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Das kirchliche Gymnasium im Steinatal feiert Geburtstag - „Handeln mit Herz, Hand und Kopf“

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Melanchthons Denkmal begrüßt Schüler, Lehrer und Besucher: Das Kunstwerk aus dem Jahr 1997 ist auf der zentralen Grünfläche plaziert. Diese Wiese wurde in der Schulgemeinde oft augenzwinkernd der „heilige Rasen“ genannt.
Melanchthons Denkmal begrüßt Schüler, Lehrer und Besucher: Das Kunstwerk aus dem Jahr 1997 ist auf der zentralen Grünfläche plaziert. Diese Wiese wurde in der Schulgemeinde oft augenzwinkernd der „heilige Rasen“ genannt. © Anne quehl

In der Entwicklung über die Jahrzehnte ging und geht es im Steinatal immer um das reformatorische Erbe und das protestantische Profil – ein Durchgang durch die Zeit von 1976 bis heute.

Steinatal – 1976 legten 37 Schülerinnen und Schüler das Abitur ab, nur noch wenige kamen aus dem Heim. Die Melanchthon-Schule war endgültig in der Schwalm angekommen.

Von 1972 bis 1996 war Klaus Geratz, aufgewachsen im pietistischen Milieu von Wuppertal-Barmen, Schulleiter. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit focht er einen Streit um die hessischen Rahmenrichtlinien mit Kultusminister Ludwig von Friedeburg aus.

Er wehrte sich engagiert gegen die geplante Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Seine Grundsätze lauteten u.a.: „Die Teilnahme am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht ist obligatorisch. Ethikunterricht ist in der Stundentafel nicht enthalten. Alleiniger Bezug auf Grundrechte genügt nicht. Pflichten und Überzeugungen im kirchlichen Sinne müssen aktiv erfüllt werden.“ (Festschrift 1998)

Sonntag ist Festtag

Die Melanchthon-Schule Steinatal begeht und beging das Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen. Diesen Sonntag, 30. April, gibt es nach dem Festakt (11 Uhr) mit anschließendem Empfang ab 14 Uhr Schulführungen und Ehemaligentreffen. (aqu) .

1986 musste das Internat geschlossen werden, das Schindelhaus für die Naturwissenschaften entstand 1980 (im Jahr 2020 aufwändig renoviert und modernisiert) und eine Sporthalle. Direktor Geratz war stets bemüht, der Schule eine aus dem christlichen Glauben erwachsene hoffnungsvolle Sicht auf die Welt vorzuleben.

Die Ära Kaiser

Auch seine Nachfolgerin, Christel Ruth Kaiser (Deutsch und ev. Religionslehre), musste gleich zu Beginn ihrer Amtszeit (1996 - 2012) große Aufgaben bewältigen: 1997 die Feier zum 500. Geburtstag des Namensgebers organisieren und ein Jahr später den 50. Geburtstag der Schule. Sie nutzte die Jubiläen, um an das evangelische Bildungsideal zu erinnern und daran, dass das reformatorische Erbe und das protestantische Profil sich auch immer wieder neu bewähren und weiterentwickeln müssen. Im Blick auf die sozialen Anfänge der Schule schärfte sie mit der Einführung des diakonischen Schülerpraktikums die soziale Orientierung und stärkte neben dem breiten Basiswissen die Lern-, Denk- und Problemlösungsfähigkeiten, z.B. die Methodenkompetenz. Und natürlich musste auch sie verschiedene Häuser sanieren, den Sportplatz erweitern und einen neuen Parkplatz und die Mensa (2008) bauen lassen.

Öffnung der Schule

In der kurzen Amtszeit ihres Nachfolgers Claus-Hartwig Otto (ev. Religionslehre und Biologie, 2012-2017) fiel der Abschied von den bisherigen Aufnahmekriterien: gute Noten und kirchliche Bindung. Angesichts rückläufiger Schülerzahlen und des Zuzugs von Muslimen und kirchenfernen Osteuropäern war die Zeit reif, die Schule zu öffnen. Otto verankerte auch auf Wunsch der Schülervertretung das Leitbild „Schule ohne Rassismus“ im Schulprofil (seit November 2013).

Die Gegenwart

Dr. Anke Holl Schulleiterin
Dr. Anke Holl Schulleiterin © Thiery, Christine

Dr. Anke Holl (Französisch und Sport), seit 1995 im evangelischen Schulwesen, legt großen Wert auf Teamarbeit, nicht nur in der Schulleitung, sondern auch in den Jahrgängen. In ihrer Doktorarbeit „Orientierungen von Lehrerinnen und Lehrern an Schulen in evangelischer Trägerschaft“ hat sie erforscht, was das Besondere an diesen Schulen ausmacht. Im Grunde ist es das aus dem humanistisch-christlichen Menschenbild erwachsende fürsorgliche Miteinander in der Gemeinschaft. Das drückt sich u.a. in der Begleitung der Fünftklässler durch ältere Schüler (Buddy-System) ebenso aus wie in dem Diakonie-Religionskurs in der Oberstufe und der Zusammenarbeit mit der Hermann-Schuchard-Schule (Förderschule für Menschen mit Behinderungen). Wie der stellvertretende Schulleiter Martin Michel weiß, melden die meisten Eltern ihre Kinder in der Melanchthon-Schule an, weil es dort „familiärer“ zugehe. Die Verbundenheit mit der Schule drücke sich auch in den sehr gut besuchten Ehemaligentreffen aus. Zur besonderen Lernkultur gehört die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung. Für Holl ist Reife mehr als Intelligenz. Reife erfordere ein Handeln mit Herz, Hand und Kopf. (Bernd Lindentahl)

Aktuell besuchen 676 Schüler das Gymnasium

Dass man in der Melanchthon-Schule im Steinatal mit ihren aktuell 676 Schülern eine glückliche Schulzeit verbringen kann, dafür mag stellvertretend ein Grußwort von Raphael Helali (Abitur 2020) stehen. Er sagte: „Ich war sehr gerne Melanchthon-Schüler und verbinde mit der Schule so einige unvergessliche Momente und Ereignisse mit meinen Freunden. Meiner Meinung nach hat diese Schule etwas ganz Besonderes: Die einmalige Lage am Rand eines Waldes, viele Möglichkeiten, sich individuell zu entfalten und ein persönliches Verhältnis zueinander. Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn es eine geeignete Möglichkeit gibt, der Schule bei einem Konzert oder ähnlichem einen Besuch abzustatten“.  (aqu)

Noch mehr über die Schule im Steinatal finden sie hier.

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