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Gemeindepflege – Projekt gegen Vereinsamung im Alter

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Von: Sandra Rose

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Das Team: von links Anna Berndt, Andrea Richter und Sabine Leukam.
Gemeindepfleger im Schwalm-Eder-Kreis. Das Team: von links Anna Berndt, Andrea Richter und Sabine Leukam. © gesunder schwalm-eder-kreis+

Seit gut einem Jahr läuft das Pilotprojekt der Gemeindepfleger. Sie sollen beraten, begleiten, unterstützen und sich um die Bedürfnisse von älteren Menschen im Schwalm-Eder-Kreis kümmern.

Schwalm-Eder. Drei Gemeindepflegerinnen haben diese Aufgabe übernommen, eine vierte Stelle für die Region um Schwalmstadt war zuletzt unbesetzt, heißt es vom Gesundheitsnetzwerk Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+. Aktuell läuft die Nachbesetzung, das Bewerbungsverfahren ist abgeschlossen, wann die Stelle besetzt wird, steht noch nicht fest.

Damit jeder zuverlässige Hilfe bekommt, hatten sich die Gemeindepflegerinnen zuletzt neu aufgestellt und das südliche Kreisgebiet kommissarisch aufgeteilt. Denn der Bedarf ist nach Angaben des Gesundheitsnetzwerkes groß, das Angebot sei aber im Kreis noch nicht vielen bekannt. Im vergangenen Jahr haben sich die Gemeindepflegerinnen um 185 Menschen – dazu zählen Dauerbetreuungen, Kurzbetreuungen und Einzelberatungen – gekümmert.

Land fördert Projekt

Die Anfragen bündelt die für das Gebiet zuständige Gemeindepflegerin selbst. Sie ist direkte Ansprechpartnerin und vermittelt zu bestehenden Hilfestrukturen vor Ort. Gestartet wurde das Förderprogramm des Landes 2018 – unter dem Projektnamen „Gemeindeschwester 2.0“, seit vergangenem Jahr heißt es Gemeindepfleger.

Das Land plant die Förderung zunächst bis zum Jahr 2026, sie muss jährlich neu beantragt werden. Unterstützen sollen die Gemeindepfleger bei drohender Vereinsamung und Fragen rund um die Versorgung im eigenen Heim: „Wir möchten etwas für ältere Menschen in der Region bewegen“, sagt Sabine Leukam, Leiterin des Teams. Voraussetzung sei eine Ausbildung im Gesundheits-, Pflege- oder Sozialbereich. Die Gemeindepfleger übernehmen selbst keine Pflegeleistungen, sondern sind die Schnittstelle für eine Versorgung zu Hause. „Wir vermitteln passende Kontakte und haben vor allem ein offenes Ohr“, sagt sie.

Die Hilfe der Gemeindepflege ist ein kostenfreies Angebot. Möglich macht dies das Land Hessen im Rahmen der Offensive „Land hat Zukunft – Heimat Hessen“. Seit diesem Jahr muss der Kreis einen Eigenanteil von 20 Prozent zu den anfallenden Personalkosten leisten. Gemeindepfleger vermitteln Kontakte zu Beratungsstellen und sozialen Einrichtungen, initiieren Spielenachmittage, Mittagstische und Spaziergeh-Treffs.

Drei Gemeindepflegerinnen

Die drei Gemeindepflegerinnen für den Schwalm-Eder-Kreis heißen Sabine Leukam (Teamleitung), Anna Berndt und Andrea Richter.

Aktuell kümmern sie sich auch um den Bereich Schwalm, hier war die Stelle vakant. Sabine Leukam (Tel. 0176/82 22 69 81) deckt Melsungen, den Altkreis Melsungen, Guxhagen, Morschen, Schwalmstadt, Schrecksbach und Willingshausen ab, Anna Berndt (Tel. 0176/21 82 72 49) ist zuständig für Niedenstein, Edermünde, Wabern, Gudensberg, Fritzlar, Bad Zwesten, Borken, Jesberg, Neuental und Gilserberg und Andrea Richter (Tel. 0176/ 21 82 71 51) kümmert sich um Homberg, Knüllwald, Frielendorf, Schwarzenborn, Neukirchen, Oberaula und Ottrau.

Das kostenfreie Angebot richtet sich vorwiegend an ältere Menschen, ist generell aber für alle aus der Region. Ziel der Gemeindepflege ist es unter anderem, Vereinsamung entgegenzuwirken und die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Teils arbeiten die Gemeindepflegerinnen bereits mit Hausärzten zusammen, heißt es vom Gesundheitsnetzwerk – Ziel solle eine flächendeckende Vernetzung der Gesundheitsakteure im Kreis sein.

Konzept aus der DDR

Der Gesunde Schwalm-Eder-Kreis+ wurde vom Hamburger Unternehmen OptiMedis gegründet. Sitz ist in Melsungen. Aufgabe ist es, mit Partnern ein Gesundheitsnetzwerk nach dem Modell von „Gesundes Kinzigtal“ aufzubauen. Tatsächlich kommt das Konzept aus der DDR, wo Gemeindeschwestern seit den 1950er-Jahren ein Bindeglied zwischen Arzt und Patienten darstellten. Nach der Wende wurden sie durch Sozialstationen oder Pflegedienste ersetzt. (sro)

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