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Weißstorch im Aufwind: Willingshausen unterstützt die Entwicklung der Population

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Von: Sandra Rose

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Jonas Bechtel, Jörg Haafke und Mario Bechtel (von links) verarbeiten einen Kubikmeter Beton zur Fundamentierung der Tragkonstruktion.
Jonas Bechtel, Jörg Haafke und Mario Bechtel (von links) verarbeiten einen Kubikmeter Beton zur Fundamentierung der Tragkonstruktion. © susanne korte

Die Gemeinde Willingshausen unterstützt die Entwicklung der Weißstorch-Population in der Schwalm. Auf einem alten Leitungsmast der EAM wurde jetzt ein Nistplatz eingerichtet.

Willingshausen - Auf dem gemeindeeigenen Grundstück in der Leimbachaue hat der Förderverein Kulturlandschaft Schwalm im Auftrag der Gemeinde Willingshausen eine Nistplattform für den Weißstorch am Rande des ehemaligen „Herrschaftlichen Teiches“ installiert.

Als Basis für den Weiterbau durch Meister Adebar wurde in ausrangiertes Eisenspeichenrad mit Flechtwerk vorbereitet und ein von der EAM zur Verfügung gestellter, ausgemusterter Leitungsmast für die neue Aufgabe vorbereitet, heißt es in einer Pressemitteilung.

Zur Verstärkung des Storcheninteresses wurden „Schmelzspuren“, also Imitationen von weißen Kotspritzern aufgebracht. Zur Abrundung erhielt die Konstruktion direkt unter der Nistplattform noch einen Nistkasten für den Turmfalken, der im Projektgebiet bislang nur unzureichende Nistplatzangebote vorfindet, aber ein wichtiger Partner bei der Pflege der am Ort befindlichen gemeindeeigenen Streuobstwiese werden kann, weil er ein gutes Auge auf die Mäuse hat.

Neue Nistmöglichkeit auf Leitungsmast

Schließlich wurde der ehemalige Leitungsmast mit dem Traktor in der zuvor einbetonierten und signierten Tragkonstruktion aufgerichtet und gesichert.

Die Frage ist nun, wann die Störche die neue Nistmöglichkeit entdecken werden. Die Aussichten seien gut und die Erwartungen hoch, denn die Weißstorch-Population in der Schwalm befinde sich in der Phase exponentieller Bestandsentwicklung, heißt es weiter. Dabei steige der Bestand in neu besiedelten Lebensräumen nach einer längeren Konsolidierungsphase auf niedrigem Niveau vergleichsweise steil an, bis die Kapazitätsgrenze eines Lebensraumes erreicht ist.

In der Mitte der 1990er-Jahre war der weiße Storch nicht nur aus der Schwalm, sondern auch aus ganz Hessen und dessen angestammte Lebensgrundlage mit dem Wandel in der Kulturlandschaft allmählich verschwunden. Nun kommt der weiße Storch bereits seit Jahren mit ungeahnter Dynamik – auch begünstigt durch den Klimawandel – von Süd nach Nord vorrückend zurück.

Warme und schneearme Winter, ideale Überwinterungsplätze in Südwesteuropa haben aus dem klassischen Sommervogel sogar bereits vielerorts Standvögel gemacht. So haben sich die Lebensbedingungen für den Allesfresser deutlich verbessert: Mäusepopulationen sind ein stetiger Begleiter monostrukturierter Agrarlandlandschaften und dem Storch ist die Umorientierung vom Froschzum pelzigen Kleinsäuger perfekt gelungen. Schon mehr als 1000 Brutpaare wurden 2022 allein in Hessen gezählt.

1998 gab es auch wieder eine erste Weißstorchbrut in der Schwalm. Ein gutes Jahrzehnt dauerte die erste Phase der Neubesiedlung, bis 2011 ein zweites Brutpaar gefeiert werden konnte.

Zahl der Störche nimmt zu

Seither entwickelt sich der Bestand stetig, von vier Brutpaaren 2017 auf 2022 deren elf. In der frühen Entwicklungsphase der Populationsentwicklung zeigt sich eine Beziehung zwischen Bruterfolg und Bestandsanstieg in frisch besiedelten Lebensräumen. Mit der Verzögerung von etwa fünf Jahren, der Geschlechtsreife der Störche, tragen die Jungvögel nun zum Aufschwung bei.

Nachdem der Förderverein Kulturlandschaft Schwalm schon im Jahr 2014 auf diese Entwicklung gesetzt und nahe Gungelshausen eine Nistplattform installiert hatte, aber erst nach sieben Jahren mit der ersten Brut bestätigt wurde, sollte es mit der weiteren Ausdehnung der Reviere von der Achse der Schwalm in das Auengebiet von Antreff und Leimbach schneller gehen und die Plattform bald besiedelt sein, heißt es in der Mitteilung weiter.

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