Karl Schmidt ist stellvertretender Vorsitzender in der Arbeitsgemeinschaft Thüringer Wasserkraftwerke und im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Wasserkraftwerke. Bis vor zwei Jahren war er auch Mitglied des Bundesvorstandes. Von ehemals etwa 80 000 Anlagen um 1900 bestehen heute nur noch ca. 7500, so Schmidt.
An der Schwalm wird in den Mühlen in Altenburg, Loshausen, Schlierbach, Niederurff, Bad Zwesten (drei Mühlen), Kerstenhausen (zwei Mühlen), Gombeth, Singlis und Harle noch Strom produziert. Alle anderen Standorte wurden aufgegeben.
Termin: Vom 12. bis 14. Mai besteht die Möglichkeit, die Mühle in Dittershausen zu besichtigen. Im Rahmen der 775-Jahr Feier von Dittershausen wird das 150-jährige Betriebsjubiläum der Mühle gefeiert, zu dem die Mühle mit allen Betriebsanlagen, Säge- und Hobelwerk für die Öffentlichkeit offensteht.
Die Mühlen - Langlebige, bewährte Technik
Michael Nau betreibt die Mühle in Rommershausen. Die älteste Bausubstanz stammt von 1657. Die Technik hat ebenfalls lange durchgestanden: Die beiden Turbinen wurden in den Jahren 1900 und 1921 eingebaut und produzieren immer noch zuverlässig Strom.
Alle zwei bis drei Jahre werden die Turbinen komplett aufgearbeitet. Hierzu werden sie mit einem Hochdruckreiniger gesäubert und Schaufeln beispielsweise repariert. Zurzeit rentiert sich die Stromproduktion noch, so Nau. Er möchte die Turbinen jedoch gegen moderne austauschen, da bei Hochwasser fast kein Strom produziert wird.
Moderne Turbinen können sich dem Wasserstand anpassen und somit eine bessere Energieausbeute erreichen. Das ist jedoch mit Investitionskosten von etwa 200 000 Euro verbunden. Nau wünscht sich, dass Wasserkraft stärker gefördert wird. Solar- und Windenergie würden umfassender unterstützt, und Wasserkraftwerke trügen erheblich zur Stabilisierung der Stromnetze bei. (Guido Hahn)
Die Stromproduktion aus Wasserkraft trägt dazu bei, dass die Kostenexplosion nicht noch höher ausfällt. 11,67 Cent pro Kilowattstunde erhalten Wasserkraftbetreiber als dauerhafte Vergütung, die auch in der aktuellen Situation nicht angehoben wird, sofern die Anlage nach EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) 2009 betrieben wird, was bei den meisten Wasserkraftwerken der Fall ist. Die Koppelung an den Gaspreis ist bei diesen Anlagen nicht vorgesehen.
Am gesamtdeutschen Bruttostromverbrauch hat die Wasserkraft einen Anteil von etwa 3,5 Prozent. Durch Repowering könnte die Stromproduktion um etwa 20 Prozent und durch Neubau an bestehenden Wehranlagen um ca. 10 Prozent erhöht werden, so Karl Schmidt. Repowering bedeutet, dass neue, moderne Turbinen eingebaut werden. (Guido Hahn)