Lokale Musikszene dümpelt - Künstlerisch begabter Nachwuchs für Bandprojekte fehlt

Uslar/Bodenfelde – Deutschland sucht den Superstar und im Uslarer Land mit Bodenfelde fehlt der künstlerisch engagierte Nachwuchs. Eine lokale Musikszene mit aufstrebenden jugendlichen Nachwuchsinterpreten oder Bands gibt es nicht, obwohl die technischen Voraussetzungen in Proberäumen und schallgedämpften Aufnahmestudios nie besser waren.
Vorbei scheinen die Jahre, als Nachwuchsbands in Kellerräumen geprobt haben und es für öffentliche Auftritte nur selten Gelegenheiten gab. Im Kulturbahnhof Uslar steht Nachwuchsmusikern eine feste Bühne und zusätzlich sogar noch eine mobile Bühne zur Verfügung, die an jeden Festivalort gefahren und aufgebaut werden kann.
Die Bodenfelder Gemeindejugendpflege kann in der alten Schule nicht nur einen isolierten Probenraum zur Verfügung stellen, sondern sogar ein technisch voll ausgestattetes Aufnahmestudio.
Doch was fehlt, ist der Nachwuchs im Uslarer Land und Bodenfelde. Wo der Grund dafür zu suchen ist, ist offen. Ob es am fehlenden Musikunterricht in den Schulen liegt, es keine Förderung talentierter Sänger und Musiker in den Familien mehr gibt oder einfach das Interesse am Singen und Musizieren, ist offen.
Keine Anfragen gebe es im Kulturbahnhof Uslar. Da habe man zwar schon einmal über eine offene Bühne nachgedacht, um Nachwuchsbands oder auch Einzelinterpreten eine Möglichkeit zu geben, vor Publikum zu spielen, sagte Hannah Witschorek vom Trägerverein auf Anfrage. Es gebe aber keine Szene, die man ansprechen könne. Man sei sogar dafür vorbereitet, in der oberen Etage des Kulturbahnhof-Gebäudes in Allershausen ein Aufnahmestudio einzurichten.
Hans-Georg Gloger vom Gitarren- und Klavierinstitut Uslar beobachtet, dass der Trend dahingeht, dass mehr oder weniger talentierte junge Leute zuhause alleine üben und experimentieren, sogar Videos bei Kanälen wie Youtube hochladen, aber lokal nie in Erscheinung treten. Statt realem Applaus von Menschen vor der Bühne sammelten sie im weltweiten Netz „Likes“. Eine lokale Szene wie noch vor zehn Jahren gebe es nicht mehr.

Zu den letzten Schülerbands gehörte laut Gloger „Sorry for the Mistakes“, die auf Bühnen im Uslarer Land und dem Weserbergland rockten. In sein Schulungsunternehmen kämen heute Kinder ab der Grundschule. Vor Jahren seien es noch Teenies gewesen, die Vorbildern nacheiferten und Instrumente auch fürs Musizieren in Schülerbands übten, sagt Gloger. Aktuelle Bandgründungen sind ihm nicht bekannt.
Vor der Corona-Krise habe die Band „Avantator“ noch beim Pekermarkt gespielt, jetzt habe er lange nichts mehr von der Band gehört, sagt Uslars Stadtjugendpfleger Kristian Thiemann.
„Das ist alles weggebrochen“, bedauert Thiemann. Bei Bedarf könne er sogar Workshops organisieren, denn eine „intakte lokale Musikszene ist eine kulturelle Bereicherung“, sagt Thiemann.
Bodenfeldes Gemeindejugendpfleger Stefano Turano ist sich sicher, dass die lokale Musikszene komplett der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist. Im Flecken gebe es zwar einzelne Akteure, doch alles stehe still und dümpele vor sich hin.
Zuletzt habe er vor über zwei Jahren in Kooperation mit Musiklehrern der örtlichen Gesamtschule einen Workshop mit damals begeisterten Teenagern initiiert, doch das sei nicht weitergegangen.
Von Jürgen Dumnitz