Jürgen Böhme sammelt alles zur Postgeschichte von Treysa

Zusammen mit seinem Freund Peter Nickel aus Biebergemünd ist es dem Niedergrenzebacher gelungen, eine beeindruckende postgeschichtliche Sammlung zusammenzustellen, die bislang noch unveröffentlicht ist.
Niedergrenzebach – Postgeschichte ist das große Steckenpferd von Jürgen Böhme (81). Die Sammlung umfasst ungezählte Briefe und Belege, dokumentiert durch Poststempel, ab dem Jahr 1818. Die Belege stammen aus Briefcollectionen, Postverwaltungen mit Posthalterei (Fahrpost), Poststationen, dem Bahnhofpostamt und dem Reichspostamt.

„Alle Briefe sind durchweg selten“, erläutert Böhme. Erworben wurden die Briefe bei Auktionen. Hierzu gehört beispielsweise der erste mit einem Einzelstempel gestempelte Dienstbrief von Treysa nach Ziegenhain, datiert auf 1819.
1818 richtete das Haus Thurn und Taxis in Treysa eine Briefcollection ein, später wurde sie zur Postverwaltung erhoben. Ab 1820 verkehrte eine Botenpost nach Ziegenhain. Seit 1852 hatte Treysa eine Bahnhofstation mit Poststelle an der Main-Weser-Bahn. Ab Juli 1867 übernahm die Königlich Preußische Post das Postwesen, Treysa wurde zur Postexpedition 1. Klasse eingestuft.
Ebenfalls zu sehen sind außergewöhnliche Frankaturen, also Freimachungen, auf Dienst- und Bedarfsbriefen der Thurn und Taxis‘schen Post, von Preußen, dem Norddeutschen Postbezirk, über das Kaiserreich zum Dritten Reich, auch Feldpostbriefe sowie aus der Amerikanischen Besatzungszone – das Postamt Treysa wurde am 1. Juli 1945 neu eröffnet.
Besonders selten ist laut Jürgen Böhme ein Fahrpost-Paketbegleitbrief aus dem Jahr 1868, datiert auf den 3. Juli, adressiert an „Herrn Malzfabrikant Eisenberg, hierbei ein Paket mit leeren Säcken“. „Es gibt von ihm nur 13 ähnliche Belege, einer ist in der Sammlung zu sehen“, erklärt der 81-Jährige, der bis zu seiner Pensionierung bei der Bundeswehr tätig war.

Zu den Raritäten zählt auch die erste offizielle Postkarte aus dem Jahr 1873. 1886 wurden in Treysa neue Briefstempeltypen eingeführt – Treysa 1 (Bezirk Cassel) galt für das Stadtpostamt, Treysa 2 für das Bahnpostamt. Die Umschrift wurde ergänzt mit Tag, Monat, Jahr und der Uhrzeit.
Aufschlussreich sind auch die alliierten Gemeinschaftsausgaben, die im Zuge der Währungsreform belegbar sind. Mit der Reform verlor die Reichsmark ihre Gültigkeit, die D-Mark wurde eingeführt. Briefmarken der sogenannten Kontrollratsausgaben durften zu einem Zehntel ihres Nennwertes vom 21. bis 23. Juni 1948 aufgebraucht werden.

Zu sehen ist unter anderem eine Zehnfachfrankatur, ein Brief mit 240 Pfennig frankiert, der von Treysa ans Ziegenhainer Finanzamt gesendet wurde.
Jürgen Böhme hat mehr als 40 Jahre für die umfangreiche Sammlung recherchiert und entsprechend für die Briefe und Belege bei Auktionen geboten. „In sich ist die Übersicht komplett“, erklärt der gebürtige Rheinländer stolz, der seit vielen Jahrzehnten in der Schwalm lebt. Eine Schau ist denkbar, sind die Sammler überzeugt, auf jeden Fall aber sollen die Briefe und Belege als Buch gebunden werden. (Sandra Rose)