeben als vor Corona“, berichtet Sabine Ascher. Petra Ziegert-Postleb sagt: „Wir sind überfüllt.“ Anderen Tiernothilfen und Tierheimen in der Region geht es ganz ähnlich, berichten beide Frauen.
In den zurückliegenden Jahren erhält die Tiernothilfe in Schwalmstadt deshalb sogar Anrufe von Tierbesitzern aus Kassel. Doch nicht immer ist es möglich, Tiere aufzunehmen. Aktuell würden zum Beispiel etwa fünf Kaninchen auf einen Platz bei der Tiernothilfe warten, so Sabine Ascher.
Dass in letzter Zeit ungewöhnlich viele Menschen ihre Haustiere abgeben und sogar aussetzen, stehe in engem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. In Zeiten von Homeoffice, Homeschooling und Kontaktbeschränkungen hätten sich Menschen ein Haustier angeschafft, für welches ihnen jetzt die Zeit fehle.
Hinzu komme, dass die Tierhaltungskosten steigen. Sabine Ascher sagt: „Durch die angehobenen Tierarztgebühren rechnen wir nun mit noch mehr Tieren.“ Das Problem betrifft auch die Schutz-Initiativen sehr. „Unser größter Kostenfaktor ist der Tierarzt“, sagt Petra Ziegert-Postleb. „Jedes unserer Tiere geht da mindestens ein Mal hin.“
Ein Kaninchenbock müsse zum Beispiel geimpft, gechipt und zumeist kastriert werden. Die Kosten lägen dann bereits bei 130 Euro, berichtet sie. Sabine Ascher ergänzt: „Und die Kosten für das Futter sind noch nicht dabei.“ Diese Ausgaben deckt der Verein mit Spenden, Mitgliedsbeiträgen und einer finanziellen Unterstützung von der Stadt.
Montags und freitags verkauft der Verein in Ziegenhain im eigenen Ladenlokal in der Wiederholdstraße zudem Tierfutter, das zum Beispiel der Hagebaumarkt oder das Futterhaus gespendet haben. Dennoch stellt die Vorsitzende fest: „Das Geld reicht nicht mehr.“ Die Tierhaltungskosten steigen, „die Spendenbereitschaft der Firmen und Menschen sinkt“. (Maike Lorenz)