Ursache war ein Defekt an einem der Getreidesilos in Ziegenhain, hinter denen der Bahnradweg verläuft. Die Verantwortlichen des Raiffeisenstandortes hatten sich deshalb am Freitag an die Stadtverwaltung gewandt. Menschen sollten sich sicherheitshalber bis zur Reparatur nicht entlang der Silos aufhalten, erklärte Helmut Lompe dieser Zeitung auf Nachfrage.
Am Freitag war allerdings der Großteil der Stadtverwaltung auf Betriebsausflug, es wurden dann zunächst Durchfahrt-Verboten-Schilder an Warnbaken aufgestellt, jegliche Hinweise fehlten allerdings.
Mitglieder des Radclubs ADFC und der Radbeauftragte, Ulrich Wüstenhagen, wurden auf die Angelegenheit aufmerksam und forschten nach. Das Teilstück wurde sogar arglos abgelaufen, ein Sperrungsgrund ließ sich nicht ausmachen. Wüstenhagen kontaktierte schließlich städtische Führungskräfte, nach und nach ergaben sich schließlich Hintergründe.
Im sozialen Netzwerk Facebook hat der Radverkehrsbeauftragte dann am Sonntagmittag eine Sicherheitswarnung und eine Umleitung für Auswärtige veröffentlicht und zum Teilen aufgefordert. Daraufhin erschienen Schilderungen, dass viele Spaziergänger und Radler mangels Informationen die Sperrung ignoriert hatten. Sie seien von Mäharbeiten oder einem dummen Scherz ausgegangen.
Noch später, wohl am Montag, wurde der Weg dann ausdrücklich auch für Fußgänger gesperrt und eine Umleitungsskizze für Auswärtige angebracht.
„Das wurde nicht professionell gehandhabt“, ist Wüstenhagens Fazit. Keinesfalls könne ihm und Mitstreitern ein Vorwurf gemacht werden, dass man die Lage publik gemacht habe. Lebensgefahr sei nicht ausgeschlossen gewesen, hunderte Radler und Fußgänger waren am Wochenende in dem Bereich unterwegs. Auch ein Umleitungshinweis für Auswärtige habe zunächst gefehlt.
Wüstenhagen fordert, dass Lehren gezogen werden und es in Zukunft besser läuft. Die Belange von Fußgängern und Radlern würden zu gering geachtet, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Verantwortlichen der Stadt sollten sich nicht angegriffen fühlen, sondern dazulernen und in einem solchen Fall sinnvoll nach außen kommunizieren.
Zum Ablauf nahm auch Bürgermeister Pinhard Stellung: Der Radweg sei am Wochenende außerhalb der Dienstzeit durch den Bereitschaftsdienst des Bauhofes gesperrt worden „nach Bekanntwerden einer möglichen Gefährdung für die Nutzer des Radweges“. Eine formelle schriftliche Verkehrsbehördliche Anordnung des Bürgermeisters als Ortspolizeibehörde sei aufgrund der Dringlichkeit der Angelegenheit (Gefahr im Verzug) nicht notwendig gewesen. Wegen der Kurzfristigkeit habe es auch keine Umleitungsbeschilderung gegeben.
Die Sperrung wurde am Mittwoch nach der Reparatur der mit Getreide gefüllten Silos aufgehoben.
Anne Quehl und Sandra Rose