Ihr Tumor heißt Günther: Patricia Deines (28) kämpft gegen den Krebs

Willingshausen. Patricia Deines erkrankte vor acht Jahren an Eierstockkrebs. Seitdem kämpft sie einen fast aussichtslosen Kampf. Dennoch hatte sich ihr Gesundheitszustand stabilisiert, jetzt wurde ein neuer Tumor entdeckt. Wir begleiten sie im vierten Jahr.
Tränen, Schmerzen und ständiges Erbrechen bestimmen aktuell das Leben von Patricia Deines. „Die Realität kann echt blöd und – auf gut Deutsch gesagt – ein Arschloch sein“, sagt die Willingshäuserin. Ihre Wut hat einen Grund. Sie nennt ihn Günther. Den neuen Tumor in ihrem Bauch.
Vor acht Jahren ist Patricia Deines an Eierstockkrebs erkrankt. Ihr Körper gab auf. Gegenüber dem Krebs, den Therapien. Metastasen an Leber und Milz und ein Tumor im Darm. Doch das Zusammenspiel aus ihrem persönlichen Optimismus und einer medizinischen Therapie, die ihr Immunsystem stärken sollte, zeigte Wirkung: Die inoperablen Tumore vergrößerten sich nicht. Ihren Alltag hatte sie Stück für Stück zurückerobert. Sie fuhr wieder Auto, trieb Sport und arbeitete wieder in ihrem Beruf als Bäckereifachverkäuferin.
Und nun ist Günther da. Sie klingt verzweifelt: „Ich möchte dem Krebs nun sagen, dass nun endgültig Schluss ist, ich bin doch keine kostenlose Wohnung“. Zwischen 3,5 und fünf Zentimeter groß ist der neue Tumor, sitzt außerhalb des Magens. Die Diagnostik gestaltete sich schwierig. Ihre Venen sind kaputt, Zugänge zu legen, ist schwierig. Zweimal wurde eine Magenspiegelung angesetzt, aber „Günther lässt niemanden in meinen Magen gucken“. Ein MRT bringt ihn schließlich an den Tag. Ausnahmsweise war diesmal ihr Mann Viktor nicht dabei. Die Diagnose ist für sie ein Schlag ins Gesicht. Sie saß da, ihrem Arzt gegenüber, unter Schock, hat es erst gar nicht begriffen:„Ich will noch nicht gehen, ich hab ja noch nicht mal richtig gelebt.“
Der Magen hat sich durch den Tumor verdreht. Wie eine Sanduhr stellt er sich dar. Das erklärt auch, warum die 28-Jährige kein Essen mehr bei sich behalten kann. Bei einer Größe von 1,71 Meter wiegt sie nur noch 56 Kilogramm. Das rapide Abnehmen in den vergangenen Wochen hatte sie auf die Grippe zurückgeführt.
Wegen Nahrungsmangel steht sie ständig kurz vorm Umkippen. Zu sich nehmen kann sie nur noch Babynahrung, schlückchenweise Wasser und hochkalorische Riegel. Auch starke Schmerzen plagen sie. „Das kann der da oben doch nicht machen“, weint sie.
Auch wenn sie in einem schlechten Allgemeinzustand ist, gibt es laut ihrem Arzt keine Alternative zu einer Operation. Alles ist ein Wagnis, erklärt sie, auch eine Flüssigchemotherapie – wegen ihrer Nieren, deren Funktion eingeschränkt ist. Ihr Arzt versuche, ihr Hoffnung zu machen, sagt, „das kriegen wir hin“, erzählt sie.
Für ein persönliches Treffen ist die 28-Jährige zu schwach, die Kommunikation für diesen Artikel fand über ihren Facebook-Blog statt. Dort folgen ihr fast 5000 Menschen. Ihre jüngste Nachricht an die HNA: „Hallo, habe Freitag noch mal ein MRT und nächste Woche irgendwann dann die Operation“ – dazu ein Smiley, das Hoffnung ausdrückt.