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Eva-Maria Kappelhoff aus Usseln ist Partnerin bei Start-up für Mehrwegbehälter in der Gastronomie

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Von: Wilhelm Figge

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Natürliche Rohstoffe und Verantwortung fürs Recycling sind Grundlagen der Firma „MealGood“, die Eva-Maria Kappelhoff mitgegründet hat.
Natürliche Rohstoffe und Verantwortung fürs Recycling sind Grundlagen der Firma „MealGood“, die Eva-Maria Kappelhoff mitgegründet hat. © pr

Mehrwegbehälter sollen Einwegverpackungen ersetzen – sind aber selbst aus Plastik. Eine Usselnerin hat ein Start-up mitgegründet, das es anders machen soll.

Usseln/Dresden – Als die Kantine corona-bedingt schloss, kam das Office-Catering – und mit ihm angesichts von 15 Mitarbeitern reichlich Verpackungsmüll. Das trieb die gebürtige Usselnerin Eva-Maria Kappelhoff um. Weil Lösungen gar nicht so leicht zu finden sind, nahmen die studierte Staatswissenschaftlerin und die Wirtschaftspsychologin Laura-Marie Schulte, der es genauso ging, die Sache selbst in die Hand und gründeten „MealGood“. Die in Dresden ansässige Firma produziert biobasierte Mehrwegbehältnisse vor allem für die Großgastronomie.

Als die damals 26-Jährige und ihre spätere Partnerin sich vor zweieinhalb Jahren auf die Suche nach umweltschonenden Verpackungen machten, war das Angebot knapp. Und was aufkam, war Plastik: „Einweg-Kunststoff mit Mehrweg-Kunststoff zu ersetzen, ist nicht das, was wir wollen“, hält Eva-Maria Kappelhoff fest. Nach erfolgloser Suche bekamen sie einen Rat: „Macht es einfach selber.“ Seit gut einem halben Jahr arbeiten beide nun komplett für ihr Projekt.

Grundlage für ihre Behälter ist Alkohol, der bei der Zuckerproduktion anfällt. Ganz ohne Öl geht es nicht, weil die natürlichen Stoffe noch nicht die richtige Fließeigenschaften haben – aber im Vergleich zu herkömmlichen Mehrwegverpackungen reduziere „MealGood“ die Erdölverwendung um 95 Prozent.

Nicht nur auf den Rohstoff werde genauer geguckt, sondern auch auf das Recycling: „Das klappt in Deutschland sonst nicht so gut“, hält Eva-Maria Kappelhoff fest. Nur 15,6 Prozent der Plastikabfälle würden zu Rezyklat verarbeiten: „Also recyceltem Material, welches auch tatsächlich genutzt wird und wieder in den Stoffkreislauf gelangt.“ Ihr Unternehmen kümmere sich selbst darum. Das Rezyklat komme etwa im Straßenbau für Rohre zum Einsatz. Lieber würde „MealGood“ es für neue Schalen einsetzen, aber die Hürden seien wegen möglicher Kontamination von Verpackungsmaterialien allgemein hoch. Mit der TU Dresden forsche das Unternehmen noch, um nachzuweisen, dass ihr Rezyklat geeignet ist.

Speziell an Anbieter von Menüservice, Catering und Lieferdiensten richtet sich das Unternehmen. Die Schalen werden an die Betriebe verkauft, nach gut 250 Nutzungen endet ihr Lebenszyklus und „MealGood“ nimmt sie zurück. Über Produktion und Recyling biete das Unternehmen viele Optionen an: Individualisierte Gefäße, UV-Reinigung etwa für Krankenhäuser, ein App-Tracking für Abnehmer, die kein Pfand erheben wollen. Während der Fokus auf der Großgastronomie liege, eigne sich das System auch für kleinere Betriebe auf dem Land, deren Kundschaft immer wieder komme.

Seit Jahresbeginn gilt für Gastrobetriebe die Pflicht, Alternativen zu Einweg-Plastikbehältern anzubieten: „Wir dachten, es gebe einen großen Ansturm im vergangenem Jahr“, sagt Eva-Maria Kappelhoff – doch viele wachten jetzt erst auf. Angesichts der Belastungen, denen die Branche ausgesetzt ist, mache sie keinem Vorwürfe.

Die Experten für Materialwissenschaften und Chemie arbeiten weiter am Produkt: Eva-Maria Kappelhoff ist zuversichtlich, dass sie in einigen Monaten den Recycling-Kreislauf zur Nutzung als neue Schalen schließen können. Auch Becher sollen folgen, weil Kunden oft ein Gesamtpaket wünschten. Sie sagt: „Die große Vision ist, dass Mehrweg in der Gastronomie so selbstverständlich wird wie bei Getränkeflaschen. Früher war das ja auch unvorstellbar.“ (wf)

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