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Die Brückenbauerin im Knüll - Gemeinwesensarbeit bewährt sich

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Von: Sylke Grede, Christine Thiery

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Sie ist eine echte Hilfe: Brigitte Durstewitz arbeitet als Mitarbeiterin für Gemeinwesen in Schwarzenborn und vermittelt zwischen den Nationen.
Sie ist eine echte Hilfe: Brigitte Durstewitz arbeitet als Mitarbeiterin für Gemeinwesen in Schwarzenborn und vermittelt zwischen den Nationen. © Christine Thiery

Die Schwierigkeiten um Rumänen und Bulgaren, die in Schwarzenborn leben, haben sich in den vergangenen Jahren deutlich entspannt. Wir fragten nach, woran das liegt.

Schwarzenborn – Großen Anteil an der Beruhigung der Lage in Schwarzenborn hat Brigitte Durstewitz. Die gebürtige Rumänin kümmert sich um die Familien und vermittelt zwischen den Betroffenen, Ämtern und Schulen. Zuständig ist sie neben der Arbeit mit den Bulgaren und Rumänen nun auch für die dortigen Ungarn und Polen, und sie arbeitet zudem mit der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge n Schwarzenborn zusammen.

Inzwischen begleitet sie eine Stelle als Gemeinwesensmitarbeiterin, unterstützt durch das Land Hessen und hat ein Büro im Rathaus. Sie selbst begreift sich als Brückenbauerin. Dazu kam sie durch Zufall. Die Gudensbergerin wurde aufgrund ihrer Sprachkenntnisse oft zu Verhandlungen zwischen Rumänen und Arbeitgebern oder Ämtern gerufen und half aus.

Sie spricht rumänisch, ungarisch, deutsch und englisch. Als sich die Situation in Schwarzenborn in 2017 /2018 zuspitzte (HNA berichtete), wurde sie um Hilfe gebeten, um zwischen den Parteien zu vermitteln. Damals waren rund 150 Rumänen und Bulgaren, die der Gruppe der Sinti und Roma angehören, in Schwarzenborn gemeldet und lebten dort teils in maroden leerstehenden Häusern.

„Dies führte im Ort zu vielen kulturellen Problemen“, sagt Bürgermeister Jürgen Liebermann. Man habe versucht einen Zugang zu den Menschen zu finden, was aufgrund der sprachlichen und kulturellen Unterschiede sehr schwierig gewesen sei, unterstrich Lars Werner, Leiter des Kreissozialamtes.

In diesem Zuge sei man auf Brigitte Durstewitz aufmerksam geworden. Und das habe sich als ein großer Glücksfall erwiesen, sagt Liebermann. Die heute 49-Jährige stammt ursprünglich aus Timisoara, der Stadt, die kürzlich zu Europas Kulturhauptstadt ernannt wurde. Ende der 80er Jahre floh die Familie nach Kassel.

Durstewitz lernte zahnmedizinische Angestellte und arbeitete später in der Gastronomie. Aus der Ehe mit dem Tenor Klaus Durstewitz stammt Tochter Blanca. Brigitte Durstewitz betreibt eine Pizzeria in Gudensberg. Dass sie nun quasi zusätzlich als eine Art Sozialarbeiterin unterwegs ist, hätte sie sich zunächst nicht gedacht. Doch die Stelle passe zu ihr. Sie sieht, was sie bewirken kann.

Wesentlich war sie auch bei der Aufklärung um Sozialbetrug in Schwarzenborn rund um die EU-2- Bürger beteiligt. „Ich versuche in erster Linie die Familien zu erreichen und ihr Vertrauen zu gewinnen“, sagt sie. Dafür sei die Sprache der Schlüssel gewesen. Sie schotteten sich oft ab, manche Mitglieder zögen auch weiter und kämen dann wieder.

Oft wisse man nicht, wer sich wo aufhalte. Gerade die Stellung von Frauen und Mädchen sei in den Familien patriarchalisch geprägt. Beim Eintritt in die Pubertät dürften etwa Romamädchen die Schule nicht mehr besuchen. Die Männer seien in der Woche unterwegs zum Arbeiten. Ihr sei es wichtig, zu helfen, eben auch den betroffenen Familien.

Sie hatte einen Mutter-Kind-Treff organisiert, was zunächst gut angenommen wurde. Kinder zu integrieren in Kindergärten und Schulen, sei eine der Hauptaufgaben, aber oft mit vielen Problemen verbunden. Viele runde Tische gebe es bei anstehenden Problemen, an denen Betroffene mitwirkten wie Sozialamt, Schulen, Kindergärten, Polizei, Jugendamt, Ausländerbehörde und Kommune.

Sie besucht zudem Elternabende in den Schulen und Kindergärten. In den vergangenen Jahren habe sie ein großes Netzwerk aufgebaut, das die Grundlage ihrer Arbeit sei. Dies hilft ihr nun auch bei der Arbeit in der Gemeinschaftsunterkunft. Trotz der Schwierigkeiten, gebe es immer auch Erfolge, sagt Durstewitz. „Ich habe gemerkt, dass ich hier eine Hilfe bin.“ Das bestätigt auch Jürgen Liebermann. (Christine Thiery und Sylke Grede)

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