Einsatzpläne und Technik im Bewährungstest: Großübung auf der A49

Eine erschreckende Vorstellung. Man fährt mit dem Auto durch einen langen Tunnel, und plötzlich passiert ein Unfall. Es gibt Verletzte, ein Wagen beginnt zu brennen. Die möglichst schnelle und koordinierte Hilfe in solch einer Lage übten Feuerwehren und Rettungsdienst am Freitagnachmittag mit einem Großaufgebot.
Schwalmstadt. Im Fokus standen dabei die Sicherheitstechnik des neuen Tunnels, der Einsatz der Rettungskräfte direkt im Tunnel und die Koordination aller Einheiten vor dem Bauwerk: Wer fährt wann wohin, wer funkt über welchen Kanal.
Gerade durch die Weitläufigkeit des Bereichs ist es keine Standardsituation für die Retter. Eine besondere Herausforderung ist dabei schon der Tunnel an sich: Die Einsatzleitung kann nicht sehen, was im Tunnel passiert, wichtig ist es darum, so schnell wie möglich ein funktionierendes Kommunikationsnetz aufzubauen. Aus diesem Grund stand nicht nur im Tunnel ein Einsatzleitwagen (ELW), auch vor dem Süd- und Nordportal hatten sich ELW postiert. Alle Fäden liefen dann bei der Einsatzleitung im großen ELW 2 des Schwalm-Eder-Kreises zusammen.
Gut 150 Einsatzkräfte beteiligten sich an der Übung. Gemäß Alarmplan rückte die Wehr aus Treysa direkt in den Tunnel zur Unfallstelle vor. Ziegenhain besetzte das Südportal und stand als Reserve bereit, Frankenhain und Florshain sperrten Bundesstraße, Trutzhain betreute den Bereitstellungsplatz. Die Feuerwehr Rommershausen sicherte die Sachsenhäuser Straße. Alarmiert wurde gemäß des Stichworts MANV 10 – die Abkürzung steht für Massenanfall von Verletzten – auch Rettungsdienst und weitere Feuerwehren aus dem Kreis wurden alarmiert: Borken, Jesberg, Neuental, Willingshausen, Bad Zwesten. Am Nordportal bauten die Kräfte aus dem Altkreis Homberg unter anderem einen Atemschutz-Bereitstellungsplatz auf. Außerdem standen Atemschutzgeräteträger bereit, um die im Tunnel eingesetzten Kräfte bei Bedarf zu unterstützen.
Tunnelkonzept von der Landesfeuerwehrschule

Ein Tunnel ist – es liegt in der Natur der Sache – ein beengter Raum. Daher ist es wichtig, so viele Einsatzkräfte wie nötig, aber nicht wie möglich im Tunnel zu haben. Kommunikation ist das A und O.
Im Tunnel selbst war klassisches Feuerwehrhandwerk gefragt: Der Unfall ereignete sich in Fahrtrichtung Schwalmstadt. Da der Frankenhainer Tunnel über zwei Röhren verfügt, konnten die Rettungskräfte über die nicht vom Brand betroffene Röhre anfahren.
Atemschutztrupps mit besonderen Langzeit-Pressluftatmern gingen über die in der Tunnelmitte eingebaute große Querung zur Unfallstelle vor. Damit kein Rauch von einer Tunnelröhre in die andere gelangen kann, ist die Querung wie eine Schleuse aufgebaut. An der Einsatzstelle erkundete zunächst ein Trupp die Lage und markierte für nachfolgende Kräfte wichtige Punkte mit Blinklichtern. Grün stehe dabei unter anderem für Ausgänge, Blau für Wasserentnahmestellen oder den möglichen Sitz des Verteilers und Orange für aufgefundene Personen, erklärte Treysas Wehrführer Björn Bachmann, der bei der Übung als Abschnittsleiter eingesetzt war: „Das kommt aus dem Tunnelkonzept der Hessischen Landesfeuerwehrschule.“

Die Verletzten wurden teilweise von Mitarbeitern der Autobahn Gmbh gestellt. Auch Bernhard Klöpfel, Direktor der Außenstelle Kassel, mimte ein Opfer. Diese Perspektive sei auch für ihn außergewöhnlich gewesen, sagte Klöpfel später im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Tunnelübung war ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg zur Freigabe des A 49-Teilabschnitts Neuental-Schwalmstadt und wurde vom Kreis, dem Regierungspräsidium, der Autobahn GmbH und der Polizei beobachtet und bewertet. Anfang Juli soll der Verkehr dann bis Treysa rollen.