Unwetter tobte über Schwalmstadt - Retter kamen nicht durch
Schwalm-Eder. Eine heftige Sturm- und Gewitterfront richtete in der Nacht zu Freitag im westlichen Teil des Landkreises große Verwüstungen an.
Lesen Sie auch
Kurz nach 2 Uhr fegte eine ungeheuer starke Windböe über diese Orte hinweg, entwurzelte Bäume, deckte Dächer ab und fegte Baustellenschilder fort. Sintflutartige Regenfälle sorgten für überflutete Keller und Straßen. Die Telefone in den Polizeistationen standen nicht mehr still.
576 Rettungskräfte waren zwischen 2 und 6 Uhr an 226 Orten im Einsatz, teilte Dieter Ide, Vize-Kreisbrandinspektor aus Homberg, mit. Das Unwetter zog über Willingshausen, Gilserberg, Jesberg, Schwalmstadt, Neuental, Bad Zwesten, Borken, Homberg, Fritzlar, Gudensberg, Felsberg und Edermünde hinweg. Die Rettungskräfte mussten sich teilweise mit Kettensägen den Weg zu ihren Einsatzorten bahnen, manche in Not geratene Menschen warteten stundenlang auf Hilfe.
Retter kamen nicht durch
Der Fahrer eines Tanklasters, der in einem Wald bei Wasenberg von abgeknickten Bäumen eingeschlossen worden war, blieb zwar unverletzt, musste aber viel Geduld aufbringen, bis Hilfe nahte: Erst gegen 8.50 Uhr am Freitag hatten sich Bergungskräfte zu dem unverletzten Mann durchgearbeitet. Sie setzten einen Kran ein, um den Mann aus dem zertrümmerten Führerhaus zu befreien.
Fotostrecke von den Sturmschäden in der Region
Auch der 45-jährige Fahrer eines Sattelzugs, der gegen 2.20 Uhr bei Bischhausen von zwei Eichen getroffen wurde, musste einen langen Atem beweisen: Die Rettungskräfte drangen erst gegen 4 Uhr zu ihm vor. Es war eine gespenstische Nacht: „Die Welt ging unter und ich war dabei“, kommentierte Freitag ein Polizist die Einsätze. In Bad Zwesten war ein Baum auf ein Wohnmobil und einen Pkw am Campingplatz gestürzt.
Dort musste sich die Feuerwehr die durch viele Bäume blockierte Straße freisägen. Im Felsberger Raum waren vor allem die Stadtteile Lohre und Neuenbrunslar von Wasser- und Schlammmassen betroffen. 62 Feuerwehrkräfte und viele Landwirte mit Traktoren waren rund um Felsberg im Einsatz.
Zu den gewaltigen Güssen und Böen kam noch, dass viele Alarmanlagen an Einkaufs- und Baumärkten losheulten Ampeln ausfielen, Gullydeckel hochgedrückt und Straßen überflutet wurden und Bäume wie Streichhölzer umgeknickt wurden.
Viele Straßen waren bis Freitagmorgen noch gesperrt. Unter anderem die Verbindungen zwischen Lützelwig, Frielendorf und Großropperhausen und zwischen den Dörfern im Rinnetal. Auch auf den Straßen zwischen Treysa und Gilserberg, Willingshausen und Alsfeld, Ziegenhain und Allendorf ging gar nichts mehr. (red)