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Porzellan-Raritäten sind bei Sammlern begehrt

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Gemälde von Schwälmer Malern wie Emil Beithan dienten als Vorlage für die Herstellung der Figuren.
Gemälde von Schwälmer Malern wie Emil Beithan dienten als Vorlage für die Herstellung der Figuren. © Johannes Prinz

Vor über 100 Jahren waren Keramik und Porzellan in Form von Tellern und Figuren sehr gefragt. Insbesondere die großen und kleinen Schwälmerinnen und Schwälmer waren zu dieser Zeit ein Verkaufsschlager.

Schwalm – Die Schwälmer Figuren sind auch heute noch sehr gesucht und man muss schon großes Glück haben, bei Internetauktionen oder auf Flohmärkten so eine Rarität zu finden.

Hergestellt wurden sie unter anderem in Thüringen von mehreren Porzellanmanufakturen so auch von der Porzellanmanufaktur Heubach in Köppelsdorf und in Rudolstadt-Volkstedt.

Schwälmer Figuren: Hergestellt wurden sie unter anderem in Thüringen, aber auch in Hessen gab es Manufakturen.
Schwälmer Figuren: Hergestellt wurden sie unter anderem in Thüringen, aber auch in Hessen gab es Manufakturen. © Johannes Prinz

Die kleinen Porzellanfiguren hatten als Vorlage die Schwälmer Kinderbilder des Malers Emil Beithan bis (1878 Bad Homburg - 1955 Schrecksbach). Die Manufaktur Heubach die 1887 von Ernst Heubach gegründet wurde stellte unter anderem auch Puppen-Köpfe und Arme aus Biskuitporzellan her.

Die Firma fusionierte 1919 mit der französischen Firma Armand Marseille, die ebenfalls diese Puppenköpfe herstellte. Die Zusammenarbeit wurde 1932 beendet. Das Unternehmen wurde am 14. Februar 1945 mit der Bombardierung der Stadt Sonneberg schwer beschädigt.

1951 wurde das Unternehmen verstaatlicht und die gesamte Produktion auf keramische Isolatoren umgestellt. Nach mehreren Übernahmen nach der Wende wurde auch dieser Betrieb zum 31. Dezember 2022 nach über 130 Jahren stillgelegt. Die Schwälmerin mit einem Blumenkorb ist aus der Porzellanfabrik Goebel.

Das Unternehmen wurde 1871 in Oeslau-Wilhelmsfeld gegründet und blieb in sechs Generationen im Familienbesitz. Das Unternehmen hatte ein großes Sortiment und war besonders bekannt durch die Herstellung der Hummelfiguren. Infolge stark eingebrochener Nachfrage insbesondere in USA musste auch dieses Unternehmen 2006 Insolvenz anmelden.

Porzellanfabrik Goebel: Schwälmer Mädchen mit Blumenkorb, die Figur entstand zwischen 1914 und 1920.
Porzellanfabrik Goebel: Schwälmer Mädchen mit Blumenkorb, die Figur entstand zwischen 1914 und 1920. © Johannes Prinz

Es wurde dann nach weiteren Insolvenzen von verschiedenen Investoren übernommen. Die Hummel Manufaktur besitzt heute ein Kulmbacher Unternehmer.

Auch ein weiteres Unternehmen, nämlich die hessische Wächtersbach Keramik, bediente sich in großer Zahl der Schwälmer Motive. Die Firma wurde in der Nähe der namengebenden Stadt Wächtersbach 1832 gegründet und existiert als Produktionsstätte seit 2011 nicht mehr.

Zwischen dem Ende des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte sie sowohl was den Umfang der Produktion als auch deren gestalterische Qualität angeht zu den führenden Unternehmen in Deutschland.

Wächtersbach-Keramik: Besser K(ommiss)brot als kaa (gar) kein Brot.
Wächtersbach-Keramik: Besser K(ommiss)brot als kaa (gar) kein Brot. © Johannes Prinz

Die Firma, die vormals dem Fürsten zu Ysenburg-Wächtersbach gehörte, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie wurde 2005 nach 173 Jahren in Familienbesitz verkauft und nach einer ersten Insolvenz 2006 und einer weiteren Übernahme in mehrere Einzelfirmen aufgeteilt.

Eine dieser Einzelfirmen war das Keramikwerk in Brachtal-Schlerbach, das dann 2011 erneut Insolvenz anmelden musste. Der Main-Kinzig-Kreis kaufte in diesem Zusammenhang das Firmenarchiv der „Wächtersbächer Keramik“.

Auf dem hier abgebildeten Teller wird eine Schwälmerin mit zwei Broten und der Aufschrift „Besser „K“Brot als „kaa“(kein) Brot dargestellt. Gemeint war das Kommissbrot, ein haltbares Brot zur Versorgung der Soldaten. Datiert ist der Teller 1914/16, also zu Beginn des 1. Weltkrieges. (Johannes Prinz)

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