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Traum von Telefonzelle - Liedermacher Mario Becker begeistert im Bücherwurm

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Von: Gudrun Porath

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Kam beim Publikum gut an: Der Liedermacher Mario Becker aus Herberhausen bei Göttingen beim Konzert im Uslarer Fachgeschäft Bücherwurm.
Kam beim Publikum gut an: Der Liedermacher Mario Becker aus Herberhausen bei Göttingen beim Konzert im Uslarer Fachgeschäft Bücherwurm. © Gudrun Porath

Uslar – Wenn Mario Becker träumt, dann kann es schon mal um eine Telefonzelle gehen, gerne auch mit unverkennbarem Harngeruch und durchtrenntem Hörerkabel. Bei den 33 Zuhörern in der oberen Etage der Buchhandlung Bücherwurm in Uslar weckt das Erinnerungen. Doch der Liedermacher wagt auch den Blick nach vorn und beeindruckt mit seiner stillen, authentischen Art, seiner Wortkunst und seiner Musik.

Er mag ein progressiver Typ mit Retroaffinität sein, wie er sich in seinem Lied „Wenn ich träumen dürfte“ selbst beschreibt. Einer, der sich nicht nur die Telefonzelle zurückwünscht, sondern auch eine Zeit ohne Internet und voller persönlicher Kontakte. Eines ist Mario Becker an diesem Abend jedoch sicher nicht: Jemand, der mit seinem Können und seinem Erfolg angibt.

Fast zurückhaltend steht er auf der kleinen Bühne, alleine mit einem Werbeaufsteller und seinen vier Gitarren, plus Ukulele und Loop-Station, über die er eine Tonspur aufzeichnet, um sie in Endlosschleife wiederzugeben und so Mehrstimmigkeit zu erzeugen. Dabei wurde der Liedermacher aus Herberhausen bei Göttingen erst 2022 für seine CD „WLan in der Telefonzelle“ beim Deutschen Rock & Pop-Preis als Bestes CD-Album deutschsprachig ausgezeichnet.

Die meisten Lieder hat er selbst geschrieben, obwohl er nicht den ganzen Tag Musiker ist, sondern tagsüber im Prozessmanagement einer Versicherung arbeitet. Becker spielte in einer Band, von den Bandkollegen kam die Anregung: „Schreib doch mal was.“ Das habe er sich erst gar nicht zugetraut, so der Musiker, doch dann hat es ihn gepackt.

Nach einem stressigen Tag geht er in den Keller, arbeitet an seiner Musik und kann dabei entspannen. So sind Lieder entstanden, in denen sich Erinnerungen, aktuelle Themen und ein zuversichtlicher Blick in die Zukunft abwechseln.

Becker erzählt von den Versuchen, die erste große Liebe auf dem Schulhof mit täglichen Schokokussbrötchen für sich einzunehmen – und erhält auf der Bühne prompt selbst eins überreicht. Wenn er vom Klimawandel singt und die Gitarre zupft, fühlt man sich an Reinhard Mey erinnert. Aber er kann auch anders, covert beispielsweise Mark Forsters „Sowieso“ und Tim Benzkos „Nur kurz die Welt retten“ oder lässt das Publikum aktiv mitmachen. „Eine Kuh“ heißt das Lied, bei dem die Männer „Muh“ machen und auch die Frauen mitsingen sollen.

Das Publikum hat es sich gemütlich gemacht in der intimen Wohnzimmeratmosphäre des Raums über dem Bücherwurm, wo es neben dem Konzert auch noch eine Ausstellung mit Bildern der Malerin Karin Vickermann aus Delliehausen zu sehen gibt.

Gastgeberin Elke Andauer sitzt im Sessel in der ersten Reihe und freut sich. Dass die Bude voll wird, war nämlich bis kurz vor dem Konzert nicht abzusehen. Ganze vier Karten waren im Vorverkauf über den Tresen gegangen. Jetzt ist nicht nur sie zufrieden, sondern auch der Sänger und das Publikum. So kann es weitergehen.    zyp

Von Gudrun Porath

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