1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schwalmstadt
  4. Schwalmstadt

Keine Chance den Keimen - Experte im Interview

Erstellt:

Von: Sandra Rose

Kommentare

Alexander Kessler ist Regionalleiter der Krankenhaushygiene der Asklepios Nordhessen-Kliniken und wirbt für konsequente Händehygiene.
Er wirbt für konsequente Händehygiene – nicht nur im Krankenhaus: Alexander Kessler, Regionalleiter der Krankenhaushygiene der Asklepios Nordhessen-Kliniken. © Nicola Michailidis

Zum heutigen internationalen Tag der Händehygiene haben wir mit dem Experten Alexander Kessler, Regionalleiter der Krankenhaushygiene der Asklepios Nordhessen-Kliniken, gesprochen.

Schwalm – Eine konsequente Händedesinfektion gilt als entscheidend zur Vermeidung von Infektionskrankheiten in Krankenhäusern – nicht erst seit der Corona-Pandemie. Bereits zu Anfang der Pandemie rückte neben dem richtigen Mund-Nase-Schutz das Thema „Händehygiene“ in den Fokus – vor dem Betreten von Geschäften und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens wurde das Drücken auf den Desinfektionsmittelspender am Eingang zum gängigen Ritual.

Diese Routine gab es in Kliniken schon vorher, sie ist jedoch nur dann wirksam, wenn die Desinfektion der Hände entsprechend sorgfältig gemacht wird. Auch zuhause könne die „richtige Händehygiene“ davor schützen, Keime zu verschleppen, erklärt Alexander Kessler, Regionalleiter der Krankenhaushygiene der Asklepios Nordhessen-Kliniken.

„Bei uns im Krankenhaus befinden sich im Eingangsbereich und an allen neuralgischen Punkten Desinfektionsmittelspender. Diese sollte jede und jeder vor dem Betreten und beim Verlassen der Klinik sowie vor dem Eintreten in einzelne Behandlungsräume und Sprechzimmer aus Rücksicht zu anderen und zur eigenen Vorsicht nutzen“, verdeutlicht er. Besonders im Hinblick auf das große Problem der Keimverschleppung sei Hygiene nicht zu unterschätzen.

Was versteht man eigentlich unter dem Begriff Händehygiene?

Darunter versteht man primär die Händedesinfektion und die Händewaschung. Ziel der Händehygiene ist es, dass während einer Behandlung oder Pflege von Patienten keine Infektionserreger übertragen werden.

Was ist bei einer Desinfektion zu beachten?

Die Einwirkzeit (mindestens 30 Sekunden), die Wirksamkeit des eingesetzten Desinfektionsmittels, die richtige Menge für die Desinfektion (etwa drei Milliliter pro Händedesinfektion) sowie die Technik. Hierbei ist darauf zu achten, dass alle Stellen im Bereich der Hände gut benetzt werden. Vor allem die Fingerkuppen und die Fingerzwischenräume werden gerne vergessen.

Wie wichtig ist die Hygiene in Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen?

Die Hygiene ist ein wesentlicher Bestandteil der Primärprävention in Gesundheitseinrichtungen. Diese umfasst weitaus mehr als die Individualhygiene des Personals oder der Raumreinigung. Beispielhaft sind hier zu nennen: die Flächendesinfektion, Medizinprodukteaufbereitung, Trinkwasserkontrollen und technisch-hygienische Routineuntersuchungen – alles wichtige Komponenten der Infektionsprävention.

Die wichtigste Maßnahme zur Unterbrechung von Infektionsketten ist aber die Händedesinfektion. Nach aktuellen Schätzungen belaufen sich die jährlichen nosokomialen Infektionen (im Krankenhaus erworbenen Infektionen) in Deutschland auf 400 000 bis 600 000 Fälle.

Welche Gefahren birgt eine mangelnde Handhygiene?

Eine mangelnde Handhygiene kann die Ursache dafür sein, dass mikrobielle Pathogene (krankmachende Keime) über die Hände des medizinischen Personals auf den Patienten übertragen werden. Im schlimmsten Fall kann das zu schwerwiegenden Infektionen führen – bis hin zum Tod.

Zu Hause ist das Händewaschen nicht erst seit der Coronapandemie das Mittel der Wahl - welche Rolle spielt das Händewaschen im Gesundheitswesen?

Die Händewaschung ist eine wichtige ergänzende Maßnahme zur Händedesinfektion. Dennoch sollte die Händewaschung ausschließlich der Entfernung von Schmutz beziehungsweise der gegen Alkohol unempfindlichen Erreger (Sporen) dienen. Zu häufiges Händewaschen schädigt die gesunde Hautbarriere und führt zu Hautschädigungen.

Gehört zur Händehygiene auch eine Hautpflege?

Ja! Hautschutz und Hautpflege sind ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Händedesinfektion. Schon kleine Verletzungen und Risse in der Haut können Eintrittspforten für Erreger sein, die sich anschließend dort vermehren.

Was sollte man bei der Händehygiene zu Hause beachten?

In den meisten Fällen reicht die Händewaschung mit einer pH-neutralen Seife im privaten Umfeld vollkommen aus. Am idealsten nimmt man zum Waschen der Hände eher kaltes Wasser, dieses strapaziert die Haut weniger als warmes Wasser. In bestimmten Situationen kann auch eine Händedesinfektion außerhalb des medizinischen und pflegerischen Bereichs eine sinnvolle Ergänzung zur Händehygiene sein, etwa wenn Familienmitglieder an hochansteckenden Infektionen leiden.

Wie effektiv schützt eine gute Händehygiene vor Infektionen?

Bei einer adäquaten Durchführung der Händedesinfektion kann eine Reduktion von 99,999 Prozent der Erreger erfolgen. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Händedesinfektion die wichtigste Einzelmaßnahme zur Prävention nosokomialer Infektionen ist. Keine andere Maßnahme in der Krankenhaushygiene hat einen höheren präventiven Nutzen für die Patienten oder Bewohner.

Auch interessant

Kommentare