Endlich wieder Spenneweih - Alter Brauch wird am Sonntag zum Leben erweckt

Uslar – Drei Jahre lang mussten die Menschen im Uslarer Land wegen der Coronavirus-Pandemie auf die Spenneweih als typische und Jahrhunderte alte Traditionsveranstaltung verzichten. Jetzt wird eine Neuauflage durch den Ortsrat der Kernstadt vorbereitet.
Termin ist wie immer der Sonntag Judica zwei Wochen vor Ostern. Das Spektakel finden am Sonntag, 26. März, nach dem Ratsherrenfrühstück ab 13 Uhr vor dem Uslarer Rathaus und auf der Langen Straße statt.
Im Mittelpunkt stehen der Wettlauf der Kinder und anschließend die kostenfreie Verteilung der Spennewecken.

Außerdem ist der Veranstaltungstag wie schon seit einigen Jahren wieder ein verkaufsoffener Sonntag von 12 bis 17 Uhr statt. Im Geschäft Bücherwurm werden in der Zeit kostenlos Äpfel an Kinder verteilt (solange der Vorrat reicht), die der frühere Uslarer Klaus Mathies (Remscheid) spendiert.
Nach der Zwangspause soll die Spenneweih wieder als ein kleines Stadtfest gefeiert werden. In den vergangenen Jahren säumten stets Hunderte Schaulustiger die Straße und feuerten die Schulkinder an, bevor es anschließend im dichten Gedränge ins Rathaus zur Verteilung der Spennewecken ging. Am Sonntag soll zum Auftakt der Spielmannszug Schönhagen vom Forstgarten aus musizierend über die Lange Straße bis zum Rathaus marschieren. Dort finden dann Ansprachen statt, bei der der Ortsbürgermeister den überlieferten Urkundentext verliest. Seit einigen Wochen hängt dieser in großen Buchstaben auch auf einer Rolle an der Rathausfassade.
Für das Team, dessen Schlussläufer als erstes die Rathaustürkleppe anfasst, wird der Altstadt- oder Neustadtwimpel aus einem Fenster in der ersten Etage des Rathauses gehisst, bevor Mitglieder des Uslarer Ortsrates, die sich stets in historischen Kostümen zeigen, dann die leckeren Weißbrote, die Spennewecken, verteilen.
Die Geschichte der Uslarer Spenneweih
Die Spenneweih in Uslar geht auf zwei spätmittelalterliche Stiftungen für Arme zurück. Daraus ist im Laufe von über 660 Jahren ein Staffel-Wettrennen geworden, das jedes Jahr am Sonntag Judica zwei Wochen vor Ostern stattfindet. Nach dem Rennen gibt es Spennewecken als Gabe für die Kinder. Früher haben sich die Jungen mit Fäusten um den ersten Platz an der Rathaustürkleppe gekämpft, um als erste an die Spennewecken zu kommen. Seit 1957 wird der „Kleppenkampf“ als Wettlauf Altstadt gegen Neustadt ausgetragen. Und seit 2007 ist es ein Staffellauf auf einer abgesteckten Strecke über die Lange Straße zwischen Uslarer Grundschülern aus der Kernstadt und den Dörfern.
Von Jürgen Dumnitz