Pferdesportverbände und Kreisbauernverband kommen mit Experten zum Thema Wolf ins Gespräch.

Pferdesportverbände und Kreisbauernverband kommen mit Experten zum Thema Wolf ins Gespräch.
Eschwege – Zu der Gemeinschaftsveranstaltung „Weidezaunbau – so sicher wie möglich für Pferde und Rinder“ hatten kürzlich der Pferdesportverband Hessen, der Verband der Pony- und Pferdezüchter Hessen, der Kreisbauernverband Werra-Meißner und der Kreisreiterbund Werra-Meissner eingeladen.
Etwa 50 Weidetierhalter aus dem Werra-Meißner-Kreis, aber auch aus Schwalm-Eder und Südhessen waren der Einladung nach Eschwege gefolgt.
Erster Referent war Dr. Michael Weiler aus Steffenberg, Fachtierarzt für Pferde zum Thema „Die Rückkehr des Wolfes – Fluch oder Segen?“ Während seiner aktiven Zeit als Tierarzt hat Dr. Michael Weiler mehrere Kliniken in Osteuropa mit aufgebaut.
Seiner Ansicht nach ist der Wolf nicht mehr als bedrohte Tierart anzusehen. Brandenburg, Sachsen oder Sachsen-Anhalt haben weltweit die höchste Wolfsdichte. „Niedersachsen hat mittlerweile eine höhere Wolfsdichte als Kanada“, sagte Dr. Michael Weiler.
Die Anzahl der getöteten oder verwundeten Nutztiere nehme dramatisch zu. 2020 wurden deutschlandweit 4000 Weidetiere von Wölfen gerissen. In NRW, Niedersachsen und Thüringen habe es laut Weiler bisher mehr als 50 Angriffe auf Pferde gegeben. Weiler wies darauf hin, dass der Fleischbedarf eines Wolfsrudels pro Jahr bei zirka 11 000 Kilogramm Fleisch liegt.
Bei 2022 offiziell bestätigten 161 Wolfsrudeln und 41 Wolfspaaren liege deren Fleischbedarf bei knapp unter 2000 Tonnen im Jahr. Mit Fakten widerlegte der Tierarzt die Thesen, die Naturschutzverbände vor etwa zehn Jahren zum Verhalten des Wolfes aufgestellt hatten: Die Wölfe überspringen hohe Zäune, sie greifen Rinder und Pferde an, Wölfe sind nicht scheu und laufen tagsüber durch Dörfer, die Wölfe sind eine Gefahr für die Menschen, Wölfe müssten lernen, Abstand zu den Menschen zu halten. „Wölfe sind Opportunisten und jagen auf die einfachste Art und Weise, nämlich Nutztiere. Die Wölfe töten grausam und fressen ihre Beute nicht selten bei lebendigem Leib auf. Die Wölfe sind enorm anpassungsfähig, sie jagen dort, wo ihnen die geringste Gefahr droht. Herdenschutz durch Zaunbau wird oft untergraben oder übersprungen.“
Weiler wies auf die Möglichkeit hin, im Fall eines Wolfsrisses zwei Genproben entnehmen zu lassen. Sodass, ähnlich wie bei einer Dopingprobe, bei einem unklaren Ergebnis ein unabhängiges Institut mit der Genanalyse beauftragt werden kann.
Das zweite Thema des Tages war der Herdenschutz für Rinder, zu dem Arndt Ritter, Berater Schaf- und Ziegenhaltung beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, sprach. Er erläuterte technische Details zu Elektrozäunen, die sich in Wolfsgebieten als wirksame Präventionsmaßnahmen bewährt hätten.
Über den Herdenschutz für Pferde referierte Andreas Hornemann, Berater Pferdezucht, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Die empfohlene Zaunhöhe beträgt 0,75 Meter mal Widerristhöhe.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass Prävention durch Weidezaunbau ein wichtiges Thema ist, jedoch würden die Schutzmaßnahmen oft von den Wölfen überwunden. Alle Beteiligten einig: „Neben allen privaten Präventionsmaßnahmen muss die Bedrohung durch den Wolf auch weiterhin auf politischer Ebene thematisiert werden.“
Die Verbände der Weidetierhalter demonstrieren mit solchen Veranstaltungen einen Schulterschluss, so Jörg Zeidler, „und weisen auf die Gefahr für die ländliche Bevölkerung hin. red/salz