Kritik an Geld-Umschichtung - Ortsrat Schönhagen beklagt zudem Projekt-Verschiebung

Schönhagen – Das war eine Mammutsitzung. Über drei Stunden diskutierten die Ortsratsmitglieder in Schönhagen mit Uslars Bürgermeister Torsten Bauer und elf Zuhörer am Donnerstagabend im Hotel Fröhlich-Höche über aktuelle, geplante und verschobene Projekte, bei denen die Bürger die Stadt in der Pflicht sehen.
In der Einwohnerfragestunde legte Harry Erfurt los. Er wusste, dass das Geld für die Sanierung der Ahlebrücke an der Mittelstraße und für einen gestoppten Radwegebau jetzt für den Neubau des Bauhofs eingesetzt werden soll, weil die Stadt so einen Nachtragshaushalt vermeiden wolle. „Damit ist das Brückenbauprojekt für dieses Jahr gestorben“, warf Erfurt Bürgermeister Bauer vor.
Der reagierte gereizt, fasste Erfurts Worte offenbar als Angriff aufs Baumanagement auf. Bei der Ahlebrücke sei keine Gefahr im Verzug. „Manchmal müssen andere Projekte vorgezogen werden, wenn die Dringlichkeit gegeben ist“, argumentierte Bauer. Der Bauhof sei in Containern untergebracht und die Baukosten seien gestiegen. Die Bauhof-Kollegen bräuchten ein Gebäude, in dem sie arbeiten können“, sagte Bauer. Zudem sei das Vorgehen mit der Finanz- und Kommunalaufsicht abgestimmt.
Laut Erfurt werde die Brückensanierung seit sieben Jahren gefordert. Aus dem Ortsrat hieß es, dass die Brücke schon 2018 gebaut werden sollte. Man schiebe, schiebe und schiebe und werde so unglaubwürdig.
Bauer meinte, die Sorgen seien nachvollziehbar. Man werde wohl dieses Jahr planen (50 000 Euro) und nächstes Jahr bauen (etwa 210 000 Euro). Budgetgeber sei der Stadtrat, der noch entscheiden müsse. Im Ortsrat soll das Thema erneut auf die Tagesordnung, sagte Hühne.
Er berichtete von weiteren Projekten, bei denen es hakt. Für den Erstausbau südlich der Triftstraße („Unterm Roten Land“) gebe es weniger Geld, weil eine Straße in einem anderen Dorf Vorrang bekommen habe. Der Bereich sei seit 16 Jahren eine Schotterpiste und die Ausführung werde wohl erneut verschoben. Der Zustand der Amelither Straße, des Leichenwegs und der Straße Wiesengrund sei zudem so schlecht, dass sie nicht im DSK-Verfahren (Dünne Asphaltdeckschicht in Kaltbauweise) saniert werden könnten. Für den Wiesengrund hat der Ortsrat bereits zuvor eine Kompletterneuerung gefordert.
53 000 Euro stehen jetzt für das DSK-Verfahren auf der Schmacht-, Lauenfeld- und Kastensiekstraße sowie „In der Spitze“ und an der Bornstraße zur Verfügung. Für den Bohlweg reiche das Geld vermutlich nicht mehr aus. Die Sanierung soll daher laut einstimmigem Beschluss des Ortsrates auf 2024 verschoben werden. Für den 29. Juni ist laut Ortsbürgermeister Herbert Hühne eine weitere Protestaktion an der Bundesstraße 241 geplant, um auf das Anliegen des Ortsrates, das Tempo im Mittelteil der Ortsdurchfahrt im Bereich Schule und Kindergarten auf 30 km/h zu reduzieren. Der Landkreis Northeim habe die Messung des Straßenlärms und eine Verkehrszählung zugesagt und es stehe die jährliche Verkehrsschau an.
Lob für Bauhof-Arbeit auf dem Friedhof
Eine eigene Geschwindigkeitsmesstafel könne nach Eingang von Spenden jetzt bestellt werden, kündigte Hühne an. Die Tafel messe und registriere die gefahrene Geschwindigkeit in beide Richtungen und zähle Fahrzeuge.
Einstimmig empfahl der Ortsrat eine Einbahnstraßenregelung von der Straße „In der Spitze“ zur Amelither Straße vorbei an Kindergarten und Schule. Das soll die Verkehrssicherheit erhöhen.
Hühne bedankte sich bei den Bauhof-Mitarbeitern, die auf dem Friedhof „ohne Beanstandungen“ gearbeitet hätten. Bäume wurden gefällt, Wurzeln entfernt und zwei Ambersäulen und ein Judasbaum seien bereits gepflanzt worden. Weitere sollen folgen, so Hühne.
Er dankte auch Jutta Obermann-Knispel und Kerstin Ahlborn für zwei neue Bänke auf dem Friedhof. Die Frauen hatten aus selbst geernteten Äpfeln Saft herstellen lassen und diesen verkauft. Vom Erlös wurden die Bänke gekauft.
Sorgen bereitet dem Ortsrat indes der Zustand der Grillhütte mit Feierhäuschen neben der Ahle am alten Sportplatz. Haus und Hütte gehören dem Heimat- und Kulturverein. Da stünden Sanierungen an, die der Verein nicht alleine stemmen könne. Der Ortsrat sucht Ideen und appelliert an alle Vereine und die Öffentlichkeit, um die Anlage zu erhalten.
Beschwerden gab es über zwei Hundehalter im Dorf. Ortsratsmitglied Albert Grote ist der Ansicht, dass die großen Hunde jederzeit über einen Zaun springen könnten und Kinder und vor allem ältere Mitbürger Angst hätten. Die Hundehalter hielten sich auch nicht an die Leinenpflicht. Das Ordnungsamt der Stadt sei informiert, aber er habe Zweifel, das sich die Hundehalter an die Vorgaben halten. Bürgermeister Bauer sagte, er werde sich den Vorgang ansehen.
Laut Ortsheimatpfleger Karl-Heinz Lumma seien Archivalien des Dorfes einzulagern. Er forderte den Ortsrat auf, geeignete Räume dafür zu suchen, in denen auch Ausstellungen möglich sein sollten. „Es gibt viele historische Dinge, die keiner mehr lagern kann oder will und die sonst bald verschwinden“, meint Lumma. Als Beispiel nannte er die Fahne des aufgelösten Kriegervereins. zyp