Teichprozess geht weiter

Der Teichunfall Seigertshausen beschäftigt weiter die Justiz. Am Montag teilte das Landgericht Marburg die Prozesstermine für die Berufungsverhandlung in der Sache mit. Geplant sind zunächst vier Prozesstage.
Seigertshausen/Neukirchen/Marburg. Sowohl der verurteilte ehemalige Neukirchener Bürgermeister Klemens Olbrich wie auch die Staatsanwaltschaft Marburg hatten gegen das Urteil des Amtsgerichts Schwalmstadt Rechtsmittel eingelegt. Das Landgericht hat für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt, teilte der Pressesprecher des Landgerichts, Dr. Marcus Wilhelm, mit.
Der Prozess wird von der Achten Strafkammer des Landgerichts geführt. Den Vorsitz hat laut Ankündigung Dr. Sebastian Pfotenhauer. Prozessbeginn ist Mittwoch, 8. Februar, um 9 Uhr im Saal 104. Als weitere Verhandlungstage hat das Gericht den 10. und 17. Februar angesetzt, jeweils ein Freitag. Letzter Prozesstag ist am Donnerstag, 23. Februar. Sitzungsbeginn ist immer um 9 Uhr. Der Prozess am Landgericht ist öffentlich. Geladen sind acht Zeugen und zwei Sachverständige.
Bürgermeister in Erster Instanz verurteilt
Das Amtsgericht hatte Klemens Olbrich am 20. Februar 2020 der fahrlässigen Tötung in drei tateinheitlichen Fällen für schuldig befunden, Olbrich verwarnt und die Verurteilung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 100 Euro vorbehalten. Ihm wird vorgeworfen, dass er in seiner Eigenschaft als früherer Bürgermeister objektiv gebotene und ihm auch mögliche Maßnahmen unterlassen habe, um das Gewässer in Seigertshausen ausreichend abzusichern. Durch diese Unterlassung soll er den Tod der drei Kinder verursacht haben, heißt es in der Ankündigung des Gerichts.
In der neuen Verhandlung wird wohl auch ein erst nach dem ersten Prozess aufgetauchtes Gutachten eine Rolle spielen. Ein Kommunalversicherer hatte schon 2014 vor der Gefahrenstelle am Seigertshäuser Teich gewarnt.
Die Staatsanwaltschaft hat den Verdacht, dass Zeugen diese Schlüsselinformation im Prozess 2020 bewusst verschwiegen. Im vergangenen Sommer wurde gegen drei Zeugen wegen Falschaussage im Teichprozess vor dem Landgericht Anklage erhoben.
Unfall erschütterte die Region
Im Juni 2016 waren in Seigertshausen drei Geschwisterkinder im Alter von fünf, acht und neun Jahren im Dorfteich ertrunken. Im Februar 2020 startete der Prozess gegen Klemens Olbrich vor dem Amtsgericht in Schwalmstadt. Drei Monate nach der Urteilsverkündung ließ die Staatsanwaltschaft im Mai 2020 in Neukirchen Wohnungen wegen des Verdachts der Falschaussage durchsuchen. Im Juni 2020 entdeckte Klemens Olbrich an seinem Auto einen Peilsender. (mha)