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Mangel an Krippenplätzen und Personal in Schwalmstadt wächst an

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Eine neue naturbezogene Gruppe wird hier, auf dem Gelände des Naturlehrgebietes in Treysa, demnächst nach der Freigabe der Anlage die Arbeit aufnehmen. Die 25 Plätze gehören zur Kita Wiegelsweg nebenan.
Eine neue naturbezogene Gruppe wird hier, auf dem Gelände des Naturlehrgebietes in Treysa, demnächst nach der Freigabe der Anlage die Arbeit aufnehmen. Die 25 Plätze gehören zur Kita Wiegelsweg nebenan. © Anne Quehl

Während es für Kinder ab drei sogar einige freie Plätze gibt, sieht das im Krippenbereich anders aus, berichtete Bürgermeister Tobias Kreuter in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung.

Schwalmstadt – Der Kindergartenbedarfsplan für Schwalmstadt liegt vor, er muss aufgrund gesetzlicher Vorgaben regelmäßig fortgeschrieben werden.

Wie ist die Infrastruktur in der Kinderbetreuung beschaffen?

Insgesamt bietet Schwalmstadt 710 Plätze für Kinder ab drei Jahren an, 82 für Kinder, die jünger sind. Es gibt zwölf Kindertageseinrichtungen, neun sind städtisch, drei sind Einrichtungen freier Träger (Ev. Kirche Franz von Roques, Diakoniezentrum Hephata, Elterninitiative Rappelkiste). Es gibt sieben Krippengruppen sowie 30 teils altersgemischte Gruppen.

Die Plätze-Zahlen stimmen nicht absolut, sie sind auch abhängig von der Zahl an Integrationsmaßnahmen und der Zusammensetzung altersgemischter Gruppen. Weiterhin werden zwei Hort-Gruppen zur Schulkinderbetreuung in Ziegenhain zur Verfügung gestellt (Kinderhaus Sonnenschein für Erst- und Zweitklässler, Kinderhaus Wirbelwind für die Klassen 3 und 4).

Welche Wald- und Naturgruppen gibt es darunter?

In Treysa gibt es den eingruppigen Waldkindergarten („Schwälmer Wurzelzwerge“), in Trutzhain die Betreuungsmöglichkeit in einer Waldgruppe der Kita „Spatzennest“. Eine weitere naturbezogene Gruppe der Kindertageseinrichtung „Wiegelsweg“ wird ab dem Frühjahr auf dem Gelände des Naturlehrgebietes in Betrieb genommen (25 Plätze, siehe Foto).

Wie sieht es bei Tageseltern aus?

Derzeit nehmen neun Tagesmütter bis zu fünf Kinder auf. Weitere Tagesmütter gibt es in Willingshausen, Frielendorf und Schrecksbach. In der Tagespflege gibt es aktuell keine Wartelisten.

Wo gibt es Wartelisten?

Eine Warteliste für das laufende Kita-Jahr (2022/23) besteht hauptsächlich im U3-Bereich, und für das kommende Kita-Jahr liegen für Kinder unter drei Jahren bereits zahlreiche Anmeldungen vor. Die Stadt rechnet damit, dass für über 230 Kinder der Jahrgänge 2019, 2020 und 2021 Anmeldungen eintreffen. Die Geburtenzahlen sind 2019: 129 Babys, 2020: 150, 2021: 160 und 2022: 135.

Wo fehlen Plätze?

Schwalmstadt erwartet mehr Nachfrage durch erwartete Zuzüge von jungen Familien in die geplanten Baugebiete, besonders in Ziegenhain. Fakt ist: Viele Familien machen einen Umzug von einem Betreuungsplatz abhängig.

Gerade für die Jüngsten zeichnet sich ab, dass die aktuell zur Verfügung gestellten (Krippen-)Plätze nicht ausreichen und der Bedarf weiterhin ansteigt, da Kinder vermehrt mit dem ersten bzw. zweiten Lebensjahr für einen Betreuungsplatz angemeldet werden. Grund ist die frühere Rückkehr der Eltern in den Beruf.

Geraten Familien unter Druck?

Die Situation ist bereits für viele Familien unbefriedigend. Für das zweite Halbjahr des laufenden Kita-Jahres mussten vermehrt Wunschaufnahmetermine für U3-Jährige abgesagt bzw. verschoben werden, das sorge zunehmend für Frustration und Unverständnis bei den Eltern.

Teilweise müssten sie in ihre Jobs zurück, hätten aber keine Betreuungsmöglichkeit. Daraus folge, dass „dringend darüber nachgedacht werden muss, ob im Rahmen der Haushaltsplanungen der nächsten Jahre eine entsprechende Erweiterung an U3-Plätzen erfolgen kann“.

Gibt es genügend Fachpersonal?

Die Gewinnung pädagogischer Fachkräfte ist ein großes Problem. „Ein gegenseitiges ,Abwerben‘ von Fachkräften führt zu einem Dominoeffekt.“ Dabei genieße Schwalmstadt Standortvorteile durch die beiden Fachschulen (Hephata Akademie und Berufsschul-Campus).

PivA, die praxisorientierte vergütete Ausbildung, sowie der Quereinstieg werden immer bedeutender. In der Regel werden alle ausgebildeten pädagogischen Fachkräfte übernommen. Durch das Förderprogramm „Fachkräfteoffensive Erzieher/innen“ wurden zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen.

Integrationsmaßnahmen binden viel Personal, gelingt das?

Es ist zunehmend problematisch, die Fachkraftstunden im Rahmen von Integrationsmaßnahmen zu besetzen. Der Kreis bewilligt solche teils unterjährig, die Maßnahmen sind in der Regel für ein Kindergartenjahr befristet. Da Fachkräfte aufgrund des großen Stellenangebots die Wahl haben, werden unbefristete Stellen bevorzugt angenommen. Die Folge: „Aktuell sind mehrere befristete Stellen ausgeschrieben, wofür bisher kein Bewerbungseingang zu verzeichnen ist.“

Es würden verschiedene Lösungsansätze erörtert. Aktuell gibt es in Schwalmstadt in den städtischen Einrichtungen 14 Integrationsmaßnahmen, ein weiterer Antrag ist in der Prüfung. Die freien Träger betreuen gemeinsam derzeit 13 Integrationskinder. Die Tendenz ist steigend, heißt es.

Wie steht es um den Rechtsanspruch?

Kinder zwischen einem und drei Jahren haben Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege, ab drei Jahren besteht der Anspruch in einer Tageseinrichtung.

Wie entwickeln sich die Kosten für die Stadt?

Vor neun Jahren war der Zuschussbedarf bei 2,5 Millionen Euro, 2020 dann bei 4,1 Millionen Euro und dieses Jahr dann voraussichtlich bei 6,4 Millionen Euro. (Anne Quehl)

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