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Die Theatergruppe der Sängerchöre Zella besteht seit 50 Jahren

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Von: Sandra Rose

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Drei Urgesteine auf der Bühne: von links Georg Knauf, Henner Friedrich und Wilhelm Bechtel 1976.
Drei Urgesteine auf der Bühne: von links Georg Knauf, Henner Friedrich und Wilhelm Bechtel 1976. © Privat

Theaterspiel hat in Zella eine lange und gute Tradition: Seit 50 Jahren stehen die Hobbyschauspieler regelmäßig auf der Bühne im Gasthof Bechtel. Mit einer Besonderheit – gesprochen wird ausschließlich Schwälmer Platt.

Zella. Bereits 1951 fanden sich im Ort die ersten Akteure zusammen, nachdem an die Gaststätte Hanusch der heute noch bestehende Saal angebaut wurde. Die Theatergruppe nannte sich „Bechtels bunte Bühne“. Wilhelm Bechtel, ein Onkel des Fleischermeisters Wilhelm Bechtel, Georg Knauf, Henner Friedrich und viele andere spielten ernste und heitere Stücke und boten ihr Theaterspiel auch in den Nachbardörfern an.

Die verschiedenen Motive der Kulisse beziehungsweise Bühnendekoration hatte der Hobbymaler Heinz Henkel auf Leinwandtücher gemalt. Egal ob im Wohnzimmer oder im Wald gespielt wurde – schnell war der entsprechende Ort auf der Bühne vorhanden, heißt es von der Theatergruppe. Nachdem das Fernsehen in vielen Haushalten Ende der 1950er-Jahre Einzug gehalten hatte, beendete die Gruppe ihr Theaterspiel.

Gleichzeitig veranstaltete der Männergesangverein Zella jedes Jahr seit seiner Wiederbelebung im Jahr 1950 ein Kaffeekränzchen mit Liedvorträgen des Chores und Gastchören, hier wurden auch Sketche gespielt – in den Kulissen der früheren Theatergruppe. Im Jahr 1973 wagte man erstmals ein Theaterstück in Schwälmer Tracht und Mundart. Der Titel: „Su wos gobs frieher net!“ (So etwas gab es früher nicht). Die Theaterabende waren geboren, teils in Platt, teils in Hochdeutsch.

Fünf Theaterabende

Die einzelnen Aufführungen wurden durch Liedvorträge der Ehepaare Hans und Annels Wolf sowie Georg und Elschen Ratajczak ergänzt. Auch die Ehepaare Hans und Annel Friedrich sowie Kurt und Annelise Schmidt bereicherten in manchen Jahren die Theaterabende mit ihrem Gesang.

Schauspiel aus dem Jahr 1978: In „Jong gefreit, höt nie gereut, lang gewatt, höt öch no negs geschott“ spielten von links mit Walter Friedrich, Anneliese Dörrbecker, Annchen Wenzlik, Marianne Friedrich und Hans Knauf.
Schauspiel aus dem Jahr 1978: In „Jong gefreit, höt nie gereut, lang gewatt, höt öch no negs geschott“ spielten von links mit Walter Friedrich, Anneliese Dörrbecker, Annchen Wenzlik, Marianne Friedrich und Hans Knauf. © theatergruppe zella

1980 wurde das Bühnenbild erneuert. Sänger Georg Friedrich baute aus Dachlatten und Hartfaserplatten eine neue Bühne. Sie wurde tapeziert und nach einigen Renovierungen bis 2019 genutzt. Im Jahr 1987 fand der Theaterabend so einen großen Anklang, dass weitere Termine folgten, ab 1987 gab es zwei Schwälmer Theaterstücke, ab 2002 wurde an drei Abenden gespielt. Es gab alsbald nummerierte Plätze. Ab 2008 wurde noch ein vierter Aufführungstermin angeboten, drei Jahre später waren es fünf. Fürs Schreiben der Stücke waren zunächst Sängerin Else Kessler, später Anneliese Dörrbecker und einige Jahre Annemarie Ferstl verantwortlich.

Vorstellung immer im März

Gespielt wird grundsätzlich an den ersten beiden Wochenenden im März – seit 2019 auf neuer Bühne, gebaut von Sänger Hans Knauf. Professioneller wurden die Zellaer auch beim Text: Anneliese Dörrbecker schrieb in mit Hand vor, Tochter Christel Schwalm schrieb ihn mit dem Computer ab. 2020 verstarb sie – „sie fehlt uns auch als Beraterin für die Schwälmer Tracht“, würdigt sie der Verein. Tochter Christel ist der Theatergruppe weiterhin treu. Auf der Bühne geübt wird von den Akteuren erst 14 Tage vor den eigentlichen Aufführungen – hier werden dann oft noch lustige Einfälle in die Texte eingebaut. Und weil die Schwälmer Mundart keine Schriftsprache kennt, wird alles in einer Lautschrift verfasst – besonders für die Laienschauspieler, die im Alltag kein Platt sprechen, ist das Proben deshalb eine echte Herausforderung. Alle schwer verständlichen Schwälmer Wörter werden zum besseren Verständnis stets auf der Rückseite vom Programm abgedruckt.

Auch in diesem Jahr hoffen alle Akteure wieder auf ein gutes Gelingen und freuen sich auf ihre Auftritte. 2023 werden etwa 100 Stühle weniger gestellt und sie sind nicht nummeriert. „Dadurch konnte der Vorverkauf dezentralisiert werden, Diese neuen Regeln wurden vorübergehend als Vorsichtsmaßnahme eingeführt“, erklärt Mitspieler Walter Friedrich. Neben ungezählten Sketchen wurden 110 Theaterstücke, davon 88 in Schwälmer Platt aufgeführt.

Es gibt mittlerweile fünf Theaterabende – damit hat Zella mit 1500 Gästen die meistbesuchten Saal- oder Hallenveranstaltungen im Altkreis Ziegenhain.

Termine für die Theaterabende und Kartenverlosung 

Die Theaterabende finden am Samstag, 4., Freitag, 10., Samstag, 11. März, jeweils um 19 Uhr statt sowie am Sonntag, 5. und 12. März, 16 Uhr. Es sind noch Restkarten für alle Veranstaltungen bei den Vorverkaufsstellen verfügbar. Karten gibt es bei der Fleischerei Bechtel, Zella und Ziegenhain, bei der Metzgerei Völker in Ziegenhain und im Hotel Bechtel, auch an der Abendkasse wird es noch Karten geben. Die Schwälmer Allgemeine verlost für Sonntag, 12. März, 16 Uhr, fünf mal zwei Karten. Hierzu rufen Sie, liebe Leser, heute unser Glückstelefon unter 01379 / 69 96 62 an und nennen das Stichwort „Theater“. Anrufe aus dem Festnetz kosten 50 Cent, Mobilfunk ist teurer.

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