Kochen, schnippeln, Comedy - Impro-Show im Kulturbahnhof war ausverkauft

Uslar – Wenn sich Künstler und Publikum wohlfühlen, steht einem gelungenen Abend nichts mehr im Wege. „Denn nur in Uslar ist’s richtig schön“, sangen Lars Wätzold und Michael Zalejski von der Göttinger Comedy-Company. Gemeinsam mit Sterne- und Fernsehköchin Jacqueline Amirfallah machten sie wieder Station im Kulturbahnhof und eroberten die Herzen und Mägen der 100 Zuschauer im ausverkauften Haus.
Am Ende bekam Aushilfs-Beikoch Hans-Georg „Schorse“ Busch sogar ein Jobangebot von der Fernsehköchin.
Schon vor der Show war die Aufregung groß. Allerdings bei Amirfallah und ihren Kollegen. Die waren aus Göttingen angereist und stellten dann fest: Sie haben die Kochplatten vergessen, erzählte Jacqueline Amirfallah ganz freimütig auf der Bühne. Das war gar nicht aufgefallen, denn der Kofferraum war gut gefüllt mit 100 gespendeten Porzellantellern für den Kulturbahnhof. Aber da Amirfallah auch mit den Gastronomen im Uslarer Land gut vernetzt ist – Koch Markus Höche aus Schönhagen, ehemaliger Azubi bei Amirfallah, saß mit seiner Familie in der zweiten Reihe – hatte sie die Kochplatten ein paar Telefonate später organisiert.
Die Auswahl der Hilfsschnippler aus dem Publikum ist Teil der Impro-Kochshow. Der erste Arm, der hochging, war der von Schorse Busch. Der Lkw-Fahrer aus Allershausen hatte sich vorbereitet und unter der Jacke schon die Schürze an. Sogar an die Papiertüten für die Biotonne hatte Busch gedacht, der sich auch noch als ausgezeichneter Schnippler erwies. Als zweite kam Elke aus Wetter auf die Bühne, die mit ihrem Lebensgefährten Reinhard Möller in der ersten Reihe saß und eigentlich gar nicht so viel von sich erzählen wollte. Alle privaten Informationen, die Lars Wätzold ihr dann doch gekonnt entlockte, flossen natürlich in ein Lied ein.
Zum ersten Mal durften die Zuschauer in die Kochtöpfe schauen. Markus Thiel, Kulturbahnhof-Vorsitzender und Cheftechniker, hatte aufgerüstet. Zwei Topfkameras hingen über den Köpfen von Wätzold, Zalejski und Amirfallah und filmten, was da vor sich hin kochte, um es für alle gut sichtbar auf zwei große Bildschirme zu streamen.
In den Töpfen landete nach und nach, was das Publikum mitgebracht hatte: Zwiebeln mit Chicorée und Apfel, ein Wildschweinbraten in kleinen Stücken, Obst, klein geschnitten, gekocht, püriert und mit Couscous angedickt. Während Wätzold und Zalejski mit improvisierten Liedern einmal mehr ihr komödiantisches und musikalisches Talent bewiesen, kochte Amirfallah, beantwortete Fachfragen und griff aktuelle ernährungspolitische Themen auf.
Haferwurzel schmecke gut, erfuhren die Zuhörer, und Fisch werde bei der Sous-Vide-Methode, bei der das Gargut in einem verschlossenen Plastikbeutel im Wasserbad gegart wird, bei 57 Grad perfekt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum gehöre abgeschafft, forderte Jacqueline Amirfallah und rief dazu auf, sich mehr auf die eigenen Sinne zu verlassen, zu schmecken, zu riechen und zu fühlen.
Alle drei Akteure auf der Bühne im Kulturbahnhof waren sich einig, dass die Menschen in der Region privilegiert sind, weil hier die landwirtschaftlichen Erzeuger und ihre Kunden noch nah beieinander sind oder die Ernte direkt aus dem eigenen Garten kommt.
Die Äpfel der Sorte Goldparmäne, die Kristina Bäthe mitgebracht hatte, entsprächen zwar nicht der EU-Norm, so Amirfallah begeistert, aber sie schmeckten hervorragend und seien sehr lagerfähig.
Nach über zwei Stunden waren die Zuschauer begeistert und ihre Geschmacksnerven so animiert, dass einige gleich verkündeten, sie würden gerne wiederkommen. Gelegenheit dazu haben sie womöglich im Oktober. Es sei geplant, so war zu hören, Jacqueline Amirfallah, Lars Wätzold und Michael Zalejski dann erneut in den Kulturbahnhof zu holen. zyp
Von Gudrun Porath